EURO 2012: Aus der Traum. Polen ist ausgeschieden

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Polnische Fußballnationalmannschaft

Polnische Fußballnationalmannschaft; Foto: Fabrizio Gianella, 26. Mai 2012,

Es war ein turbulenter letzter Spieltag in der Gruppe A der Fußballeuropameisterschaft, der über den Einzug ins Viertelfinale entschied. Am Ende ziehen die Tschechen als Gruppensieger und die Griechen als Gruppenzweiter ins Viertelfinale ein.

Damit ist nun Griechenland Gegner der deutschen Fußballnationalmannschaft, die sich mit dem 2:1 gegen Dänemark vom Sonntag in Lemberg/Lviv als Erster der Gruppe B fürs Viertelfinale qualifiziert hatte.

Der letzte Spieltag der Gruppe A entwickelte sich nach müdem Beginn in beiden Spielen Griechenland-Russland in Warschau und Tschechien-Polen in Breslau ausgesprochen dramatisch. Die Tschechen taten nicht mehr als nötig, um die polnischen Angriffe abzuwehren, denn vermeintlich hätte ihnen doch ein Unentschieden zum Erreichen des Viertelfinales gereicht. Das änderte sich schlagartig, als in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit Karagunis für die vermeintlichen Underdogs aus Griechenland das 1:0 gegen Russland schossen.

Nun mussten die Tschechen kommen und brauchten ihrerseits nun einen Sieg, um die K.o.-Spiele zu erreichen. Entsprechend traten sie zu Beginn der zweiten Halbzeit auf und der Führungstreffer war letztlich nur eine Frage der Zeit, die individuelle Klasse begann sich durchzusetzen. Nach dem 1:0 des Tschechen Jiracek, der in Wolfsburg spielt, brachen die Polen wie in den ersten beiden Spielen ein, nichts lief mehr zusammen.

Auch Polens zweite Teilnahme bei einer EU-Endrunde war also nicht von Erfolg gekrönt, wieder reichte es nicht für einen Sieg, nur zwei Tore schoss die polnische Nationalmannschaft. Das Team von Franciszek Smuda schien am Erwartungsdruck zu zerbrechen und wirkte seltsam gehemmt. Die Equipe fand nie zu mannschaftlicher Einheit, zu groß war der qualitative Unterschied zwischen den Dortmunder Spitzenspielern und dem Rest der Mannschaft einerseits, zudem hing Stümerstar Robert Lewandowski fast konstant in der Luft. Es gab im polnischen Team keine Bindung zwischen Abwehr und Angriff, das Mittelfeld fand nicht zur Kreativität, war überwiegend defensiv beschäftigt.

Der Abpiff der Partie in Breslau stürzte Polen in kollektive Trauer. Superstar Lewandowski stand das Entsetzen ins Gesicht geschrieben, Jakub Blaszczykowski sackte in sich zusammen, Lukas Piszczek brach in Tränen aus, frustrierte Fans verbrannten ihre Fahnen. Das Undenkbare war geschehen, der Traum war ausgeträumt.

Der 63-jährige Nationaltrainer konnte der Mannschaft den ungeheuren Erwartungsdruck nicht nehmen. Die Mannschaft habe in allen drei Spielen nicht das gezeigt, was sie drauf habe und hätte spielen könne, auch habe man sich wohl zu sicher gefühlt, erklärte er bei der Pressekonferenz nach dem Spiel. Auf die Frage nach seiner persönlichen Zukunft antwortete er, sein Vertrag habe nur bis zur EM gegolten, er stelle sich dem, was nun komme. Inzwischen hat Smuda dem polnischen Verbandsvorsitzeden Grzegorz Lato gegenüber das Ende seiner Tätigkeit als Nationaltrainer bestätigt.

Die polnische Tageszeitung Gazeta Wyborcza fasste so zusammen: kein Sieg, nur zwei Punkte und zwei Tore, dazu Letzter in der Gruppe. Als die Gruppen ausgelost worden waren, schien ein solches Ergebnis noch unmöglich zu sein. Das Blatt kommentierte weiter, ausgerechnet im wichtigsten Spiel ihres Lebens hätten die Spieler der polnischen Auswahl die schlechteste Turnierleistung gezeigt. Außer einer schwungvollen Anfangsphase mit ein paar Torchancen sei vom EM-Gastgeber Polen nicht gekommen. Zwar hätten Smuda und die Mannschaft das als das wichtigste Spiel ihres Lebens bezeichnet, was man aber auf dem Spielfeld  nicht gesehen habe, formulierte die Gazeta Wyborcza ihre Kritik.

Härter kritisierte Fakt, die polnische Bildzeitung, wo man liest, dies sei das Ende der EM. Polen sei Letzter in einer lächerlichen Gruppe geworden und alles sei nun schon vorbei. Die Sportzeitung Przeglad Sportowy kommentierte, das Abenteuer sei schon nach der Vorrunde zu Ende. Es sei das Ende der EM, auf die man so lange gewartet habe.

Am Sonntag erfolgte dann der Abschied der Fans von ihrer Mannschaft auf der Warschauer Fanmeile. Rund 20.000 Fans der polnischen Nationalmannschaft dankten dem Team noch einmal fahnenschwenkend und „dziekujemy (danke)“ rufend. Die Katerstimmung war deutlich und es war ein wenig, wie der Versuch sich aneinander aufzurichten.

Über Brigitte Jaeger-Dabek 1608 Artikel
Brigitte Jäger-Dabek kennt Polen seit vielen Jahren und ist als freie Journalistin Polen-Expertin. Sie ist Autorin des preisgekrönten Buchs "Länderporträt Polen".