Wladyslaw Bartoszewski: Ein großer Pole ist tot

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Wladyslaw Bartoszewski – Ein streitbarer Politiker und großer Versöhner

Wladyslaw Bartoszewski – Ein streitbarer Politiker und großer Versöhner,

Wladyslaw Bartoszewski ist tot. Mit ihm starb ein großer Pole und ein großer Versöhner.

Seine politische Karriere begann unter Polens erstem Nachwende-Ministerpräsidenten Tadeusz Mazowiecki, in einem Alter, in dem bei anderen Menschen mit 67 Jahren der Ruhestand beginnt. Seiner Alterskarriere machte ihn zweimal zum Außenminister Polens und seit 2007 zum Regierungsberater für die deutsch-polnischen Beziehungen.

Dabei sprach seine persönliche Erfahrung mit den Deutschen nicht dafür. Im Jahr 1940 wurde Bartoszewski nach Auschwitz deportiert, weil er Intellektueller war. Nach seiner Freilassung wurde er Widerstandskämpfer. Der gläubige Katholik nahm sein Christentum ernst und begann Juden zu helfen und zu retten. Dafür wurde er 1965 von der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem als „Gerechter unter den Völkern“ ausgezeichnet, nach der politischen Wende wurde Bartoszewski Ehrenbürger Israels. Am Warschauer Aufstand 1944 nahm Bartoszewski als Angehöriger der Heimatarmee Armia Krajowa teil. Von 1948-49 studierte er in Warschau, nachdem er schon zwischen 1941 und 1944 an der geheimen Untergrunduniversität Tajny Uniwerytet Warszawaki Polonistik studiert hatte. Auch im stalinistischen Polen ließ sich Bartoszewski den Mund nicht verbieten und wurde für sechs Jahre bis 1954 eingesperrt. Erst 1955 wurde Bartoszweski rehabilitiert und konnte nun als Historiker und Publizist arbeiten. Ab 1980 engagierte sich Bartoszewski in der Gewerkschaft Solidarnosc Und wurde nach Verhängung des Kriegsrechts 1981 erneut inhaftiert.

Wladyslaw Bartoszewski blieb bis zu seinem Tod aktiv in der Politik und eilte noch immer rastlos von Termin zu Termin – auch um sein Credo zu werben: „Es lohnt sich, anständig zu sein“. Er starb am 24. April nach einem Schwächeanfall in einem Krankenhaus.

Unvergessen ist die Rede des damaligen polnischen Außenministers Bartoszewski im Bundestag vor fast auf den Tag genau 20 Jahren. Am 28. April 1995 sprach Bartoszewski damals zum Gedenken an das Ende des Zweiten Weltkriegs und des Dritten Reichs. Nie ist irgendwo so kompakt zusammengefasst worden, was Deutsche Polen angetan haben. Niemand konnte nun mehr behaupten, das nicht zu wissen. „Abrechnungen mit der Vergangenheit sind häufig ein Akte des Mutes“, hatte Bartoszewski damals gesagt und vorausschauend formuliert: „Die Beziehungen unserer Völker und Staaten haben heute eine europäische Dimension erlangt. Unsere Nachbarschaft wird in hohem Maße darüber entscheiden, ob und wann das geteilte Europa zusammenwachsen wird.“

Gerne vergisst bis heute auch die neue deutsche Rechte bei ihren Forderungen nach einer Entschuldigung Polens gern, dass Flucht und Vertreibung Folge deutscher Verbrechen war. Genauso gern hat sie vergessen, dass Wladyslaw Bartoszewski bereits damals vor zwanzig Jahren sagte: „Ich möchte es offen aussprechen: Wir beklagen das individuelle Schicksal und die Leiden von unschuldigen Deutschen, die von den Kriegsfolgen betroffen wurden und ihre Heimat verloren haben.“

So nannte Bundestagspräsident Lammert den verstorbenen Bartoszewski einen der großen Wegbereiter der deutsch-polnischen Aussöhnung. Den Frieden und den Dialog habe man in besonderer Weise Menschen wie Bartoszweski zu verdanken, die trotz des erlebten Leids während der deutschen Besatzung als Widerstandskämpfer und Auschwitz-Häftling den Weg zur Aussöhnung beschritten, erklärte Bundestagspräsident Norbert Lammert anlässlich des Todes des ehemaligen polnischen Außenministers.

Über Brigitte Jaeger-Dabek 1608 Artikel
Brigitte Jäger-Dabek kennt Polen seit vielen Jahren und ist als freie Journalistin Polen-Expertin. Sie ist Autorin des preisgekrönten Buchs "Länderporträt Polen".