Die Atomdiskussion in Polen. Ein Update

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AtomkraftwerkZwar sind die Töne nachdenklicher geworden und immer mehr Medien stellen angesichts der Katastrophe im japanischen Fukushima die Frage, ob der Bau von Kernkraftwerken in Polen wirklich nötig ist, bejahen dies aber durchweg im Nachsatz. Es bleibt also trotz der andauernden Probleme in Fukushima dabei: Der baldige Baubeginn des ersten polnischen Atommeilers in Zarnowiec unweit von Danzig beunruhigt eher die Deutschen, als die Polen. Der Aufforderung des brandenburgischen Ministerpräsidenten Platzeck, den Bau zu überdenken wurde von der polnischen Regierung mit beruhigenden Worten begegnet. Ministerpräsident Tusk erklärte, Polen sei kein Erdbebenland und es gebe obendrein technische sowie konstruktive Möglichkeiten, ein AKW sicher zu machen, überhaupt würde die Sicherheit beim Bau der polnischen Atomreaktoren an erster Stelle stehen.

 

Nun stellte die liberale Tageszeitung Gazeta Wyborcza die Frage, ob Polen wirklich Kernkraftwerke braucht, die sie dann selbst mit einem ja beantwortet. Derzeit werde der Energiebedarf des Landes überwiegend durch Kohlekraftwerke gedeckt, aber nur durch Kernenergienutzung können die CO2-Emmissionen wie gefordert gesenkt werden und nur Atomkraftwerke könnten die Abhängigkeit von Kohle und Öl verringern, gibt das Blatt zu bedenken.

 

Und was sagt die Bevölkerung? Trotz der dauernden Katastrophenbilder aus Japan ist die Zuversicht die eigene Kernernergiezukunft betreffend fast unverändert. Rund 45 Prozent der Polen sagen ja zur Atomenergie, das ergab eine Umfrage der konservativen Tageszeitung Rzeczpospolita. Die Polen fürchten die Energieabhängigkeit von Russland mehr als die Gefahren der Kernenergie, schreibt die Rzeczpolspolita, dazu halten die Polen die Kernenergie für einen billigen Stromlieferanten. Die Zahl der Befürworter von Atomkraftwerken in Polen nimmt nur dort rasant ab, wenn die Frage nach dem Standort der geplanten Atomkraftwerke fällt: Ein Atomkraftwerk in nächster Nachbarschaft akzeptieren nur 65 Prozent derjenigen, die sich zuvor für den Bau der Meiler ausgesprochen hatten.

Die Stimmung in den bisher genannten möglichen Standorten  Klempicz und Zarnowiec ist die Meinung daher geteilt schreibt die Rzeczpospolita. In beiden Orten wünscht man sich ein Referendum.

Beunruhigender ist für die Polen, das was in den östlichen Nachbarländern passiert. Neben geplanten Atommeilern in Litauen und Kaliningrad soll ein neues Atomkraftwerk an der Grenze Polens, im weißrussischen Grodno entstehen, liest man in der Rzeczpospolita. Der erste Block des Kraftwerks kann 2017 in Betrieb gehen und er könnte ganz nebenbei auch an die 10 Prozent des gesamten polnischen Strombedarfs decken. Bei allen genannten neuen Kernkraftwerken des russischen Stromkonzerns Rosatom ist die Stromerzeugung nicht in erster Linie für den heimischen Markt gedacht, sondern auf den Export ausgerichtet, betont die Rzeczpospolita.

 

Über Brigitte Jaeger-Dabek 1608 Artikel
Brigitte Jäger-Dabek kennt Polen seit vielen Jahren und ist als freie Journalistin Polen-Expertin. Sie ist Autorin des preisgekrönten Buchs "Länderporträt Polen".