Polen: US-Truppen verstärken NATO-Ostflanke

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US-Truppen sollen in Polen die NATO-Ostflanke sichern, Foto: United States Army, CC-PD-Mark, PD US Government

US-Truppen sollen in Polen die NATO-Ostflanke sichern, Foto: United States Army, CC-PD-Mark, PD US Government

Hier ist sich Polen einig, wie derzeit in wenigen anderen Bereichen von Gesellschaft und Politik, die ersten US-Amerikaner wurden bei ihrer Ankunft in Polen freundlich begrüßt und herzlich willkommen geheißen.

Seit der russischen Annexion der bis dahin zur Ukraine gehörenden Krim und der Kämpfe prorussische Separatisten mit regulären ukrainischen Truppen im Osten der Ukraine besteht sowohl in den drei baltischen Ländern als auch in Polen die Angst, Putin könne mit ihren Ländern Ähnliches vorhaben, zumal die russische Exklave Kaliningrad ohne russisch kontrollierte Landverbindung durch die umliegenden NATO- und EU-Länder vom Mutterland separiert ist.

Rund 250 Jahre währte die polnische Angst wieder wie in der Geschichte bereits mehrfach leidvoll erfahren zwischen „Hammer und Amboss“ sprich Russland und Deutschland zermalmt zu werden. Richtung Deutschland hat man nun den Rücken frei und ist in gemeinsame Verteidigungsstrukturen eingebunden. Dem immer noch übermächtigen Russland traut man im Polen im negativen Sinn bis heute fast alles Schlechte zu.

Die nun in Polen gelandeten US-Truppenteile sind die ersten von insgesamt zu erwartenden 3.500 US-Soldaten, die ab sofort die NATO-Ostflanke verstärken werden. Die 3. Brigade der 4. US-Infanteriedivision aus Colorado kommt mit ihrer kompletten Kriegstechnik unter anderem mit 87 Panzern und rund 400 „Humvee“-Jeeps.

Damit beginnt die NATO nun mit der Umsetzung der Anfang Juli 2016 auf dem Warschauer Gipfel beschlossenen „Resolution Atlantic Resolve“ zur Verstärkung der NATO-Ostflanke. Dazu werden nun in Polen sowie den baltischen Staaten Litauen, Lettland und Estland zusätzliche NATO-Truppen stationiert. In Polen werden hauptsächlich US-Amerikaner stationiert, im Baltikum deutsche, kanadische und britische Soldaten.

In Polen werden die US-Truppen zunächst in Skwierzyna (Schwerin/Warthe) bei Gorzow Wielkopolski (Landsberg/Warthe) sowie Swietoszow (Neuhammer am Queis), Zagan (Sagan), und Boleslawiec (Bunzlau) in Niederschlesien stationiert sein.

Im Zuge der Verhandlungen zur deutschen Wiedervereinigung hatte es zwar keine vertraglichen Regelungen, aber doch Zusagen der NATO an die Sowjetunion gegeben, dass es keine Osterweiterung der NATO, vor allem aber keine weiteren Truppenstationierungen östlich der Oder geben werde. Darauf beruft sich Wladimir Putin und demgemäß protestierte Russland.

Deshalb werden die Truppenkontingente nicht dauerhaft in Polen und den baltischen Staaten stationiert, sie rotieren alle neun Monate, werden nach diesem Zeitraum also abgezogen und durch andere Truppen ersetzt.

Der für Polen und im Verständnis von Militärstrategen noch wichtigere Teil der Aufrüstung der NATO-Ostflanke in Polen kommt erst ab April. Wie in anderen ehemaligen Warschauer Pakt-Staaten ist in Polen die Struktur der Garnisonen und die regionalen Truppenverteilungen – wie auch an der einstigen Grenze zwischen der alten Bundesrepublik und der DDR –  noch stark am Kalten Krieg ausgerichtet. Das Gros der polnischen Garnisonen lag daher im Westen, möglichst in Grenznähe.

Nach dem NATO- und dem EU-Beitritt Polens sowie dem Umbau des polnischen Militärs in eine Berufsarmee wurden im Nordosten Polen viele Garnisonen aufgelöst und die Kasernen zu neuen Wohnvierteln umgebaut. So ist vor allem die Grenze zwischen Masuren und dem russischen Kaliningrader Gebiet kaum noch militärisch gesichert. In der Verlängerung dieser Grenzlinie nach Osten wird zudem russisches von weißrussischem Territorium einzig durch die rund 60 km breite „Lücke von Suwalki“ getrennt, also dort, wo Polen und Litauen aneinandergrenzen. Ein jeglicher Landzugang der NATO zu ihren drei baltischen Mitgliedsländern könnte also bei Suwalki binnen Stunden von Russland blockiert werden.

Militärexperten sehen in dieser Lücke von Suwalki eine große Gefahr nicht nur für Polen, sondern vor allem für die baltischen Staaten. So werden ab April im Nordosten Polen zusätzliche NATO-Truppen stationiert, auch zusätzliche Truppenkontingente in den drei baltischen Ländern wird es geben. In Polen werden die USA die Führung stellen, in Litauen die Bundesrepublik, in Estland die Briten in Lettland die Kanadier.

So zeigte sich auch Polens Ministerpräsidentin Beata Szydlo in Zagan begeistert von den gerade angekommenen Soldaten der „besten und stärksten Armee der Welt“. Sie dankte den Soldaten, dass sie nun in Polen seien. Sie äußerte ihre Hoffnung, dass den Soldaten Ihr Aufenthalt in Polen lange in Erinnerung bleiben werde.

Verteidigungsminister Antoni Macierewicz erklärte in Zagan, in den nächsten Jahren würden 7.000 NATO-Soldaten in Polen stationiert werden. Einen Beleg für diese Zahl allerdings nannte er nicht.

Bleibt die Frage, wie der neue US-Präsident und selbsternannte Putin-Freund Donald Trump die Stationierung von US-Truppen gutheißen wird.

Über Brigitte Jaeger-Dabek 1608 Artikel
Brigitte Jäger-Dabek kennt Polen seit vielen Jahren und ist als freie Journalistin Polen-Expertin. Sie ist Autorin des preisgekrönten Buchs "Länderporträt Polen".