Danziger Weltkriegsmuseum ist der PiS nicht national genug

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Visualisierung des Danziger Weltkriegsmuseums, Foto: ©Studio Kwadrat, http://www.muzeum1939.pl

Visualisierung des Danziger Weltkriegsmuseums, Foto: ©Studio Kwadrat,  http://www.muzeum1939.pl

Zuerst waren die Medien dran, jetzt macht sich die PiP-Regierung auf, in Polen auch die Museen national auszurichten. Zuerst nimmt man sich das geplante Danziger Weltkriegsmuseum vor. Die Absichten von Kulturminister Piotr Gli?ski decken sich da ganz mit den PiS-Bestrebungen eine Rolle rückwärts in der polnischen Geschichtsschreibung mit einem dezidiert polnischen Standpunkt durchzusetzen. Die PiS-Regierung will mit all ihrer Macht ein ausschließlich auf Polen zentriertes nationalistisches Geschichtsbild wieder etablieren, die Rückkehr zum Mythos der unschuldigen Opfernation Polen mit Auschwitz als Ort zuvorderst polnischen Leidens.

Weltkriegsmuseum: Zerschlagung geplant

Schon von Beginn der ersten Planungen an äußerte die PiS Kritik am Konzept, dass es sich um ein nichtpolnisches Konzept handelt, in dem die Sicht auf die Opfernation Polen umgedeutet wird. Auch die Person Machcewicz als designierter Museumsleiter passt der PiS so gar nicht. Er hatte beim historischen Diskurs um das Thema Polen und der 2. Weltkrieg so gar nicht auf der nationalkonservativen Linie gelegen, vor allem, wenn es um die Debatte ging, ob und wie weit sich polnische Bürger am Holocaust bereichert haben und über die Bücher von Jan Tomasz Gross der belegt hat, dass es Fälle von Mord an den jüdischen Nachbarn im Nordosten Polens gegeben hatte.

Man hat auch schon den Trick gefunden, wie man das Weltkriegsmuseum mit seinem Konzept auch wenige Monate vor der Eröffnung Ende 2016/Anfang 2017 noch kippen könnte. Man möchte das Weltkriegsmuseum mit dem kleineren selbst geplanten Museum auf der Westerplatte zusammenlegen. Der Name soll dann „Museum der Westerplatte und des Verteidigungskampfes 1939″ heißen.

Es sind solche Behauptungen, wie die des polnischen Präsidenten Duda, dass es Polen waren, die zu Hunderttausenden Juden geholfen hätten, welche die internationale und auch polnische Historikerwelt Stück um Stück in Meinungsgegnerschaft zur Sichtweise der PiS geführt haben. Dem entgegen stehe die Zahl der als „Gerechte unter den Völkern“ in Yad Vashem 6.620 ausgezeichneten Polen, hagelte es an Kritik. Damit seien die Polen zwar die dort am stärksten vertretene Nation, doch Dudas Zahlen seien nichts als unseriöse Heroisierung klang es vielstimmig aus Historikerkreisen.

So geriet auch das PiS-Vorgehen beim Weltkriegsmuseum in die Kritik von Historikern aus aller Welt und der regierenden PiS geraten, schreibt der britische Guardian. Auch Kenner der polnischen Geschichte wie der britische Historiker Norman Davies, der acht Jahre lang an der Umsetzung des Konzepts beteiligt war, äußerten scharfe Kritik. Davies erklärte dem britischen Observer gegenüber, dieses Hijacken des Museums sei bolschewistischer Stil und paranoid. Die PiS-Regierung wolle es nicht zulassen, dass eine Reihe internationaler Historiker mitentscheide, was in „ihrem Museum“ vorgehe. Jaros?aw Kaczynski, handle so, wie in einem persönlichen Politbüro, und er sei sicher, alles zu diesem Museum geschehe auf Kaczynskis Befehl legte Davies nach.

Weltkriegsmuseum mit einmaligem umfassenden Konzept

Das Museum wurde 2008 von der damals regierenden Bürgerplattform PO geplant und vom damaligen Ministerpräsidenten und heutigen EU-Ratspräsidenten Donald Tusk besonders gefördert. Es gilt als das als das bedeutendste europäische Kulturprojekt im Jahr 2017. Rund 449 Millionen Zloty soll das Museum kosten und 23.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche umfassen. Zum ominösen neuen PiS-Westerplattemuseum hingegen gibt es bisher keine fortgeschrittenen Planungen.

Vorgesehen war ein Museum mit einem ganz explizitem Erziehungsauftrag, das mit modernsten Mitteln und reichhaltigen szenografischen Formen anschaulich Leben und Leiden von Menschen im Zweiten Weltkrieg mit ganz verschiedenen Biografien und Herkünften zeigen sollte. Der Bombenkrieg sollte so genauso fassbar gemacht werden, wie das Leid der Menschen in den besetzten Ländern und das deutsche Vorgehen hinter den Fronten. Die Besucher sollen das Museum nachdenklich verlassen, wozu die dargestellten Einzelbiografien dienen, wie die der beiden Geistlichen Dietrich Bonhoeffer und Maximilian Kolbe. Der eine evangelische Pastor und im deutschen Widerstand, der andere Maximilian Kolbe, katholischer Priester aus Polen. Beide bezahlten ihren Widerstand und ihr Engagement für gelebtes Christentum mit dem Leben.

Die geplante ständige Ausstellung des Museums ergäbe ein von Experten zusammengestelltes komplettes Narrativ der Zeit von 1939-1945 in Europa inklusive des Holocausts, und dem besonderen Schwerpunkt Polen, bestätigte der britische Historiker und Polenkenner Norman Davies.

Historiker protestieren gegen Konzeptänderung des Weltkriegsmuseums

Historiker und Museumsmitarbeiter erklärten in einem offenen Brief an die polnische Regierung ihre Empörung über deren Vorgehen. Sie argwöhnen einen persönlichen Rachefeldzug an Ex-Ministerpräsident Donald Tusk, dem Auftraggeber für das Museum und Intimfeind von Jaroslaw Kaczynski. Tusk

Das Zerschlagen des Danziger Museumskonzepts wird in dem Brief als Teil eines politischen Kampfes eingestuft, der die Zerstörung von möglichst allen von den Vorgängerregierungen geschaffen Institutionen zum Ziel habe. Dabei gäbe es keine Rücksicht auf den Wert dieser Einrichtungen. Es falle schwer, einen solche gedankenlosen Akt des Vandalismus zu hinzunehmen, der gegen die eigene (polnische) Kultur ausgeführt werde, heißt es in dem offenen Brief.

Mit energischem Widerstand bietet auch der Danziger Bürgermeister Pawel Adamowicz der PiS die Stirn.  Die Stadt Danzig nämlich hatte dem von Tusk in Auftrag gegebenen Museum das Grundstück per Schenkung zur Verfügung gestellt. Pawel Adamowicz ist Mitglied der liberalen Bürgerplattform wie Tusk und drohte nun, Danzig könne die Schenkung rückgängig machen, wenn das Konzept nicht so umgesetzt würde, wie geplant. Er zeigt sich entschlossen, diesen Schritt notfalls zu gehen.

Animation zum Weltkriegsmuseum:

Über Brigitte Jaeger-Dabek 1611 Artikel
Brigitte Jäger-Dabek kennt Polen seit vielen Jahren und ist als freie Journalistin Polen-Expertin. Sie ist Autorin des preisgekrönten Buchs "Länderporträt Polen".