Polen macht sich fit für die Fußball-Europameisterschaft im Jahr 2012. Dafür sollen auch Polens Bahnhöfe ein Lifting verpasst bekommen. Die polnische Bahngesellschaft PKP hat für die Jahre 2010-2012 Instandsetzungsmaßnahmen an insgesamt 71 Bahnhöfen angekündigt. Das größte Investitionsvorhaben der polnischen Bahnen seit über 20 Jahren kostet insgesamt rund 250 Millionen Euro, davon kommt mehr als die Hälfte aus EU-Fonds. Darüber hinaus werden umfangreiche private Investitionen rund um die Bahnhöfe getätigt.
Bereits im April 2010 begannen die Renovierungsarbeiten am Hauptbahnhof von Wroc?aw, einem der schönsten Bahnhöfe des Landes. Die Anlage wurde 1855-1857 im neogotischen Stil errichtet. Neben grundlegenden Instandsetzungsarbeiten am Hauptgebäude, der Empfangs- und Wandelhalle sowie den Bahnsteigen, wird die Bahnhofsinfrastruktur an moderne Bedürfnisse angepasst. So werden Rolltreppen eingebaut, ein unterirdischer Parkplatz errichtet sowie eine bessere Verbindung zum nahe gelegenen Busbahnhof geschaffen. Während der zweijährigen Bauarbeiten kommt es zu Einschränkungen für die Fahrgäste. So ist der Zugang zu den Bahnsteigen zeitweilig nur über einen Tunnel am Behelfsbahnhof möglich.
Ein baugeschichtliches Denkmal ist auch der Bahnhof Warszawa Centralna. Der größte Passagierbahnhof Polens wurde in den 1970er Jahren als moderner Verkehrsknoten unter der Erde projektiert. Er ist einer der größten unterirdischen Bahnhöfe in Europa. Die Umbauarbeiten haben in diesem Sommer begonnen und sollen bis Frühjahr 2012 beendet sein. Die oberirdisch gelegene Haupthalle sowie die tiefer gelegenen Einkaufspassagen sollen runderneuert werden. Wichtigste Neuerung für Passagiere wird die Einführung eines umfassenden elektronischen Informations- und Ticketsystems sein. Während der Bauarbeiten soll es laut PKP zu keinen größeren Einschränkungen im Bahnhofsbetrieb kommen, die Touristeninformation zog jedoch für diesen Zeitraum in den nahe gelegenen Kulturpalast um. Auch der in der Nähe des neuen Nationalstadions im Stadtteil Praga gelegene Bahnhof Warszawa-Wschodnia wird rechtzeitig zum EM-Anpfiff modernisiert, erweitert und mit modernen Informationssystemen ausgestattet.
Der aus den 1970er Jahren stammende Hauptbahnhof in Katowice (Kattowitz) soll komplett erneuert und modernisiert werden. Die Eingangshalle soll bis Mai 2012 fertig gestellt sein, ebenso ein modernes Einkaufszentrum auf dem Bahnhofsvorplatz, dem plac Szewczyka. Das Bahnhofsensemble wird dann bist 2013 mit einem freistehenden Bürogebäude komplettiert. Im Rahmen der Bauarbeiten wird der Busbahnhof ebenfalls erneuert. Er wird künftig unterirdisch verlaufen und mit dem Hauptbahnhof per Tunnel verbunden sein. Insgesamt 240 Mio. Euro werden für die Neugestaltung investiert.
Im Rahmen der Erneuerungsmaßnahmen soll auch der Krakauer Verkehrsknoten fertig gestellt werden. Die Planung sieht vor, unter den existierenden Gleisen des Bahnhofs Krakow Glowny für rund 16 Mio. Euro einen neuen Bahnhof mit Anschluss an die unterirdische Express-Straßenbahn und den Busbahnhof zu errichten. Die Anlage soll nach Fertigstellung 2011/12 die modernste ihrer Art in ganz Polen sein.
Große Investitionen gibt es auch in anderen Städten wie Poznan (Posen) und Sopot (Zoppot). Auf den Schlesischen Bahnhöfen hat der Regionalbahnbetreiber Przewozy Regionalne zudem damit begonnen, neue Fahrkartenautomaten aufzubauen. So kann man nun auf den Stationen von Katowice, Sosnowiec, Bielsko-Biala und Zawiercie Tickets für den Schienennahverkehr erwerben. Die elektronischen Systeme deutschen Fabrikats suchen automatisch den günstigsten Tarif für die gewünschte Verbindung heraus. Bezahlen muss man zunächst noch mit Bargeld, Zahlungen mit Geld- oder Kreditkarten sollen aber bald ermöglicht werden. Schritt für Schritt sollen auch sämtliche anderen von Przewozy Regionalne bedienten Stationen mit den Automaten ausgerüstet werden.
Quelle: Polnisches Fremdenverkehrsamt