Polen auf dem Weg zur Exportnation

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Export-Schlager Solaris-Bus aus Polen, Foto: Lukas 3z, CC BY-SA 3.0

Export-Erfolgsgeschichten im EU-Land Polen

Der große Wandel in der Wirtschaft Polens und die rasante Entwicklung unseres Nachbarlands im Osten zum Wachstumsmotor der EU bleiben hierzulande fast unbemerkt. Umso erstaunter ist die Reaktion auf Meldungen wie die im Zusammenhang mit den russischen Sanktionen. Da wird Polen plötzlich als Exportnation und weltweit größter Apfelexporteur wahrgenommen. Auch auf einem ganz anderen Wirtschaftssektor ist Polen mit an der Weltspitze: Polen ist die Nummer 2 im Bau von Segel- und Motoryachten bis 10 m Länge über alles. Ob es neue Exportschlager wie die in Elk produzierte Delphia 34 sind, eine der in Ostroda gefertigten Jeanneau-Yachten oder die neuen Nautiner-Yachten aus Gizycko. Vor allem in Masuren wird dieser Wirtschaftszweig immer wichtiger. Gerade für diese strukturschwache, dünn besiedelte Region ist die Branche Yachtbau in Kombination mit dem Wassersport und dem Bau von Marinas wichtig.

Es gibt eine ganze Reihe weiterer Erfolgsgeschichten mit kometenhaftem Aufstieg von Exportbetrieben. So hat sich Solaris-Bus in Deutschland als innovativer Exporteur von umweltfreundlichen Bussen, E-Bussen und Straßenbahnen, wie der Tramino in Poznan positioniert. Von den 2012 verkauften mehr als tausend Fahrzeugen wurden nur noch 28% nach Polen geliefert. In Deutschland stammen 13% aller Stadtbusse von Solaris. Erstaunlich ist auch die Firmenstruktur: Eigentümer ist Krysztof Olszewski, die Geschäfte in diesem bisher als Männerdomäne geltenden Markt aber führt seine Ehefrau Solange Olszewska.

Die Folgen des EU-Beitritts – Der Export wächst und wächst

Geradezu explosionsartig befeuert wurde der Wirtschaftsumbau und Aufschwung durch den EU-Beitritt Polens 2004. So wurde das vergangene Jahrzehnt zur großen Erfolgsgeschichte und Polen ist mehr und mehr zu einer Exportnation. Größter Partner: Deutschland.

In dem Jahrzehnt seit dem EU-Beitritt hat sich Polen vom zwölften auf den achten Platz der europäischen Exporteure hochgearbeitet. Das Exportvolumen wuchs von 47 auf 152 Millarden Euro im Jahr 2013 und hat sich somit mehr als verdreifacht. Die größten Absatzmärkte sind nach Deutschland Großbritannien und Tschechien. Die Automobil- und Autozulieferbranche sowie Elektro- und Maschinenbau und die Metallbranche sind heute auf den europäischen Märkten die wichtigsten Abnehmer polnischer Exportwaren. Der Wandel betrifft auch – und das ganz besonders – die Struktur der Exporte. Wurden vor der Wende und während der ersten Nachwendejahre Rohstoffe die wichtigsten Exportprodukte, liegen diese Ausfuhren 2013 bei nur noch 7,4 Milliarden Euro auf Platz 6. Möbelexporte mit 7,4 Milliarden Euro sind ebenfalls auf dem Rückzug. Weiter im Wachstum begriffen aber sind Lebensmittel aus Polen mit einer Summe von 8,4 Milliarden Euro, Fleischexporte mit 5,3 Milliarden Euro sowie die Bekleidungsbranche mit 3,8 Milliarden Euro.

Aus diesen Zahlen ergibt sich auch, dass die große Befürchtung, Polens Landwirtschaft sei der große Bremsklotz der Entwicklung, ins Gegenteil verkehrt hat. Was vor dem Beitritt das große Mankol war, der Geldmangel der Bauern, der den Zukauf von Düngemitteln verhinderte, wurde zum großen Plus. Naturbelassene Lebensmittel oder Bio-Produkte aus Polen sind der Renner.

Auslandsinvestitionen in Polen und von Polen im Ausland

Nach dem EU-Beitritt, der vieles im internationalen Geschäftsverkehr erleichterte, ist auch die Zahl der Auslandsinvestitionen in Polen wieder gestiegen. Derzeit ist Polen unter den mittelosteuropäischen Staaten für Investoren die Nummer 1. Förderungsinstrumente wie die Einrichtung von Sonderwirtschaftszonen und spezielle Förderprogramme des Wirtschaftsministerium für einzelne Branchen wie Automotive, Elektronik, Luftfahrt,  Biotechnologie, moderne Dienstleistungen, oder Haushaltsgeräte bringen Steuererleichterungen und Hilfe im auch in Polen vorhandenen Bürokratie-Dschungel mit sich. Im Jahr 2013 haben sich107 neue Unternehmen in Polen angesiedelt und schufen 13.862 Arbeitsplätze. Die Steigerung gegenüber 2012 betrug 6 %.

Doch auch polnische Unternehmer investieren mittlerweile in Deutschland. Es begann 2003 mit Polens größtem Öl- und Benzinkonzern Orlen, der in Deutschland das BP-Netz im Norden übernahm. Orlen betreibt rund 600 Tankstellen unter seiner Discount-Marke Star, das Engagement soll ausgebaut werden. Der Umsatz dieses größten polnischen Investors beträgt jährlich drei Milliarden Euro. Insgesamt haben sich 6000 polnische Firmen in der Bundesrepublik angesiedelt. Darunter sind Firmen wie das Chemieunternehmen Ciech, das in Staßfurt die maroden Sodawerke wieder flott machte sowie die Odratrans-Gruppe, die die Deutsche Binnenreederei übernahm und damit in die erste Liga der europäischen Logistikriesen aufstieg. Das schnellste Wachstum zeigt hier die IT-Branche mit Unternehmen wie Comarch oder Asseco.

Klassische Dienstleistungen und IT verschmelzen zu Branchen mit Zukunft

Nicht unwesentlich für den Erfolg von Polens Wirtschaft und deutsch-polnischer Kooperationen ist auch der Abbau solcher banal erscheinender Wirtschaftshindernisse wie der Sprache. Polen ist da noch immer voraus, profunde Kenntnisse der deutschen und englischen Sprache sind dort vor allem bei jungen Führungskräften verbreitet. Auch in Deutschland setzt sich aber langsam die Erkenntnis durch, dass es von Vorteil sein kann, polnische Sprachkenntnisse zu haben – Die Zahl der Kursanbieter wächst.

Wie groß der Bedarf an Sprachdienstleistungen in Deutschland und Polen wuchs, ist auch an der Zahl der Übersetzungsbüros abzulesen. Innovativster Zweig dieser Dienstleistungsbranche sind Internetübersetzungsbüros, bei denen der Kunde Übersetzungen online bestellen kann wie z.B. hier bei TypeTime. Der bisher stark fragmentierte Markt der Übersetzungen ist damit in Bewegung gesetzt und wird von der jungen Branche umstrukturiert. Immer mehr der allein in Deutschland 60.000 meist freiberuflichen Übersetzer sehen im Anschluss an ein Online-Übersetzungsbüro eine Chance auf stabile Auftragslage. Der Auftraggeber spart sich Wege und kann sicher sein für seine Übersetzung nur geprüftes Personal zu bekommen, dazu wird grundsätzlich nur in die Muttersprache übersetzt, was einen hohen Qualitätsstandard sichert.

An diesem Beispiel zeigt sich die wachsende Vernetzung klassischer Dienstleitungen und dem Internet. Onlinepräsenzen und Modelle, in denen die Geschäftstätigkeit online passiert sind auch für Polens strukturschwache und dünn besiedelte Gebiete als zukunftsweisend, das Polen in eines der modernsten Internetnetze der Welt investiert. Das Internet kann zumindest in diesen Branchen Standortnachteile relativieren.

Genauso bahnen sich immer mehr deutsch-polnische Zusammenarbeiten im IT-Bereich an. so war Polen Partnerland bei BITKOM und CeBit 2013. Polens IT-Branche bekommt ständig Nachwuchs, bei rund 80.000 Informatikstudenten und 40.000 Informatikabsolventen pro Jahr, der IT-Markt in Polen wird auf derzeit rund 30 Milliarden Euro geschätzt. Dazu helfen rund 80 eigene Forschungs- und Entwicklungszentren bei innovativen Entwicklungen. Schon heute blicken IT-Unternehmen durchaus schon einmal nach Polen, bevor Aufträge nach Indien vergeben werden.

Zahlen: Generalkonsulat der Republik Polen in Köln, Abteilung für Handel und Investitionen

Über Brigitte Jaeger-Dabek 1608 Artikel
Brigitte Jäger-Dabek kennt Polen seit vielen Jahren und ist als freie Journalistin Polen-Expertin. Sie ist Autorin des preisgekrönten Buchs "Länderporträt Polen".