Popieluszko. Die Freiheit in uns

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Der Film traf mitten ins Herz der Polen: viele Tränen flossen am 16.Februar 2009 in der Warschauer Nationaloper bei der Uraufführung eines Filmes, der unter die Haut geht: „Popieluszko. Die Freiheit in uns“. In diesem Film zeigt Regisseur Rafal Wieczynski das Leben des Priesters  Jerzy Popieluszko, der 1984 als eine der Ikonen der Solidarnosc vom kommunistischen polnischen Sicherheitsdienst Sluzba Bezpieczestwa ermordet wurde. Sowohl Janusz Sniadek , der Vorsitzende der Gewerkschaft Solidarnosc als auch Staatspräsident Lech Kaczynski zeigten sich gerührt.

Der 1947 geborene Jerzy Popieluszko war als junger Kaplan Seelsorger für die Warscheuer Stahlarbeiter. Er  wurde bekannt für seine Predigten und „Messen für das Vaterland“ sowie seine Kritik am 1981 verhängten Kriegsrecht und dem Solidarnosc-Verbot, wodurch er bald ins Visier des totalitären Systems geriet. Bereits 1983 wurde er verhaftet, auf Druck der Öffentlichkeit und der Kirche bald wieder freigelassen worden.

Der Mord an Jerzy Popieluszko

Drei Offiziere des polnischen Staatssicherheitsdienstes “Sluzba Bezpieczestwa” stoppten das Auto und entführten von Popieluszko auf der Rückfahrt von Bydgoszcz nach Warschau in der Nacht des 19. Oktober 1984 nahe bei Górsk. Als Vorwand diente eine Alkoholkontrolle. Popieluszko wurde von den drei SB-Offizieren  festgenommen. Dann verschleppten die drei Sicherheitsbeamten Popieluszko in ihrem Auto und er versuchte durch den Kofferraum zu fliehen, was ihm nicht gelang. Daraufhin wurde er mit Holzknüppeln und Spaten zusammengeschlagen.  Popieluszko war – wie die spätere Obduktion ergab – bereits tot, als die Täter den Weichsel-Stausee bei Wloclawek erreichten. Sie fesselten den leblosen Priester, beschwerten den Körper mit Steinen und ertränkten ihn  im See . Dort wurde sein Leichnam am 30. Oktober 1984  gefunden.  Jerzy Popieluszko Fahrer Chrostowski aber konnte fliehen und merkte sich die Autonummer der Täter, so dass sie gefasst werden konnten.

Die drei Täter Oberleutnant Leszek Pekala, Oberleutnant Waldemar Chmielewski  und Hauptmann Grzegorz Piotrowski wurden des Mordes angeklagt,  der Befehlsgeber  dieser „Aktion“ der Abteilunsgleiter im Innenministerium  Oberst Adam Pietruszka wurde der Anstiftung beschuldigt, der Prozess in Thorn begann am 27. Dezember 1984 . Alle drei gaben gebetsmühlenartig immer wieder an, sie hätten gedacht, daß der Befehl von einem der damals mehreren im Amt befindlichen stellvertretenden Innenminister stammte – welcher es denn war, blieb unklar.

Für ein Land des damaligen Ostblock war dieser Prozess dennoch erstaunlich, denn die Öffentlichkeit war nicht ausgeschlossen. Trotzdenm kann von einem rechtsstaatlichen Verfahren keine Rede sein, denn der Staatsanwalt bezichtigt den toten Priester gegen den Staat gerichteter Aktivitäten, macht also das Opfer zum Mitangeklagten. Vor allem aber  werden die Vorwürfe gegen das Innenministerium, in dem die wirklichen Anstifter und eigentlichen Täter nicht zugelassen und auch später nie untersucht.

Hauptangeklagter ist Hauptmann Piotrowski, der die Tat zugibt. Sein Motiv sei seineVerbitterung über die Untätigkeit der Partei- und Staatsführung gegenüber den Taten Popieuszkos und der Kirche gewesen. Piotrowski erhält 25 Jahre, Pekala 15 Jahre und Chmielewski 14 Jahre Haft. Die entscheidende Frage beantwortete der Thorner  Prozess  nicht, Die Frage nach den Hintermännern und wirklichen Auftraggebern blieb ungeklärt. Der  Befehlsgeber Oberst Pietruszka, der 25 Jahre Haft erhoielt, war höchstens ein Bauernopfer.

Hier finden Sie Prozessberichte deutscher Medien:

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13511232.html
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13512967.html
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13512991.html
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13510984.html
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13513445.html
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13510718.html

Polens damaliger mächtiger Mann Jaruzelski urteilte, die Entscheidung über die Tötung des Priesters sei die Folge einer falschen Auslegung der Partei-Politik gewesen. Wer diese „falsche Entscheidung“ getroffen hat, hat der Thorner Prozeß denn auch nicht geklärt. Jaruzelski selbst wusch seine Hände in Unschuld und verdächtigte als Drahtzieher seinen Innenminister Miroslaw Milewski, dessen gute KGB-Kontakte bekannt waren. Dokumente, die diesen Verdacht Jaruzelskis zeigen, wurden 2004 gefunden.

Im einem zweiten Prozeß um die Entführung und Ermordung Popieluszkos wurden im August 1994 zwei Geheimdienstgenerale freigesprochen, die wegen Anstiftung und Beihilfe zu der Straftat angeklagt waren. Der Richter begründete das Urteil damit, dass es keine ausreichenden Beweise  gebe.

Seit 2001 versucht das IPN (Institut für nationales Gedenken) Lichts ins Dunkel zu bringen. Seit dem Tod des Priesters hat es eine Menge verschiedener Theorien über die Hintermänner gegeben.. Mal war es  der russische Geheimdienst KGB, mit dem Oberst Piotrowski Kontakt hatte, mal der damalige Innenminister, dann die Vereinigte Polnische Arbeiterpartei (PZPR).

Der Stand der Forschung

Es gibt einige Dokumente die den Schluss zulassen, dass Popieluszko im Auftrag von General Milewski ermordet wurde. Für diese These gibt es heute einige Belege, sie erscheint einigen Historikern plausibel. Vor allem eine geheime Aktennotiz vom 25. Oktober 1984 scheint Beweiskraft zu heben, in der der damalige Sekretär der Vereinigten Polnischen Arbeiterpartei, Miroslaw Milewski,  als Auftraggeber erwähnt wird. Milewski galt als „Betonkopf“ von dem bekannt ist, dass ihm  General Jaruszelskis Kurs gegenüber der Kirche und der Opposition zu milde war.

Am 17.11.2009 berichtete die polnische Tageszeitung Rzeczpospolita:

Stasi Spitzel beobachteten den legendären Oppositionellen Popieluszko

Eine kurze Rezension des soeben erschienenen Buches über die Umstände des Todes des Priesters Jerzy Popieluszko veröffentlicht die Rzeczpospolita. Popieluszko war ein führender Oppositioneller in der polnischen Kirche, der den Kampf gegen das sozialistische Regime aufgenommen hatte und 1984 ermordet wurde. Aus dem Kommentar zu der Neuerscheinung erfahren wir unter anderem, dass an der Ermordung des Geistlichen unter anderem auch die ostdeutsche Staatssicherheit interessiert gewesen sei. Aus den Dokumenten des Berliner Gauck Instituts geht hervor, dass DDR – Spitzel von Anfang an die oppositionelle Tätigkeit des Priesters beobachteten. Nachdem Jerzy Popieluszko von der polnischen Staatssicherheit SB zu Tode gequält worden war, verfolgte die Stasi auch das Ermittlungsverfahren und den Prozess gegen die Verbrecher. Das Buch des Journalisten Piotr Litka ist eine präzise Erforschung der Todesumstände des Oppositionellen, Schlussfolgerungen werden hier nur vorsichtig formuliert, so die Lese-Empfehlung der Rzeczpospolita. (Quelle Polski Radio Dla Zagranicy)

Die Hintermänner der Mörder des jungen Priesters sind also bis heute nicht gefasst worden. Seine Beerdigung vor fünfundzwanzig Jahren wurde zu einer Demonstration der Stärke der katholischen Kirche und des Freiheitswillens der Polen, rund 600.000 Menschen erschienen. Papst Johannes Paul II. ließ 1997 den Prozess zur Seligsprechung Popieluszkos einleiten.

Nach über sieben Monaten ist der Film, an dem über 7000 Darsteller und Komparsen mitwirkten, fertiggestellt. Die Hauptrolle, den legendären Solidarnosc-Priester Popieluszko spielt Adam Woronowicz. Um die Stationen in Popieluszkos Leben von der Kindheit in der Provinz bis zur Ermordung möglichst authentisch darzustellen, wurde in 14 polnischen Städten gedreht.

Realisiert werden konnte der Film durch öffentliche Zuwendungen, er wurde in Zusammenarbeit mit dem Institut für Nationales Gedenken gedreht, das für die Aufklärung der kommunistischen Verbrechen zuständig ist und den Film entsprechend nutzen wird.

Einige Bilder und Sequenzen aus dem Film findet man auf der offiziellen Webseite.

Bilder aus dem Leben von Jerzy Popieluszko:

Über Brigitte Jaeger-Dabek 1608 Artikel
Brigitte Jäger-Dabek kennt Polen seit vielen Jahren und ist als freie Journalistin Polen-Expertin. Sie ist Autorin des preisgekrönten Buchs "Länderporträt Polen".