Warschau: Der Kulturpalast wird 60 Jahre alt

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Noch immer ein Warschauer Wahrzeichen, der Kulturpalast, Foto: Marcin Wróbel, CC-BY-SA-3.0-PL,

Noch immer ein Warschauer Wahrzeichen, der Kulturpalast, Foto: Marcin Wróbel, CC-BY-SA-3.0-PL

Lange war der von 1952-1955 erbaute Kultur- und Wissenschaftspalast (Pa?ac Kultury i Nauki) im Zentrum von Warschau das ungeliebte, ja gehasste, und nicht willkommene Geschenk Stalins an die Polen. Er galt als das Symbol der Fremdbestimmung, der sowjetischen Hegemonie oder im Volksmund „Stalins Rache“. Dazu lehnten die Warschauer auch zu Zeiten der Volksrepublik den „Zuckerbäckerstil“ als Fremdkörper in einer schönen Stadt mit langer Geschichte und kulturhistorisch bedeutenden Bauten ab, und sah ihn als architektonische Fehlleistung sowie geschmacklose Scheußlichkeit ab.

Der Kultur- und Wissenschaftspalast (Palac Kultury i Nauki) war unter den Warschauern nicht nur umstritten, es gehörte zum Vorwende-Zeitgeist in Polen, den Kulturpalast abzulehnen, ihn nicht zu mögen. Dennoch gehörten die Schlangen vor den Fahrstühlen zu den längsten in der polnischen Hauptstadt. Die Begründung: Es gäbe ja nur einen Platz, von dem aus man das Monstrum in Warschau nicht sehen könnte, im Kulturpalast selbst. Dennoch führten auch die Warschauer – immer die eigene Ablehnung beteuernd – ihre Gäste in den Kulturpalast. Dann hörte man dzur Begründung, als Warschauer zeige man seine Stadt gern von hoch oben, sarkastische Gemüter ergänzten hinter vorgehaltener Hand. Dann sehen sie die „bieda“, das Elend nicht. Und so wartete man geduldig bis man dran war, außer der Gastgeber war Invalide, dann konnte man an der Schlange vorbei direkt zur Billet-Kasse gehen.

Und der seinerzeit schon beeindruckende Blick von der Aussichtsplattform ist heute eher noch imposanter als damals Ende der 1970-er Jahre, obwohl der 231 m hohe Turm längst nicht mehr der höchste und schon gar nicht der einzige Wolkenkratzer der polnischen Hauptstadt ist. Er hat Gesellschaft bekommen ist in der Stadtarchitektur nicht mehr der klotzige Monolith, der wie ein Aufpasser alles überragt. Dazu ist er nun Teil einer architektonisch anspruchsvollen Vielfalt und ist ein fast schon liebenswerter Kontrapunkt zur Postmoderne. Das hat ihn quasi menschlicher gemacht, so haben sich die Warschauer mit dem Kulturpalast ausgesöhnt und zeigen sich zu seinem 60. Geburtstag am heutigen 22. Juli als Kulturpalast-Fans. Mehr noch: Der in die Jahre gekommene Kulturpalast ist Kult.

Warschau, Feuerwerk über dem Kulturpalast Warschau, Feuerwerk über dem Kulturpalast, Foto: Kuba Bo?anowski, CC-BY-2.0

Warschau, Feuerwerk über dem Kulturpalast, Foto: Kuba Bozanowski, CC-BY-2.0

So richtig zu neuer auch internationaler Beachtung kam der vom sowjetischen Architekten Leo Wladimirowitsch Rudniew entworfene Kulturpalast, als dort im großen Saal, der „sala kongresowa“ die Qualifikationsgruppen für die Fußballeuropameisterschaft 2012 ausgelost wurden. Zuvor war er als Veranstaltungsort der Parteitage der herrschenden kommunistischen Polnischen Vereinigte Arbeiterpartei PVAP (Polska Zjednoczona Partia Robotnicza, PZPR) bekannt.

Doch auch legendäre Konzerte fanden dort statt, ob sich nun Louis Armstrong die Ehre gab, ob Marlene Dietrich hier gefeiert wurde, ob die Rockband Procol Harum den Saal zum Toben brachte, oder ob es das legendäre Konzert der Rolling Stones im Jahr 1967 war, das einzige im Ostblock.

In den 42 Etagen mit einer Gesamtfläche von 123.084 Quadratmetern war Platz für 3.000 Räume, die nach der Wende auch Platz auch für Kultur und Kunst von unten bot- immer mehr junge Kreative entdeckt das Riesen-Raumangebot für sich. Dazu haben etliche öffentliche Institutionen, Kinos, Theater, Bibliotheken und Büchereien, Sportvereine, Universitätsinstitute und Teile der Polnischen Akademie der Wissenschaften. Heute steht der ganze Gebäudekomplex des Warschauer Wahrzeichens unter Denkmalschutz.

Anlässlich des 60. Geburtstags gibt es im Warschauer Kulturpalast eine Ausstellung zur sechzigjährigen Geschichte seit der Einweihung des ersten Warschauer Wolkenkratzers am 22. Juli 1955.

Über Brigitte Jaeger-Dabek 1608 Artikel
Brigitte Jäger-Dabek kennt Polen seit vielen Jahren und ist als freie Journalistin Polen-Expertin. Sie ist Autorin des preisgekrönten Buchs "Länderporträt Polen".