Sonne, Meer und Kultur – Das Ostseebad Kolobrzeg

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kolbergVon den anderen Ostseebädern des polnischen Küstenabschnittes unterscheidet sich Kolobrzeg allein schon durch seine Größe, mit gut 50 000 Einwohnern ist es eine veritable Stadt. Mit rund anderthalb Millionen Besuchern jährlich ist Kolobrzeg einer der bedeutendsten Urlaubsorte Polens. Aus der Stadt des Salzes und der Heringsfischerei ist ein quirliger Kurort geworden.

Im 13. Jahrhundert wurde der „Ort am Ufer” was Kolobrzeg bedeutete erstmals urkundlich erwähnt, aber bereits zur Zeit des Piastengherrschers Boles?aw Chrobry um die erste Jahrtausendwende existierte hier eine slawische Handelssiedlung. Im Jahre 1255 verleihen Bischof Hermann zu Cammin und Herzog Wartislaw III. von Pommern Ko?obrzeg lübisches Stadtrecht. Wenig später verlegte der Camminer Bischof seinen Wohnsitz nach Ko?obrzeg und die Stadt trat 1284 der Hanse bei.

Der Naturhafen an der Parseta / Persante und die Salzgewinnung verhalfen der Stadt zu Wohlstand. Besonders der Salzhandel auf dem alten Handelsweg von Kolberg über Schneidemühl / Pila, Breslau und Ungarn zum Schwarzen Meer trug zum Aufblühen der Stadt bei. Ab dem 14. Jahrhundert kamen noch der Heringsfang und im 17. Jahrhundert der Getreidehandel dazu.

Bis weit ins 18. Jahrhundert sicherte der Salzhandel Kolbergs Wohlstand, dann erstarkte die Konkurrenz so weit, dass Kolbergs Salzsiederei 1858 eingestellt wurde. Nachdem die Stadt 1859 ans Eisenbahnnetz angeschlossen wurde und direkte Verbindungen mit Stettin sowie Berlin erhielt, begann Kolbergs Aufstieg zum nach Norderney beliebtesten deutschen Seebad. Durch die Mineralquellen begann gleichzeitig Kolbergs Aufstieg zu einem wichtigen Kurort mit heute um 100 000 Kurgästen im Jahr.

Aber auch Kolbergs Geschichte war keine glatte Erfolgsstory, in der es ohne Brüche aufwärts ging. Im Dreißigjährigen Krieg erstmals niedergebrannt, wurde die inzwischen zur Festung ausgebaute Stadt während des Siebenjährigen Krieges 1759, 1760 und 1761 gleich dreimal von den Russen belagert, letztendlich eingenommen und so geplündert, dass kaum ein Stein auf dem anderen blieb.
Im Zuge der Napoleonischen Kriege wurde die preußische Festung Kolberg 1806/07 von den Franzosen belagert. Verteidigt wurde die Stadt von August Graf von Gneisenau sowie Joachim von Nettelbeck, die Kolberg bis zum Tilsiter Frieden von 1807 hielten.

Kolberg zahlte einen hohen Preis, wiederum war es zum großen Teil zerstört.
Von nun an wurde am Mythos der Festung Kolberg gestrickt. Das Hohe Lied vom Kampf bis zum letzten Atemzug, vom Halten um jeden Preis war die Folge. Die Pervertierung des ursprünglichen Freiheitswillens der Kolberger zur platten, brutalen Durchhalteparole wurde Veit Harlans Propagandafilm „Kolberg“.

Der längst im längst im Untergang begriffenen Reich mit einem sagenhaften Aufwand gedrehte Streifen kostete 8,5 Millionen Reichsmark und bedurfte einer Komparsenschar von mehr als einer ganzen Division Soldaten (meist SS-Männer), fast 20 000 Mann sollen mitgespielt haben. Gerade noch rechtzeitig zur Götterdämmerung des Großdeutschen Reichs wurde „Kolberg“ am 30.1.1945 uraufgeführt.

Wenig später wurde die Filmfiktion in Kolberg zur Wirklichkeit, wahre Blutströme wurden um jeden Häuserblock vergossen, die Grenzen zwischen Wahn und Wirklichkeit längst verwischt. Als am 18.3.1945 Russen und Polen einrückten, gab es Kolberg nicht mehr, die Stadt war zu 90% zerstört. Auch die neuen Herren hatten einen gewissen Sinn für Pathetisches, noch am Tag des Einmarsches fand die symbolische Vermählung Polens mit der Ostsee statt, als polnische Offiziere schworen, dass Kolberg nun für alle Zeit polnisch bleiben sollte und besiegelten ihren Schwur indem sie einen Ehering ins Meer warfen.

An dieses Ereignis erinnert ein Denkmal im Kurpark, der sich zwischen Hafenmole und Seesteg erstreckt, „Wir schören, dich nie zu verlassen, denn du, das Meer bis seit Jahrhunderten und für immer polnisch“ lautet die Aufschrift.

Unübersehbar beherrscht der Backsteinleuchtturm von 1770 auf dem alten Münder Fort die Gegend um Kurpark und Hafen. Seine Aussichtsplattform bietet einen wunderbaren Blick über Strand, Mole und Hafen.

Am Kai des alten Handelshafens machen heute vor allem die Flotte der Ausflugsdampfer und immer noch viele Fischkutter fest, auch die Marine hat hier ihr Areal. Natürlich gehört auch ein Seglerhafen zur maritimen Szenerie sowie all die Buden, welche die begehrten Ansichtskarten, Souvenirs und ein wenig Seefahrtsromantik feilbieten. Fürs leibliche Wohl wird hier selbstredend auch gesorgt, von gebratenem und geräuchertem Fisch bis hin zu leckeren Waffeln

Östlich vom Leuchtturm beginnen Strandpromenade und direkt davor der schöne, breite Strand. Bis zur Seebrücke hin reiht sich Stand an Stand, Kinderspielplätze mit großen Rutschen und Beachvolleyballturniere verheißen einige Kurzweil. Bis zur Seebrücke herrscht quirliger Badetrubel, dahinter verlaufen sich die Menschenmassen, die aus ihren Pensionen an den Strand strömen.
Günstig gelegen als Startpunkt für einen Besuch Ko?obrzegs ist der Bahnhof an der ul. Kolejowa, nach Norden ist man in zehn Minuten am Strand, im Osten nach zwanzig Minuten am Hafen und im Südosten läuft man keine halbe Stunde zur Altstadt, die zu großen Teilen Fußgängerzone ist. Parkraum findet sich am Rathaus und am Bahnhof, in Strandnähe wir es im Sommer knapp.
Überragt wird die Altstadt von der Kollegiatskirche St. Marien / Kolegiata N.P. Marii. Dieser egwaltige frühgotische Dom aus dem 13-15. Jahhundert wurde ursprünglich als einfache Hallenkirche.
Acht starke, schiefe Pfeiler tragen das Herzgewölbe des Mittelschiffes. Ob des riesigen, alle fünf Schiffe bis zur Turmhöhe überspannenden Daches wird die Kirche „die Weite” genannt. Die klotzigen Doppeltürme sind nach oben hin zu einer Spitze vereint.

Beeindruckend sind die enorme Weite und Höhe dieses Gotteshauses, das Inventar mit seinen reichen Schnitzereien und Fresken überstand den Krieg nicht. Es blieben ein broncenes Taufbecken aus dem 14. Jahrhundert sowie einige Freskenreste und Triptychen. Eine Querstraße weiter östlich in der ul. E. Gieczak befindet sich das Museum der Polnischen Waffen, dessen Ausstellungen sich auch der Schlacht um Kolberg vom März 1945 widmen.

Ein kleiner Spaziergang durch die engen Straßen und Gassen um St. Marien in Ko?obrzegs Fußgängerzone zeigt eine gemütliche Stadt mit kleinen Lädchen, Starßencafes und Kneipen.
Hier konnte nicht alles original wieder aufgebaut werden, zu groß waren die Zerstörungen, amn entschied sich für den Retrostil mit angepassten Fronten und Fassaden mit modernem Komfort dahinter.

Das Zentrum der Altstadt markiert das neogotische Rathaus am Rynek, das auf spätgotischen resten aus dem 15. Jahrhundert errichtet wurde. Geplant von Karl Friedrich Schinkel wurde es 1828-32 errichtet.

Die Pulverbastei / Baszta Prochowa in der ul. Dubois aus dem 15. Jahrhundert liegt gleich um die Ecke und beherbergt heute die Touristikinformation. Einer der wenigen originalgetreuen Straßenzüge findet man hier in der ul. Dubois mit ihren malerischen alten Handwerkerhäusern.

Das Stadtmuseum Ko?obrzegs mit Exponaten zur Stadtgeschichte befindet sich im Pa?ac Braunschweigów, einem spätgotischen Patrizierhaus, das einst der Familie Schlieffen gehörte, aus der auch der Chef des Preußischen Generalstabs Alfred von Schlieffen (1833-1913) gehörte, der Autor des Schlieffenplans war, nach dem die Zangenoperation der kaiserlichen Armee im August 1914 vorgenommen wurde.

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Über Brigitte Jaeger-Dabek 1606 Artikel
Brigitte Jäger-Dabek kennt Polen seit vielen Jahren und ist als freie Journalistin Polen-Expertin. Sie ist Autorin des preisgekrönten Buchs "Länderporträt Polen".