Buchtipp: Die Neumark, Streifzug durch eine vergessene Landschaft

Polnisch lernen

 
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Cover Rutkowski: Streifzüger zwischen Oder und Drage. Begegnungen mit der NeumarkNeumarkKennen Sie die Perle der Neumark und wissen Sie Sie auch wo in Deutschland einst Jamaika und Sumatra lagen? Sie wissen gar nicht, wo die Neumark liegt? Trösten Sie sich, da sind Sie wahrlich nicht allein. Die Neumark, diese Landschaft zwischen Oder und Drage ist weder in Deutschland, zu dem sie einst gehörte, und Polen, zu dessen Territorium sie heute gehört, anderen als Insidern bekannt.

Das ändern will das Kulturforum östliches Europa mit dem vom polnischen Historiker Pawel Rutkowski herausgegebenen Buch „Streifzüge zwischen Oder und Drage. Begegnungen mit der Neumark“ ändern. Dieses Buch ist nicht weniger als eine kulturhistorische Bestandsaufnahme der gesamten Neumark, dieser Region, die sowohl in Deutschland als auch in Polen fast in Vergessenheit geriet.

Der Landstrich zwischen Oder und Drage sollte mit seinem gemeinsamen kulturellen Erbe wieder mehr ins Bewusstsein von Deutschen und Polen rücken. Das war die Intention einer vom Kulturforum östliches Europa in Zusammenarbeit mit dem Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte in Potsdam 2006 eröffneten Ausstellung. Die Idee einer begleitenden Buchpräsentation in Form eines zweisprachigen Ausstellungskatalogs wurde bald verworfen. Man entschied sich, nach dem großen Erfolg der Ausstellung und dem großen Öffentlichkeitsinteresse am Thema, das vorhandene Material zu einem kulturhistorischen Landesführer auszuarbeiten, der sowohl in polnischer, als auch in deutscher Ausgabe erscheinen würde. Bei dem geplanten Umfang wäre eine zweisprachige Ausgabe sehr unhandlich geworden und hätte als Reisebegleiter nicht mehr getaugt. Als Herausgeber konnte mit dem renommierten polnische Historiker Pawel Rutkowski ein profunder Kenner der Neumark verpflichtet werden.

Die im Mittelalter als „terra transoderana“ bezeichnete Neumark wird in ihrer historischen Entwicklung im Geschichtskapitel von Werner Vogel dargestellt. In alfabetisch sortierter Folge werden Burgen, Schlösser, Herrenhäuser, Kirchen und Parks aller Orte dargestellt, die auch in der Ausstellung vorkamen. Zu jedem Ortsabschnitt gehören Anfahrtstipps und eine reichhaltige Bebilderung.

Eingeschoben sind mit farblich anderem Hintergrund mehrere vertiefende Kapitel. Darin behandelt Markus Jager das Thema „Schlösser und Herrenhäuser in der Neumark“, Witold Pronobis schreibt über die Entstehung der neumärkischen Städte, Jaroslaw Jarzewicz übder die Architektur des Mittelalters und Christian Gahlbeck über „Templer, Johanniter und Zisterzienser in der Neumark“. Auch zwei Texte, die sich besonderen Orten, wie dem Konzentrationslager Sonnenburg/Slonsk und dem Offizierslager Oflag II in Woldenberg/Dobiegniew widmen, gehören dazu.

Den hohen Gebrauchswert des Buches macht auch der reichhaltig bestückte Anhang aus, zu dem ein umfangreiches Glossar genauso gehört, wie Kurzbiografien, ein Personenverzeichnis, ein Ortsverzeichnis mit Konkordanz und ein Literaturverzeichnis.

Für viele Polenreisende ist die Neumark eine Landschaft, die man einfach nur so schnell wie möglich durchquert auf der Fahrt zum Urlaubsziel an der Ostsee, in Masuren, Warschau oder Schlesien. Das Blättern in Rutkowskis Kulturführer aber macht Lust mal einen Stop einzulegen. Ob es eines der Schlösser ist oder eine der typisch pommerschen Kleinstädte, die Neumark ist eine Entdeckung wert. Wie wäre es beispielsweise, das Landsberg an der Warthe (Gorzow Wielkopolski) einmal auf den Spuren von Christa Wolf zu erkunden? Auch dabei hilft dieser empfehlenswerte, keine Fragen offen lassende Kulturreiseführer, der eine kleine, aber feine Perle auf dem Büchermarkt ist.

Über Brigitte Jaeger-Dabek 1611 Artikel
Brigitte Jäger-Dabek kennt Polen seit vielen Jahren und ist als freie Journalistin Polen-Expertin. Sie ist Autorin des preisgekrönten Buchs "Länderporträt Polen".