20 Jahre deutsch-polnischer Vertrag

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Deutsch-polnischer Vertrag

Deutsch-polnischer Vertrag,

Der 20. Jahrestag der Unterschrift des polnischen Ministerpräsidenten Jan Krzysztof Bielecki und des damaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl am 17. Juni 1991 unter den deutsch-polnischen Vertrag ist für die beiden Nachbarn Anlass für Bilanz und Ausblick.

Mühsam war der Weg von Konfrontation, Misstrauen und Last der Vergangenheit hin zur Gemeinschaft und vertrauensvollen Partnerschaft. Mit der Unterzeichnung dieses Nachbarschaftsvertrags endeten Nachkriegszeit und Kalter Krieg, er war die Voraussetzung für das Ende der europäischen Teilung.

Die Blaupause für die Annäherung in dieser wohl schwierigsten Nachbarschaft in Mitteleuropa lieferte der deutsch-französische Vertrag von 1963. Geregelt wurden nach diesem Muster nun auch zwischen Deutschland und Polen feste Termine und Treffen sowie Gremien, in denen auf den verschiedensten Ebenen von nun an miteinander geredet werden sollte, anstatt durch die Medien übereinander zu reden.

Städtepartnerschaften und Bürgerbegegnungen wurden gefördert, Zusammenarbeit auf kultureller, wirtschaftlicher und wissenschaftlicher Ebene wurde institutionalisiert, grenzüberschreitende regionale Strukturen wie in Pommern wurden gefördert, auch der Jugendaustausch wurde nach deutsch-französischem Muster eingerichtet. Der Status der deutschen Minderheit in Polen wurde geregelt, Unterricht in deutscher Sprache wurde ermöglicht, die Kultur gefördert. Die Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit wurde gegründet, die gemeinsame Schulbuchkommission wurde gestärkt fortgeführt. In Vorbereitung ist nun ein gemeinsames deutsch-polnisches Geschichtsbuch, das in den Schulen beider Länder spätestens ab 2013 Verwendung finden soll. Darin werden erstmals die das Kapitel der deutschen Besetzung Polens im Zweiten Weltkrieg und die Nachkriegsgeschichte für Schüler beider Länder gleich dargestellt.

Dazu erklärte Deutschland die Absicht, Polen an Westeuropa heranzuführen was sowohl eine NATO- als auch die EU-Mitgliedschaft zum Ziel hatte. Dieser Prozess war mit Polens EU-Beitritt im Rahm der EU-Osterweiterung zum 1. Mai 2004 abgeschlossen, fast sechs Jahrzehnte europäischer Teilung waren damit überwunden.

Es ist viel passiert in den letzen zwanzig Jahren und der Vertrag hat sich längst bewährt. Das Zusammenleben von Deutschen und Polen in der EU ist ein gutes Stück selbstverständlicher geworden, man redet nun in Augenhöhe miteinander und ist Teil derselben Welt. Der Vertrag mit seinen institutionalisierten Begegnungen und der vereinbarten Zusammenarbeit erhält das gute Verhältnis in sonnigen Tagen lebendig und in stürmischen Zeiten, die in jeder Partnerschaft entstehen, am Leben.

Wenngleich sich so vieles zum Positiven gewendet hat zwischen Deutschen und Polen, ist der Vertrag so wie er besteht auch heute noch notwendig und mehr als nur eine historische Reminiszenz an längst vergangene Tage – es ist sein Geist, der weiter gebraucht wird, diese Mischung aus Geschichtsbewusstsein, gutem Willen und sensibler Betrachtung der gegenseitigen Sichtweisen sowie der Absicht, die Zukunft gemeinsam zu gestalten.

Zum Jahrestag werden Berlin und Warschau daher eine gemeinsame Auflistung frischer Projekte und Aktivitäten vorstellen. Auch der Stand und die Möglichkeiten der ökonomischen Beziehungen und der Zusammenarbeit auf wirtschaftlichem Gebiet sollen neu bewertet werden. Staatsministerin Cornelia Pieper FDP, die Koordinatorin für die deutsch-polnische Zusammenarbeit möchte im Rahm der kulturellen Förderung den polnischen Sprachunterricht stärken mit dem Zwischenziel, in jedem Bundesland mindestens an einer Schule Polnisch als Fremdsprache anzubieten

Der polnische Staatspräsident Bronislaw Komorowski wird am 17. Juni in der Humboldt-Universität auf Einladung von Bundespräsident Christian Wulff seine ‚Berliner Rede‘ halten. Am Nachmittag nehmen die beiden Präsidenten am Festakt zum 20. Gründungstag des Deutsch-Polnischen Jugendwerkes teil, am Abend findet ein festliches Essen im Schloss Bellevue statt. Am Dienstag den 21. Juni werden sich die Kabinette beider Länder in Warschau zu Arbeitsbesprechungen treffen

Der 17. Juni wird an deutschen Schulen zum polnischen und an polnischen Schulen zum deutschen Tag. Das wird deshalb als besonders wichtig angesehen, weil in beiden Ländern die Kriegs- und Nachkriegsgenerationen das Ruder mehr und mehr an Menschen abgeben, die keine eigenen Erinnerungen mehr an die dunklen Jahre von Krieg, Besetzung, Holocaust und die unmittelbaren Folgen haben

Zwanzig Jahre deutsch-polnischer Vertrag zeigen auch Wirkungen in den Meinungsumfragen beider Länder. Man wird sich sympathischer diesseits und jenseits der Oder, dazu schätzt man sich auf internationaler Ebene als Partner und erkennt gemeinsame Wertvorstellungen.

So fällt die Bilanz eines Vertrages, der vor zwanzig Jahren aus politischer Vernunft entstand heute überaus positiv aus, positiver, als man es damals zu erhoffen wagte – er ist und bleibt ohne Alternative.?

Über Brigitte Jaeger-Dabek 1608 Artikel
Brigitte Jäger-Dabek kennt Polen seit vielen Jahren und ist als freie Journalistin Polen-Expertin. Sie ist Autorin des preisgekrönten Buchs "Länderporträt Polen".