Buch des Monats September 2010

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Buch des Monats September 2010

Buch des Monats September 2010,

Beim Polen Magazin ist Dojczland“ von Andrzej Stasiuk Buch des Monats im September 2010, eine klischeehafte Deutschlandreise eines Klischeepolen, polemisch gegen Deutsche, polemisch gegen Polen sowie deren gegenseitige Vorurteile, Klischees und Stereotype. Es ist eine Art Momentaufnahme, die das polnische Verhältnis zu Deutschland beleuchtet.

Stasiuks dichtender, trinkender Tramp stromert durch deutsche Provinzbahnhöfe, fährt jeden Kontakt fast angestrengt verweigernd durchs Land, nichts von Deutschland und den Deutschen an sich heranlassend, verbissen sich in cooler Pose haltend, die doch nur Maske ist. Sein Urteil: innen drin ist Deutschland kalt leiert er sich selbst gebetsmühlenartig vor. Was er sieht, ist ein seelenlose, gefühlskaltes Land ohne Emotionen, das ihm ein Rätsel bleibt, ihm und seiner slawischen Seele. Und dann sind da ja immer noch die „Großmutter-Geschichten“, die jeder Pole seiner Generation mit sich herumschleppt, die Geschichten des Grauens der Besatzungszeit, des Holocausts, Geschichten, die Stasiuk fast beiläufig erwähnt. Systematisch lässt Stasiuk die Klischees, die Polen über andere und sich selbst haben sich aneinander reiben. Da gerät vordergründig Polemisches über Deutschland hintergründig zum Polemischem über Deutschland, wird aus vorgeblicher Oberflächlichkeit in einer plötzlichen Wendung Tiefgründiges.

Nichts ist hier abgeschlossen, oder führt zu einem Ende mit einem „so ist es“. In Dojczland lässt Stasiuk den Leser – natürlich überspitzt, voll Ironie und Selbstironie, zuweilen überaus amüsant und mitunter voll schwarzem Sarkasmus – mit seinem despektierlichen Blick auf Deutsche und Polen in ihrem vertrackten Verhältnis ohne Lösung zurück. Aber der Ist-Zustand, den erklärt er. Wie es weiter gehen soll, müssen wir selbst überlegen und daran gehen, diese unerfüllte Liebe zueinander von Klischees zu reinigen und mit tiefer Empathie zu beleben.

Der 1960 in Warschau geborene Andrzej Stasiuk gilt als einer der wichtigsten Autoren der polnischen Gegenwartsliteratur und debütierte 1992 mit „Die Mauern von Hebron“ (Mury Hebron), einem Erzählband, der seine Gefängniserfahrung verarbeitet. Stasiuk war 1980 zur Armee eingezogen worden, desertierte nach neun Monaten Dienstzeit, wurde gefasst und eingesperrt. Danach zog er 1986 nach Czarne, einem Bergdorf in den Beskiden. Zu seinen auch in Deutschland bekanntesten Werken gehören: Galizische Geschichten und Die Welt hinter Dukla.

Dojczland wurde in Polen zu einem ausgesprochenen Bestseller, der nicht nur bejubelt wurde. Von der politischen Rechten des Kaczynski-Flügels wurde die Polen gegenüber zu wenig Respekt zeigende Tendenz bekrittelt.

Andrzej Stasiuks „Dojczland ist unser Buch des Monats September 2010, weil es ein amüsant geschriebenes Buch zum Thema deutsch-polnisches Verhältnis und ein Stück hervorragender polnischer Literatur ist.

Über Brigitte Jaeger-Dabek 1608 Artikel
Brigitte Jäger-Dabek kennt Polen seit vielen Jahren und ist als freie Journalistin Polen-Expertin. Sie ist Autorin des preisgekrönten Buchs "Länderporträt Polen".