Buchtipp: Jahrbuch Polen 2011 – Kultur

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Jahrbuch Polen 2011 Kultur

Jahrbuch Polen 2011 Kultur,

Die diesjährige 22. Ausgabe des Jahrbuchs Polen widmet sich dem Thema Kultur mit dem Schwerpunkt polnische Kultur der Nachwendezeit und beleuchtet auch die polnische Kulturpolitik. Herausgegeben wird die Serie vom Deutschen Polen Institut in Darmstadt im Harrassowitz Verlag, als Redakteure fungierten Anrzej Kaluza und Jutta Wiercimok.

Viele Mosaiksteine ergeben oft ein Bild, das nicht so glatt und homogen ist wie ein Foto, dafür ergibt sich aber oft daraus ein bunteres Gemälde, das Ecken und Kanten die da sind nicht glattbügelt. So ist es auch mit der Kultur und ihren vielen Facetten, eine Monographie würde da eher ein einheitliches Bild der polnischen Nachwendekultur zeichnen, das glatt, vielleicht sogar elegant ist, aber ganz gewiss nicht das ganze Bild zeigt.
Dieser Band aber spiegelt die vielfältigen Entwicklungen der letzten zwanzig Jahre in Polen wieder, die vielen versuche neue Wege zu gehen mit ihren Irrtürmern und Erfolge, ihrem Fortschreiten aber auch der Umkehr. Er macht deutlich, was für eine geistig-kulturelle Sysiphusarbeit eine solche Transformation ist und wie viel Elan für jeden Kulturschaffenden dazu gehört, seinen Weg zu finden.

Das zeigt insbesondere der Essay von Anna Nasilowska über die polnische Kulturpolitik nach 1989. Mit dem Zitat »Wer wird um Rosen trauern, wenn Wälder brennen« aus einem Werk des romantischen Dichter-Propheten Juliusz Slowacki, das in Polen zum geflügelten Wort wurde, verdeutlicht sie ihre Betrachtungen. Nun war in Polen immer klar, was Wald und was Rose war, meint die Autorin. Mit der rigorosen und schnellen Durchsetzung der Marktwirtschaft sei der Wald gerettet worden. Ausnahmen um etwa ein paar mehr Rosen der Kultur zu retten wurden nicht erwogen. Doch war auch die Abneigung gegen die staatliche Kulturpolitik aus den Zeiten der Volksrepublik so stark, dass viele Intellektuelle, Künstler und Kulturschaffende schon die Existenz eines Kulturministeriums für schädlich hielten. Die Diskussionen um den Weg der Finanzierung von Kultur und der Organisation des Kulturbetriebs sind in diesem Aufsatz hervorragend dargestellt. So lohnt schon die Lektüre dieses Essays die Anschaffung des Buches.

Doch natürlich gibt es in diesem Band noch viel mehr zu entdecken über das, was unser Nachbarland kulturell bewegt, dazu kann man einen Einblick in die Bereiche der Kultur gewinnen, über die in Deutschland kaum berichtet wird. Ein Beispiel: Wer wüsste hierzulande schon, dass Berlin ein Zentrum der polnischen Kunstszene ist und das Mekka polnischer bildender Künstler ist. Darüber berichtet Nawojka Cieslinska-Lobkowicz.

Weitere Essay berichten über die polnische Volkskultur (Anna Weronika Brzezinska), die ihr Dasein zwischen ungeliebt und notwendig fristet, über den polnischen Maler Wilhelm Sasnal, den Komponisten Pawel Mykietyn, die Karriere der Dorota Maslowska (Olaf Kühl) und über die polnischen Konsumenten der Popkultur (Tomasz Szlendak). Stefanie Peter und Wilhelm Goll berichten über das Monatsmagazin „Krytyka Polityczna“ und den ihr nahen Videokünstler Artur Zmijewski, der künstlerischer Leiter der Biennale 2012 sein wird.

Ein weiterer wichtiger Beitrag mit dem Titel „Krieg der Erinnerungen“ stammt von Przemyslaw Czaplinski. Der Autor untersucht den Einfluss der Geschichte auf die polnische Gegenwartskultur. Dabei zeigt der Autor, wie Literatur, Musik und Film das Geschichtsbild des Volkes, seine Erinnerungskultur, also die ganze Geschichtsbetrachtung beeinflussen, aber auch vom gängigen Geschichtsbild selbst beeinflusst werden – ein spannender interaktiver gegenseitiger Prozess. Pawel Dunin-Wasowicz stellt in seinen Betrachtungen eine interessante literarische Nische in der Geschichtsbetrachtung vor, die „Szene der alternativen Historie“. Der Autor berichtet dabei eine „alternative Geschichtsbetrachtung“ in der neusten polnischen Literatur, die sich mit dem „Was wäre wenn…“ befasst und Modelle hauptsächlich zu den historischen Wendepunkten des 20. Jahrhunderts entwickelt. Diese Entwicklung ist an deutschen Freunden polnischer Literatur weitestgehend vorübergegangen, denn keines der Werke aus dieser Literaturecke ist ins Deutsche übersetzt worden.

Den Essays des Buches ist ein breiter literarischer Teil beigefügt, unter anderem mit interessanten Beiträgen von Olga Tokarczuk und Stefan Chwin.

Für jeden an Polen und polnischer Kultur Interessierten ist das Jahrbuch Polen 2011 Kultur ein absolut empfehlenswertes Buch mit interessanten, leicht lesbar verfassten Beiträgen und Essays.

 

 

Bibliographie zu deutschen Übersetzungen polnischer Literatur

Manfred Mack: Polnische Literatur in deutscher Übersetzung 2010

Tomasz Szubiakiewicz: Deutschsprachige Titel in polnischer Übersetzung 2010

Über Brigitte Jaeger-Dabek 1608 Artikel
Brigitte Jäger-Dabek kennt Polen seit vielen Jahren und ist als freie Journalistin Polen-Expertin. Sie ist Autorin des preisgekrönten Buchs "Länderporträt Polen".