Europride Warschau: Überwiegend friedlicher Verlauf der Homosexuellen-Parade

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Europride 2010 in Warschau

Europride 2010 in Warschau,

Drohungen und Angst hatten Wirkung gezeigt in Polen, die Polizei schätzte die Zahl der Teilnehmer aus ganze Europa an der ersten Homosexuellen-Parade „Europride“ in einem ehemaligen Ostblockland nur auf rund 8.000,  im Vorjahr waren es in Warschau 50.000 Lesben und Schwule, die für mehr Toleranz gegenüber Homosexuellen, sowie die Anerkennung homosexueller Lebensgemeinschaften warben.

Der Zug der Schwulen und Lesben führte bei fast 40 Grad Hitze mitten durch Warschau und wurde von 2.000 Polizisten vor Übergriffen der rechtsextremen und fundamentalistischkatholischen Gegendemonstranten geschützt. Ganz ohne Randale ging es nicht ab, es wurden vereinzelte Flaschen und Eier auf die farbenfrohe Parade geworfen . Acht Randalierer wurden festgenommen, ein Polizist wurde bei Auseinandersetzungen mit Neonazis des Nationaradikalen Lagers ONR erheblich verletzt. Tausende von friedlichen Zuschauern aber sahen das bunte Treiben eher als Event oder Wochenendunterhaltung an.

Schon im Vorfeld hatte der Europride im katholischen Polen zu Diskussionen über die Homosexuelität geführt. Trotz deutlich gewachsener Toleranz Homosexuellen gegenüber, lehnen noch immer fast zwei Drittel der Polen solche öffentlichen Auftritte von Schwulen und Lesben ab.

Die rechtsradikale „Allpolnische Jugend“, veranstaltete zusammen mit neonazistischen Gruppierungen einen „Grunwald-Marsch“ zur Förderung der „nationalen Ehre“. Auf der gleichen Route wie der Europride ging ein „Marsch zur Verteidigung der christlichen Wurzeln Europas“ der Schwulen-Parade voran, verteilte Bibeln, und sprach Gebete. Die polnische katholische Kirche hatte im Vorfeld befürchtet, ein Ziel des „Europride“ sei es, Homosexuelle davon abzuhalten, die bei der Kirche angebotenen „therapeutischen Hilfen für ihre Krankheit“ anzunehmen. Vertreter der Bewegung für Polens Souveränität demonstrierten mit Christus-Bildern und Kreuzen gegen die „Euro-Sodomie“und bespritzten die Paradeteilnehmer mit Weihwasser.

Die deutschen „Grünen“ sahen die Tatsache, dass der Europride in Warschau stattfand  als Zeichen dafür, dass sich der Wind Homosexuellen gegenüber auch im offiziellen Polen gedreht habe, nachdem das Klima bisher  von Repressalien gegen Lesben-und Schwulenveranstaltungen bestimmt gewesen sei. Diese Parade sei als ein Signal der Toleranz und Offenheit auch in die Nachbarländer Polens wie Russland und die Ukraine ausstrahlen, erklärte Parteichefin Claudia Roth.

Zu den Teilnehmern des Europride gehörten auch der grüne Bundestagsabgeordnete Volker Beck, eine SPD-Gruppe aus Berlin und der konservative britische Polizei-Minister Nick Herbert. Beck sahe die Parade insgesamt als genauso beeindruckend an wie die Zahl der Teilnehmer und Zuschauer  und sieht steigende Sympathien für Homosexuelle in der polnischen Bevölkerung.

Polnische Politiker hielten sich zurück, weder die liberale Warschauer Stadtpräsidentin Hanna Gronkiewicz-Waltz war zu sehen, noch andere Mitglieder der Regierungskoalition. Lediglich einige Politiker der Vereinigten Linken SLD beteiligten sich.

Die anderen Parteien hätten auf die Einladung nicht einmal reagiert, klagte der polnische Organisator Tomasz Baczkowski von der Stiftung „Gleichheit“. Klar Stellung bezog nur die PiS von Jaroslaw Kaczynski. „Wir sagen Nein zur neuen Barbarei“, lautete die Parole, die  der Abgeordnete Artur Gorski bei einer Protestkundgebung verkündete.

Video vom Europride 2010 in Warschau:

Über Brigitte Jaeger-Dabek 1608 Artikel
Brigitte Jäger-Dabek kennt Polen seit vielen Jahren und ist als freie Journalistin Polen-Expertin. Sie ist Autorin des preisgekrönten Buchs "Länderporträt Polen".