Polen im 2. Weltkrieg

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Der Weg in den Krieg

Mit der Zerschlagung der Rest-Tschechoslowakei im März 1939 war der Weg frei geworden für Hitlers Überfall auf Polen, auch wenn Frankreich und Großbritannien sich aufgerafft hatten, Polens Grenzen zu garantieren.

Ohne Krieg hatte Adolf Hitler eine weit gehende Revision des Versailler Vertrags erreicht: Die militärische Besetzung des Rheinlands 1936 war von den Alliierten hingenommen worden, Österreich war dem deutschen Reich einverleibt worden, das Münchner Abkommen vom 30. September 1938 brachte das Sudetenland „heim ins Reich“, Litauen verzichtete im März 1939 auf das 1920 vom Deutschen Reich abgetrennte und 1923 annektierte Memelland.

Die Kündigung des deutsch-polnischen Nichtangriffspakts von deutscher Seite im April 1939 machte klar, dass nun das Problem des polnischen Korridors und Danzig auf der europapolitischen Tagesordnung standen. Denn was Hitler wirklich wollte, war der Krieg gegen Polen – um jeden Preis.

Der Hitler-Stalin-Pakt vom 23. August 1939 besiegelte Polens Schicksal. Nach dem geheimen Zusatzprotokoll war die Aufteilung Polens längs der Linie Narew, Weichsel und San zwischen Hitler und Stalin beschlossene Sache.

Eine Reihe von tragischen Fehleinschätzungen der späteren Alliierten und Polens ermöglichten den beiden Diktatoren einen risikolosen Krieg. Sowohl die Briten als auch die Franzosen hatten für Polens Unverletzlichkeit garantiert und waren dabei davon ausgegangen, dass Polen eine bedeutende Militärmacht ist, die mit ihrer Hilfe Hitler hätte standhalten können. Mit Stalins Kehrtwendung hingegen hatten sie nicht gerechnet. Die Hoffnung der Polen, bei Frankreich und England durch enge Militärbündnisse Garantien für den Fortbestand des Landes zu erhalten, erfüllten sich später nur auf dem Papier, zu Hilfe eilten die Alliierten dem bedrängten Polen nicht.

Der Überfall auf Polen – „Fall Weiß“

Kaum war der Hitler-Stalin-Pakt im sowjetischen Parlament ratifiziert, da griff am 1.September 1939 Hitlerdeutschland Polen an Zwar erklärten Briten und Franzosen am 3.September den Deutschen den Krieg, aber »Mourir pour Dantzig?«, für Danzig sterben?  (Zitat:»Mourir pour Dantzig?«, Marcel Déat, französischer Minister für Luftfahrt, in der Zeitung L’Oeuvre vom 4.Mai 1939)

Das wollten beide Garantiemächte dann doch nicht und verharrten im »Sitzkrieg«, während deutsche Truppen Polen im »Blitzkrieg« überrollten. Die Zivilbevölkerung verstopfte in wilder Flucht die Straßen. Hunderttausende polnischer Juden liefen um ihr Leben in Richtung Osten. Hitlers motorisierte Heere operierten in weiträumigen Umfassungsschlachten, schon nach zwei Wochen war Warschau eingeschlossen. Die ersten Bombardements setzten ein. Das Grauen kam aus der Luft. »Stuka« wurden die wendigen, im Zielanflug grässlich heulenden Sturzkampfbomber  genannt, die zum Schrecken für Millionen von Zivilisten wurden.

Als die Rote Armee am 17. September 1939 ihrerseits angriff und ihren Teil Polens bis zur vereinbarten Demarkationslinie besetzte, war das Schicksal der Nation bereits entschieden. Die Regierung war geflüchtet. Warschau – zu einem Schutthaufen zerbombt – kapitulierte am 28. September 1939. Die beiden Siegermächte besiegelten die erneute Teilung Polens. Das Dritte Reich erhielt fast alle ethnisch polnisch besiedelten Landesteile. Der ganze Westen Polens wurde dem Nazi-Reich angegliedert. Es entstanden die »Reichsgaue« Danzig-Westpreußen und Wartheland (mit Posen). Die polnischen Territorien, die an Nieder und Oberschlesien sowie Ostpreußen grenzten, wurden diesen Reichsgauen zugeschlagen. Der östliche Teil der deutsch besetzten Territorien wurde zum »Generalgouvernement« unter Hans Frank, der im Krakauer Wawel residierte.

Die Sowjetunion annektierte Ostpolen mit den ukrainischen, weißrussischen und litauischen Minderheiten. Viele der dort lebenden Menschen wurden in der Folge deportiert. Fast eine Million der 1,7 Millionen in die Gebiete am Nordmeer sowie nach Kasachstan und Sibirien Deportierten waren ethnische Polen. Von den 300 000 polnischen Kriegsgefangenen in der Sowjetunion überlebten 82 000. Das Gros der Offiziere richtete die Rote Armee bei Katyn, in Starobielsk, Kozielsk und Ostaszkow hin.

Dieser Krieg war von Anfang an als Vernichtungskrieg geplant, der die ganze polnische Bevölkerung traf. Auch Zivilisten wurden ab dem 1.September 1939 – auch von Wehrmachtssoldaten – gezielt ermordet. Noch während der eigentlichen Kämpfe rückten kurz hinter den Wehrmachts-Fronttruppen die sogenannten deutschen Einsatzgruppen nach und führten Erschießungen durch. Über 10 000 Polen wurden bis zum Jahresende getötet, der größte Teil von ihnen in Westpreußen. An diesem ersten großen organisierten Morden auf polnischem Boden nahmen neben der Waffen-SS auch Angehörige von Gestapo und Wehrmacht teil. Das machte klar, als was dieser Krieg von Anfang an geplant war: als rassistischer Vernichtungskrieg, der dem deutschen Volk »Lebensraum im Osten« sichern sollte. Polen sollte ausgelöscht, seine Menschen – soweit nicht schon tot – als »Sklavenvolk« der deutschen »Herrenrasse« untertan sein.

Seit dem 7. Oktober 1939 galt Hitlers Erlass zur »Festigung des deutschen Volkstums«, der umfangreiche Umsiedlungsaktionen im Rahmen einer so genannten »Rassischen Entmischung«
auslöste. Die vom Reich annektierten und von acht Millionen Polen bewohnten Gebiete sollten so rasch wie möglich »entpolonisiert« werden. Rassisch für wertvoller erachtete Polen mussten zwecks Germanisierung bleiben, Kinder wurden geraubt und nach Deutschland in Heime des »Lebensborn« verschleppt. Binnen weniger Wochen wurde eine Million Polen aus den annektierten Gebieten ins Generalgouvernement vertrieben. Ihren Platz nahmen etwa eine halbe Million volksdeutsche Umsiedler ein, die aus zur Sowjetunion gehörenden Gebieten stammten, wie Deutschbalten oder Bessarabiendeutsche.

Die polnischstämmige Elite – Künstler, Wissenschaftler und Priester – wurde gnadenlos verfolgt, systematisch liquidiert, durch Massenerschießungen oder unmenschliche Haftbedingungen. SS-Truppen begingen Jagd auf Polen, bis Ende 1939 waren 60.000 polnische Zivilisten ermordet worden.

Teile der polnischen Armee und die meisten Regierungsmitglieder waren über Rumänien und den Iran nach Großbritannien entkommen, wo der Widerstand organisiert wurde. Wladyslaw Sikorski bildete 1940 in London eine sich auf die Exilarmee stützende Exilregierung, die bald auch die Aktionen der Heimatarmee steuerte. 1943/44 sollte die Armia Krajowa über immerhin 350000 bewaffnete Kämpfer verfügen. Nach Sikorskis mysteriösem Tod 1943 trat Stanislaw Mikolayczyk an dessen Stelle.

Der Angriff auf die Sowjetunion im Sommer 1941 brachte nur dem polnischen Widerstand eine gewisse Erleichterung, da auch Stalin sich nun mit Sikorskis Londoner Exilregierung verbündete.
Bald ließ Hitler große Vernichtungslager errichten und die „Endlösung der Judenfrage“ in Angriff nehmen. Polen wurde zu dem Land bestimmt, in dem die Ausrottung des jüdischen Volkes stattfinden sollte. Seit den ersten Kriegstagen erschütterten Massenerschießungen die Einwohner Polens. Die Deutschen trieben Millionen Juden in eigens eingerichtete Ghettos, abgeriegelte Stadtviertel, in denen unvorstellbare Lebensbedingungen herrschten. Von dort wurden die überlebenden Juden in die Vernichtungslager Auschwitz, Treblinka, Sobibor, Be#l/##z´#ec, Kulmhof und Majdanek abtransportiert. Der millionenfache Mord endete mit der Vernichtung der polnischen Juden. Hatten vor dem Krieg 3,5 Millionen Juden in Polen gelebt, sind es heute noch ein paar Tausend.
Das Zentrum des jüdischen sowie polnischen Widerstandes gegen das Naziregime lag in Warschau. Der Aufstand im Warschauer Ghetto dauerte vom 19. April bis zum 16. Mai 1943. Von den 500 000 Juden im Ghetto starben 60 000, Zehntausende wurden noch während der Kämpfe nach Treblinka deportiert.

Stück für Stück eroberte die Rote Armee ab dem Sommer 1944 den Osten Polens zurück. Das Lubliner Komitee für Nationale Befreiung bildete eine provisorische Regierung, die von der Roten Armee die Verwaltung über die rückeroberten polnischen Gebiete übernahm.
Im Sommer 1944 näherte sich die Rote Armee Warschau. Als man den Geschützdonner jenseits der Weichsel schon hören konnte, erhob sich die polnische Heimatarmee am 1. August gegen die Deutschen, denn sie wollte ihre Hauptstadt selbst befreien und Stalins Truppen in einem freien Warschau begrüßen. Scheinbar ungerührt sah die Rote Armee vom Ostufer der Weichsel zu, wie der Aufstand brutal niedergeschlagen wurde. Wehrmacht und SS eroberten die Stadt zurück und machten sie Block für Block dem Erdboden gleich, den schweren Waffen der Deutschen hatten die Aufständischen nur Mut und Todesverachtung entgegenzusetzen. Nach der Kapitulation am 2. Oktober besorgten deutsche Sprengkommandos den Rest, denn auf höchsten Befehl sollte nichts bleiben von Warschau. Den Versuch, die Hauptstadt selbst von den verhassten Besatzern zu befreien, hatten über 150 000 Warschauer mit dem Leben bezahlt, 200000 wurden zur Zwangsarbeit oder in Konzentrationslager deportiert. Nur wenige überlebten diese Qualen. Gegen eigene Prinzipien hatte die Reichsführung allerdings allen polnischen Aufständischen Kombattantenstatus zuerkannt, wodurch sie als Kriegsgefangene galten und nicht als Partisanen. Es erschien peinlich, dass die hochgerüstete deutsche Armee länger brauchte, diesen Aufstand niederzuringen, als 1939 ganz Polen.

Die Rote Armee setzte erst im Zuge der am 12. und 13. Januar 1945 beginnenden großen Offensive gegen das Hitlerreich über die Weichsel und fand in den Trümmern von Warschau 5000 Überlebende.
Polens Schicksal war damals längst entschieden. Schon auf den Konferenzen von Teheran im November 1943 und Jalta im Februar 1945 hatten die Westmächte die Abtrennung der polnischen Ostgebiete zu Gunsten der Sowjetunion akzeptiert. Endgültig beschloss die Potsdamer Konferenz vom Sommer die Westverschiebung Polens bis an Oder und Neiße. Die provisorische kommunistische Staatsführung und die Londoner Exilregierung vereinigten sich zur von den Alliierten anerkannten Regierung der Nationalen Einheit, die dem Ergebnis der Potsdamer Konferenz zustimmte, eine Wahl hatte sie ohnehin nicht.

Polen verlor also große Gebiete im Osten, bekam als Ausgleich den Süden von Ostpreußen, Westpreußen, große Teile Pommerns, aber auch die Neumark in Brandenburg. Zusätzlich wurde Schlesien polnisch – bis auf ein kleines Gebiet um Görlitz. Diese Territorien wurden gemäß der Idee eines „piastischen“ Polens von nun an „wiedergewonnene Gebiete“ genannt und der Bevölkerung als urpolnisches und über Jahrhunderte zwangsgermanisiertes Land dargestellt.

Aus den verlorenen Ostgebieten wurden 1,5 Millionen Polen zwangsausgesiedelt, repatriiert, wie man das nannte, viele andere flohen aus eigener Initiative vor Stalin. Sie alle wurden überwiegend in den nach Flucht und Vertreibung menschenleeren, bis dahin deutschen Ostgebieten angesiedelt.

Fazit

Dieser Krieg war ein Krieg zwischen sehr ungleichen Gegnern, denn die Alliierten ließen die Polen vergebens auf Hilfe warten. Während in Polen Juden und Polen drangsaliert und massakriert wurden, passierte im Westen gar nichts.

Die polnische Armee war der vordringenden Wehrmacht zahlenmäßig zwar nicht einmal dramatisch  unterlegen. Entscheidend für die rasche Niederlage war die Überlegenheit der Wehrmacht an Ausrüstung und die überholte strategische Verwendung der polnischen Truppen. Die polnischen Armeen unter Marschall Eduard Rydz-Smigly waren wie für einen Stellungskrieg nach Muster des Ersten Weltkriegs relativ gleichmäßig entlang der Grenzen verteilt aufgestellt mit der Ausnahme des Raums Posen, wo ein Schwerpunkt gebildet worden war, strategische Reserven gab es nicht.

Von den hundert verfügbaren deutschen Divisionen wurden 57 gegen Polen eingesetzt. Dem standen auf deutsche Verhältnisse umgerechnet 44 polnische Divisionen gegenüber. Dramatischer war das Missverhältnis an Ausrüstung: 3.200 deutschen Panzern standen nur 600 noch dazu unterlegene polnische Panzer gegenüber. Den 1.929 einsatzbereiten deutschen Flugzeugen modernster Bauart, standen  lediglich 842 meist veraltete polnische Maschinen entgegen.

Dieser Krieg wurde als der Beginn des Mythos Blitzkrieg apostrophiert. Doch die deutsche Kriegsmaschinerie lief längst nicht so geschmiert, wie geplant. Es gab nicht genug Munition, nicht genug Bomben, Reifen und es stellten sich die Folgen von Ausbildungsproblemen ein. Die deutschen Panzer waren zwar den polnischen Renault-Panzern überlegen, doch auch sie waren zu einem großen Teil veraltet und hatten hohe Ausfallquoten, eine Begegnung mit französischen oder britischen Panzerverbänden hätte ganz anders ausgesehen. Schon zu Kriegsbeginn hatte die Wehrmacht nicht genügend Panzer und Flugzeugen. Zwar zählte sie 1939 zu den modernsten Streitkräften der Welt, doch litt sie wegen der schnellen, starken Heeresvergrößerung unter einem Mangel an Offizieren und Unteroffizieren. Zu einem längeren Krieg wäre diese Wehrmacht nicht in der Lage gewesen, wohl aber zu erfolgreichen Blitzfeldzügen.

Hätten die Alliierten also Deutschland wie zugesagt am 15. Tag nach Kriegsbeginn angegriffen, hätte das für das Reich zu einer militärischen Katastrophe führen können.

Dieser Krieg war der Beginn des Kreuzzugs gegen Bolschewismus, Judentum und slawisches Untermenschentum, er war ein Vernichtungskrieg und der Beginn des Holocausts. Der Polenfeldzug war vom ersten Tag an begleitet von Mordtrupps und von Anfang an war die Wehrmacht an den Verbrechen beteiligt. Der Oberkommandierenden der 8. Armee Generaloberst Johannes Blaskowitz wurde Oberbefehlshaber des deutschen Besatzungsheeres in Polen und verfasste in dieser Funktion mehrere Denkschriften, in denen er gegen die Misshandlungen, Drangsalierungen und Ermordungen von Juden und Polen protestierte. Den Schreiben legte er Schreiben der polnischen Bevölkerung von Lodz und Warschau bei. Darin werden minutiös Vergewaltigungen, Plünderungen, Morde und weitere Gräueltaten der deutschen Besatzungstruppen an Polen und Juden dokumentiert.

Was in Warschau begann, kehrte später zurück nach Hamburg, Dresden, nach Ostpreußen und Schlesien.

(c) Brigitte Jäger-Dabek

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Brigitte Jäger-Dabek kennt Polen seit vielen Jahren und ist als freie Journalistin Polen-Expertin. Sie ist Autorin des preisgekrönten Buchs "Länderporträt Polen".