Breslau: Synagoge zum weißen Storch nach Sanierung neu eröffnet

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Synagoge Zum Weißen Storch Breslau

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Für die Mitglieder der Jüdischen Gemeinde in Wroclaw (Breslau) erfüllte sich ein lang gehegter Traum: Die zur Ruine verkommene Synagoge im Zentrum der niederschlesischen Metropole gelangte zu neuer Schönheit und wurde im Mai nach umfangreicher Sanierung neu eröffnet. Die Synagoge soll sich wieder zu einem Zentrum des jüdischen Lebens in der Oderstadt entwickeln. Die Synagoga Pod Bialym Bocianem (Synagoge zum weißen Storch) zählt zu den schönsten jüdischen Gotteshäusern in Polen. Ihre Rettung verdankt sie vor allem der norwegischen Künstlerin Bente Kahan.

Die Breslauer Storch-Synagoge ist ein Werk des berühmten preußischen Baumeisters Carl Ferdinand Langhans. Sie entstand 1826 bis 1829 als repräsentatives Zentrum der jüdischen Gemeinde. Später wurde sie mehrfach umgestaltet. Unter anderem wurden 1905 die hölzernen Emporen durch solche aus Stahlbeton ersetzt. Das klassizistische Bauwerk blieb als einziges jüdisches Gotteshaus in Breslau während der Pogromnacht vom 9. November 1938 verschont, doch nach Kriegsende verkam das prunkvolle Bauwerk nach und nach zur Ruine. Zwar wurde schon 1996 mit Hilfe der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit erste Sicherungsarbeiten vorgenommen, doch für eine umfangreiche Sanierung fehlte das Geld.

Nun hat sich das baufällige Gebäude in einen der schönsten Kulturräume der Stadt verwandelt. Neben den Innenräumen und der Fassade wurde auch das Pflaster des Hofs neu gestaltet. Das Innere überrascht mit abgerundeten Emporen und Bögen, schmückenden Metallgitter und goldfarbenen Ornamente, die einen Kontrast zu den strengen klassizistischen Formen der Fassade bilden. Bei der Neugestaltung orientierte man sich am Zustand des Gebäudes Ende der 1920er Jahre. Allerdings gab es für die Restaurierung der Innenräume kaum Vorlagen. Lediglich eine Aufnahme im Jüdischen Historischen Institut von Warschau zeigt den Zustand des Gebäudes im Jahre 1930. So zog man als Vorlagen auch andere Synagogen aus dieser Zeit heran. Das Ergebnis der Restaurierung wirkt stimmig.

Im Saal und auf den Emporen haben mehrere Hundert Besucher Platz. Künftig sollen hier zu hohen jüdischen Feiertagen die Gottesdienste stattfinden, vor allem soll die Storch-Synagoge zu einem lebendigen Kultur- und Veranstaltungszentrum werden. Zwei Ausstellungen sind dort bereits seit dem 6. Mai zu sehen. Eine widmet sich der Geschichte der Breslauer Juden vor und nach 1945, die zweite stellt das jüdische Leben in Norwegen in der Zeit von 1851 bis 1945 dar. Bereits in den vergangenen Jahren fanden zahlreiche Konzerte in der für ihre ausgezeichnete Akustik bekannten Synagoge statt. Diese Tradition soll fortgesetzt werden. Auch Theateraufführungen sind geplant. Unter anderem finden von Mitte Juni bis Ende August immer sonntags um 17 Uhr Sommerkonzerte mit Werken bekannter jüdischer Musiker statt.

Für den Wiederaufbau der Synagoge hat sich seit Jahren die norwegische Schauspielerin und Sängerin Bente Kahan eingesetzt. Sie war im Jahre 2001 ihrem polnischen Ehemann nach Breslau gefolgt und war fasziniert von der 800-jährigen jüdischen Kulturgeschichte der Stadt. Die international erfolgreiche Künstlerin mit jüdischen Wurzeln nahm sich diesem vergessenen Erbe an, gründete eine Stiftung, organisierte Kulturprojekte und sammelte rund 2,5 Millionen Euro für die Sanierung des Gebäudes. Ihr Ziel ist es, in den nächsten Jahren ein modernes Jüdisches Museum in dem Gebäude einzurichten. Dazu sollen auch die Kellerräume unter der Synagoge genutzt werden.

Breslau war bis zum Zweiten Weltkrieg eines der wichtigen jüdischen Zentren in Europa. Die Stadt zählte rund 25.000 jüdische Bürger, unter ihnen zahlreiche bekannte Künstler, Wissenschaftler und Politiker. Heute gehören der Jüdischen Gemeinde von Wroc?aw und Umgebung gut 300 Mitglieder an. Immerhin: Die Zahl wächst, es gibt wieder einen jüdischen Kindergarten und eine jüdische Schule in der Stadt. Die Synagoge liegt im so genannten Toleranzviertel, in dem es auch eine russisch-orthodoxe, eine evangelische und eine katholische Kirche gibt. Vertreter dieser vier Konfessionen arbeiten bereits seit Jahren eng zusammen und organisieren gemeinsame Veranstaltungen. Rund um die Synagoge hat sich in den vergangenen Jahren eines der beliebtesten Ausgehviertel der Stadt mit zahlreichen Szenekneipen und Restaurants gebildet. Junge Leute bevölkern in den Sommermonaten noch bis spät in die Nacht die Straßencafés auf dem Synagogenhof. Daran soll sich auch nach der Wiedereröffnung des Gebäudes nichts ändern.

Die Synagoge Pod Bialym Bocianem befindet sich etwas versteckt in einem Innenhof in der W?odkowica-Straße 7, nicht weit entfernt vom Marktplatz (Rynek). Die Ausstellungen sind montags bis freitags von 10 bis 14 Uhr sowie sonntags von 14 bis 16 Uhr zu sehen. Gruppenführungen sind auch zu anderen Zeiten möglich. Tickets gibt es im benachbarten Jüdischen Informationszentrum, ul. Wlodkowica 9.

Weitere Informationen zur Synagoge und zum Veranstaltungsprogramm auf der Website der Bente-Kahan-Stiftung, www. fbk. org. pl

Quelle: Polnisches Fremdenverkehrsamt Berlin

Über Brigitte Jaeger-Dabek 1608 Artikel
Brigitte Jäger-Dabek kennt Polen seit vielen Jahren und ist als freie Journalistin Polen-Expertin. Sie ist Autorin des preisgekrönten Buchs "Länderporträt Polen".