Günter Grass
Man platzt fast vor Stolz auf Literatur – Nobelpreisträger Günter Grass– den Danziger Ehrenbürger, den man vor Ort für den größten lebenden Sohn der Stadt hält. Triumphal wurde Grass nach der Verleihung des Nobelpreises in seiner Heimatstadt empfangen, eine Parade der Blechtrommler geleitete ihn durch sein Stadtviertel Wrzeszcz / Langfuhr. An Häusern, Plätzen und Straßen, die in seiner Danziger Trilogie vorkommen, werden Emailletafeln mit den passenden Zitaten angebracht. Die erste dieser Tafeln enthüllte Grass an seinem Geburtshaus selbst. Vieles in dem alten Arbeiterviertel ist nach gründlicher Lektüre von Grass’ „Blechtrommel“ sowie „Katz und Maus“ wieder zu erkennen. So kann man auf den Spuren von Oskar Matzerath wandeln, beginnend am Geburtshaus von Grass.
Geboren wurde Günter Grass am 16. Oktober 1927 in Danzig als Sohn eines protestantischen Vaters und einer katholischen Mutter kaschubischer Abstammung. Seine Kindheit verbrachte er in einfachen Verhältnissen im Stadtteil Langfuhr/Wrzeszcz in der heutigen ul. Lelewela 13 in einer engen Zweizimmerwohnung. Dort betrieben die Eltern ein Kolonialwarengeschäft. „Die Blechtrommel“ war sein erster Roman. Im Jahr 1961 erschien Teil 2 der Danziger Trilogie, die Novelle „Katz und Maus“, die wieder in Danzig spielt. Im Jahr 1963 erschien mit „Hundejahre“ der letzte Teil der Danziger Trilogie. Im Jahr 1979 erschien Volker Schlöndorffs kongeniale Verfilmung der „Blechtrommel“, der. ein Jahr später als erster deutscher Film mit einem Oscar als „Bester fremdsprachiger Film“ ausgezeichnet wurde. Die Versöhnung zwischen Ost und West wurde zu einem wichtigen Thema für den Schriftsteller Günter Grass. Sein 1992 veröffentlichter Roman „Unkenrufe“ beschrieb so die Versöhnung zwischen Deutschen und Polen. Nur ein Jahr später erhielt Günter Grass die Ehrendoktorwürde der Universität Gdansk) und die Ernennung zum Ehrenbürger seiner Heimatstadt – ein noch fünf Jahre zuvor undenkbares Geschehen. Die Annerkennungen und Preise häuften sich inzwischen für Grass. Unter vielen anderen Auszeichnungen erhielt er 1997 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels verliehen und 1999 erhielt er den Nobelpreis für Literatur. Die Novelle „Im Krebsgang“, die den Untergang der „Wilhelm Gustloff“ sowie Flucht und Vertreibung der Ostdeutschen zum Thema hat, erschien 2002 und eröffnete den gesellschaftlichen Diskurs über diesen Themenkomplex neu. In seinem 2006 erschienenen autobiografischen Buch „Beim Häuten der Zwiebel“ gesteht Grass erstmals öffentlich, dass er als 17-jähriger Mitglied der Waffen-SS Zuvor hatte er immer angegeben, in der Zeit von 1944 bis 1945 nur Flakhelfer gewesen zu sein. Begleitet wurde diese Klarstellung von Günther Grass von großem Rauschen im Medienwald. Das späte Geständnis gerade des politischen Moralisten Grass löste heftige kontroverse Reaktionen und ein Rauschen im Medienwald aus, und lenkte große Aufmerksamkeit auf das Buch.
Polnische Literaten aus Danzig
Längst gibt es auch polnische Schriftsteller, die sich mit Danzig befassen. Stefan Chwins Hauptthema ist Danzig, seine Protagonisten erleben polnische und deutsche Danziger Geschichte mit all ihren Brüchen. Sein Roman „Tod in Danzig“thematisiert die deutsche Vergangenheit der Stadt sowie dien Verlust der Heimat und war 1995 in Polen Buch des Jahres. Stefan Chwin wurde1949 als Sohn litauischer Polen aus Wilna geboren, auch seine Eltern waren also Vertriebene. Er studierte in Danzig Literaturwissenschaft und lebt bis heute in seiner Heimatstadt Danzig als freier Schriftsteller Dichter, Prosaist, Essayist und Literaturhistoriker, er arbeitet auch an der Danziger Universität.
Seine wichtigsten in deutscher Sprache erschienenen Romane sind: neben dem im polnischen Original „Haneman“ betitelten „Tod in Danzig“ die Romane „Die Gouvernante“ (im polnischen Original: Esther) und “ „Der goldene Pelikan“.Chwin erhielt zahlreiche hohe Literaturpreise.
Wie Stefan Chwin ist Pawel Huelle ein Chronist der deutsch-polnischen Geschichte in Danzig. Er wurde 1957 in Danzig geboren, wo er später Literaturwissenschaft studierte. Nach dem Studium arbeitete er zunächst als Journalist, von 1980 bis zum Verbot der Solidarnosc 1981 in deren Pressestelle. Daneben war er als Lehrer für Literatur, Geschichte und Philosophie tätig. Nach der politischen Wende in Polen war er zeitweise Intendant des Dritten Polnischen Fernsehens in Danzig. Als Schriftsteller schaffte er den Durchbruch gleich mit seinem ersten Roman „Weiser Dawidek“ 1987. Der Roman, der vom Leben im Danzig der frühen 1950er Jahre handelt, wurde von der polnischen Kritik als Meisterwerk gefeiert und gilt als eines der wichtigstes Werk der polnischen Literatur der 80er Jahre. Es ist in viele Sprachen übersetzt und im Jahr 200 auch verfilmt worden. Pawel Huelle blieb dem Thema Danzig treu. Seine Danziger Erzählungen unter dem Titel Silberregen und sein Bildungsroman Castorp sind obwohl sie weit in die deutsche Geschichte der Stadt zurück gehen eindrückliche Zeugnisse des heutigen Danziger Literaturschaffens.
(c) Brigitte Jäger-Dabek
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