Polen 25 Jahre nach der ersten freien Wahl

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Solidarnosc-Wahlplakat zum 4. Juni 1989, Foto: Wistula, CC-BY-3.0Polen feiert am heutigen Mittwoch, den 4. Juni den 25. Jahrestag der ersten teils demokratischen Wahlen und dem überwältigendem Sieg der Solidarnosc.

Feierlichkeiten vom Ukraine-Konflikt dominiert

Doch auch diese Begegnung, die eigentlich Polens Weg in die Freiheit feiern soll, wird von der Ukraine-Krise dominiert. Für viele Politiker sind die Feierlichkeiten in Warschau auch eine Gelegenheit, um Gedanken zum Ukraine-Konflikt auszutauschen und mit dem gewählten ukrainischen Präsidenten Poroschenko zu reden. Jaromir Sokolowski von der Warschauer Präsidialkanzlei erklärte, man werde diese Chance nutzen, um mit Poroschenko über Wege aus der innenpolitischen Krise in der Ukraine zu sprechen. Auch über die künftigen Beziehungen mit Russland und über die Zusammenarbeit zwischen Polen und der Ukraine werde man reden, fügte er an. Am Mittwoch wird dann nachmittags vor dem Warschauer Königsschloss Mustafa Dzemilew , dem Anführer der Krimtataren der erstmals verliehene Solidarnosc-Preis des Außenministeriums verliehen.

Bereits am gestrigen Dienstag, den 3. Juni ist der amerikanische Präsident Barack Obama eingeflogen um heute am Festakt teilzunehmen. In einem ersten Statement verkündete Obama massive Truppenverlegungen in die Länder des östlichen Europas, welche die USA sich rund eine Milliarde USD kosten lassen wollen. Obama forderte die europäischen Nato-Mitglieder auf, ihre Verteidigungshaushalte ebenfalls aufzustocken. Beschlossen werden sollen die Feierlichkeiten am Abend am Weichselufer mit dem Open-Air-Spektakel „Tanz der Freiheit“,das vom polnischen Weg zur Freiheit erzählt.

Bilanz der 25 Jahre

Das Gesicht dieser vergangenen 25 Jahre ist bereits gefunden. Im Wettbewerb „Menschen der Freiheit” wählte die Tageszeitung Gazeta Wyborcza den Ex-Präsidenten und Friedensnobelpreisträger Lech Walesa zum Mann des Vierteljahrhunderts. Er sei derjenige gewesen, der in diesem Vierteljahrhundert eine besonders wichtige Rolle in der polnischen Politik gespielt habe, lautet die Begündung.

Im politischen Warschau fällt die Bilanz der letzten 25 Jahre positiv aus. Alles sei erreicht worden, was man allenfalls erträumt wurde, ganz Mutige träumten davon, ein zweites Spanien zu werden nach einem friedlichen Machtwechsel und eine Transformation, die in einen rasanten Wirtschaftsaufschwung mündete, schrieb das Wochenmagazin Newsweek Polska. Natürlich geht es immer noch besser: weniger Arbeitslose, ein noch besserer Staat und effizientere Reformen.

Die Meinungen der statistischen Polen einerseits und der Politiker andererseits über die Lage und die wichtigsten Probleme Polens klaffen weit auseinander, schreibt die Tageszeitung Dziennik/Gazeta Prawna. Für den Durchschnittsbürger stehen lebensnahe Angelegenheiten ganz oben. Die Position Polens auf der internationalen Arena oder die Gleichberechtigung der Frauen- und Männer sind eher Nebensache, meint das Blatt. Einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts PBS ist zu entnehmen, dass 25 Jahre nach dem antikommunistischen Umbruch die meisten Polen vom Kapitalismus und der andauernden Finanzkrise erschöpft sind. Viele wünschten sich, dass ihnen der Staat etwas mehr Rückendeckung gibt.

Für die kommenden 25 Jahre wünschen sich die Polen eine stabile Reform des Gesundheitswesens und die zukunftsfähige Reform des Rentenwesens. In einer genau wie im Westen Europas immer älter werdenden Gesellschaft Polens rücken nun diese Problematiken immer mehr in den Vordergrund der Interessen.

Generell zeigen alle Umfragen, dass Otto Normalverbraucher in Polen sich für ganz andere Dinge interessiert, als die großen Feiern und das Erreichte, sondern die Probleme, die ihren Alltag betreffen. Für die Polen ist ein Problem dann gelöst, wenn sie positive Folgen spüren und nicht, wenn eine Wende zu Besseren eingeleitet ist, liest man in der Tageszeitung Dziennik/Gazeta Prawna. Die Polen sind etwas müde vom Tempo der vielen Veränderungen. Wichtig ist für sie, dass die Kinder Arbeit finden, die Wohnung bezahlbar wird, die Rente stabil bleibt. Die Alltagsprobleme bestimmen die Einschätzung der Lage. Der Ausgang der Europawahl und der Zustand der Gemeinschaft zeigen derzeit beginnende Ängste, dass Polens erreichte Position in Europa nichts wert sein könnte gegen eine politisch schwache Gemeinschaft und das fehlende Gegengewicht Frankreichs einem dominierend starken Deutschland gegenüber.

Über Brigitte Jaeger-Dabek 1608 Artikel
Brigitte Jäger-Dabek kennt Polen seit vielen Jahren und ist als freie Journalistin Polen-Expertin. Sie ist Autorin des preisgekrönten Buchs "Länderporträt Polen".