Rätselraten über Untergang der MS Georg Büchner vor Polens Küste

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MS Georg Büchner im Rostocker Stadthafen, Foto: Grand-Duc, GFDL-1.2

Noch immer wirft der Untergang der „Georg Büchner“ rund acht Seemeilen nordöstlich von Kap Rixhöft (Rozewie) an der polnischen Ostseeküste kurz vor der Danziger Bucht Rätsel auf.

Die 1950 gebaute und 154 Meter lange MS Georg Büchner war viele Jahre über eines der maritimen Wahrzeichen des Rostocker Hafens. In ihren besten Tagen fuhr die Büchner als kombiniertes Fracht- und Fahrgastschiff noch als Charlesville auf der Route zwischen Belgien und dem Kongo, später war sie Ausbildungsschiff der DDR und lag schließlich als Hotelschiff und bis Ende 2012 als Jugendherberge im Rostocker Stadthafen.

Seit Dezember 2012 wurden Gerüchte laut, dass die Georg Büchner zur Verschrottung nach Litauen geschleppt werden soll. Der Trägerverein „Traditionsschiff Rostock“ des denkmalgeschützten Schiffs konnte die Mittel für die Instandhaltung der Büchner nicht mehr aufbringen.

Eine Übernahme durch den belgischen Traditionsschiffsverein Vereinigung zur Rettung von maritimem Kulturgut „Waterfgoed Vlaanderen“ in Antwerpen stand in Aussicht, als zwei belgische Unternehmer sich an der Rettung des letzten verbliebenen Kongoschiffes beteiligen wollten. Dem Konsortium gelang es jedoch nicht Finanzierungsgarantien vorzulegen.  Daher hob die Stadt Rostock den Denkmalschutz für die MS Georg Büchner im Mai auf. Der Weg war frei für die Fahrt ins litauische Klaipeda zur Verschrottung.  Der Insolvenzverwalter des inzwischen Pleite gegangenen Fördervereins hoffte, mit der Verschrottung einen sechsstelligen Betrag zu erzielen.

Am 28. Mai 2013 wurde die Georg Büchner – schon mit leichter Schlagseite nach Steuerbord, wie zahlreiche Aufnahmen belegen -vom polnischen Schlepper Ajaks der Cuxhavener Reederei aus dem Rostocker Hafen geschleppt und nach Klaipeda verholt werden. Die Wetterbedingungen waren ideal, drei Windstärken und Seegang 3-4 ließen eine problemlose Überfahrt erwarten, das Tempo des Schleppverbands mit vier bis fünf Knoten lag ebenfalls im Bereich des Üblichen.

Doch dann passierte es: Am Abend des 30. Mai 2013 um 18:54 Uhr informierte die Ajaks die polnische Küstenwache über die plötzlich starke Schlagseite der Georg Büchner. Die Lage spitzte sich weiter dramatisch zu, das Schiff krängte polnischen Berichten zur Folge um 45 Grad über. Um 19:53 Uhr meldete der Schlepper Ajaks, dass er die Schleppverbindung gekappt hatte, um nicht selbst mit in die Tiefe gerissen zu werden und weil es keine Möglichkeit mehr gab zu manövrieren.  Um 20:24 sank dann die Georg Büchner. Polnische Medien berichteten, die zuständigen Behörden hätten noch ein Flugzeug und ein Schiff zur Unglücksstelle geschickt, um zu überprüfen, ob Treibstoff aus dem Wrack austritt.

Inzwischen hat das polnische Seeamt Gdynia eine Warnung herausgegeben mit gen genauen Koordinaten der Wracklage: 54 Grad 55,871 Minuten nördlicher Breite un 18 Grad, 31,308 Minuten östliche Länge. Damit liegt das Wrack zwar abseits der stark befahrenen Austobahnen des Meeres, der Verkehrstrennungsgebiete (TSS traffic separation section), jedoch gefährlich nahe an den Fährroute der Stena-Line und dem Küstenschifffahrtsweg vor der pommerschen Küste. Das Wrack der MS Georg Büchner liegt mit maximal 35-4o Metern Tiefe also auf einer die Schiffahrt gefährdenden Position und Tiefe. Aus diesem Grund wird weiterhin über eine mögliche Bergung spekuliert.

Es bleibt im Zusammenhang mit der Unglücksursache eine ganze Reihe von Fragen offen:

  • Der Rostocker Hafenkapitän Gisbert Ruhnke teilte mit, die Büchner sei seetüchtig gewesen. Doch ist die Georg Büchner gründlich untersucht worden und ihre Seetüchtigkeit bestätigt gewesen?
  • Waren die Seeventile überprüft und tatsächlich hunderprozentig dicht? Seeventile sind die Sperren an Wassereinlässen und Wasserauslässen. Funktionieren die Dichtungen nicht mehr, tritt Wasser ein.
  • Die Georg Büchner war ein Oldie und bekanntermaßen nicht im besten Zustand, Ihre Stahlbauplatten waren noch nicht geschweißt, sondern genietet. Waren die Nieten rott? Sollten sie verrostet gewesen sein, könnten sich ganze Platten gelöst haben und für schwere Wassereinbrüche gesorgt haben. Eine Sanierung wäre extrem teuer gewesen, es gibt kaum noch Werften mit dem nötigen Knowhow und den benötigten Gerätschaften.
  • Warum war bei der Schleppfahrt offenbar keine Seewache auf der Brücke der Georg Büchner? Sie hätte Wassereinbrüche melden können und so möglich Schotten schließen.
  • Warum hat die Ajax die bei dieser Reise für die Cuxhavener Reederei “Wulf Otto GmbH & Co. KG” in Charter lief, vor dem Untergang der Büchner eine derartige Zickzackfahrt mit dem schwere Schlagseite aufweisenden havarierten Schiff im Schlepp, wie sie auf dem GPS-Trackingportal www.marinetraffic.com nachgewiesen werden konnte?
  • War es Versicherungsbetrug? Wie hoch war die Versicherungssumme des schrottreifen Schiffs? Man hört inzwischen vom Insolvenzverwalter des Eigners (Trägerverein), die Versicherungssumme soll realistisch und nicht überhöht gewesen sein.

 

Über Brigitte Jaeger-Dabek 1608 Artikel
Brigitte Jäger-Dabek kennt Polen seit vielen Jahren und ist als freie Journalistin Polen-Expertin. Sie ist Autorin des preisgekrönten Buchs "Länderporträt Polen".