Buchtipp: Der jüdische Kreuzfahrer

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Ruth Weiss in der Lindenkirche Berlin-Wilmersdorf, 23.10.06 Foto: Lillianne, CC-by-sa 2.0/de

Ein bisschen off-topic ist sie ja, diese Buchbesprechung und dennoch: Hier geht es um ein lesenswertes Buch der großartigen Ruth Weiss. Und: Es geht uns alle an, es ist aktuell und zeigt die lange Tradition von Glaubenskriegen, Sündenbockfunktionen, Ausgrenzung, Diskriminierung und Rassismus.

„Der jüdische Kreuzfahrer“ erschien pünktlich zum 90. Geburtstag am 26. Juli von Ruth Weiss, die ein bewegtes Leben hinter sich hat. Geboren 1924 in Fürth konnte Ruth Weiss – damals noch Loewenthal – mit ihren Eltern 1936 dem Holocaust durch die Auswanderung nach Südafrika entgehen. Ruth Weiss wurde nach einem zweijährigen Intermezzo in London 1960 hauptberufliche Journalistin. Beruflich war sie einige Jahre im damaligen Zimbabwe, dann wieder in London und begleitete die Unabhängigkeitsbewegung in Rhodesien, die aus der britischen Kolonie Zimbabwe machte und hielt Seminare für das dortige Informationsministerium ab und zog mit ihrem Son nach Harare, um dort Wirtschaftsjournalisten auszubilden. Im Jahr 1992 zog sie nach England und 2002 nach Lüdinghausen, wo Ruth Weiss bis heute lebt. In Südafrika stellte sie entsetzt fest, dass ausgrenzender, diskriminierender Rassismus nicht nur Juden trifft, sondern auch die Schwarzafrikaner. Früh setzte sie sich gegen den Rassismus der Apartheid ein, hatte Kontakte mit Nelson Mandela und Nadine Gordimer, mit der sie befreundet war. Die streitbare und unerschrockene Ruth Weiss wurde schnell zur unerwünschten Person in Südafrika. Von dieser Liste wurde sie erst 1991 gestrichen. Für Ihren Kampf gegen Antisemitismus, Apartheid und jegliche Form von Diskriminierung wurde Ruth Weiss 2005 für den Friedensnobelpreis nominiert.

Ihr jüngstes Buch „Der Kreuzfahrer“ beginnt im Mainz des Jahres 1084 in der Nacht, in der die Christen der Stadt Fastnacht feiern. Da ist es für die Juden der Stadt immer besonders gefährlich, weiß auch Rabbiner Isaak ben Ruben. Da geschieht das Unglück, sein dreijähriger Sohn Samson wird von betrunkenem fahrendem Volk zur Belustigung der Christen entführt. Er wird zunächst in ein Kloster verschleppt und zwangsgetauft, doch die Klosterkarriere bleibt Episode und Samson wird leibeigener des Ritters August von Raabe. Samson erinnert sich nicht an seine Herkunft und lebt in der Vorstellung, seine Eltern hätten ihn verstoßen. Eine abenteuerliche Odyssee beginnt, als der zum jungen Mann herangereifte Samson, der nun Julian heißt, sich voll Eifer dem ersten Kreuzzug anschließt. Im Orient erkennt er seine wahre Berufung im Arztberuf und lernt von allen Weisen und des Heilens Kundigen wie Avicenna alles, was zu der Zeit des großen Wissensvorsprungs im Orient ein Arzt nur lernen kann. Auf einigen Umwegen kehrt Samson/Julian zurück in die Region der großen jüdischen Gemeinden zwischen Mainz, Speyer und Franken. Optimistisch sagt er sich, dass eines Tages Frieden zwischen allen Menschen sein werde, das könne gar nicht anders sein.

Fazit: „Der jüdische Kreuzfahrer“ ist ein Buch, dass Geschichte anders erzählt, al wir sie zu kennen glauben. Ruth Weiss erzählt die Zeit der Kreuzzüge aus dem Blickwinkel derer, die auch damals schon zwischen allen Stühlen saßen und die für alles und für jedes als Sündenbock herhalten mussten. Es lehrt uns eine ganz neuen Sicht auf unsere Geschichte, es lehrt uns, wie tief in Mitteleuropa verwurzelt der Antisemitismus ist.

Wenn Sie den „Medicus“ von Noah Gordon gelesen haben und das Buch mochten, ist „Der jüdische Kreuzfahrer als Lektüre die ideale Ergänzung, denn es geht um die gleiche Epoche. Der Protagonist Samson aber gibt sich nicht als Jude aus, er ist Jude.

Es ist ein gutes Buch, ein spannendes Buch, das obendrein auch noch gut geschrieben ist. Lesen Sie es !!

Über Brigitte Jaeger-Dabek 1608 Artikel
Brigitte Jäger-Dabek kennt Polen seit vielen Jahren und ist als freie Journalistin Polen-Expertin. Sie ist Autorin des preisgekrönten Buchs "Länderporträt Polen".