Hochwasser Polen: Warschau ist verschont geblieben

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Hochwasser in Polen: 15.000 Haushalte betroffen

Zweites Hochwasser in Polen,

Warschau ist noch einmal davon gekommen

Ein Aufatmen geht durch Warschau, denn der Hochwasserscheitel hat die polnische Hauptstadt passiert, ohne zur großen Katastrophe zu führen. Zwar war am späten Dienstagabend ganz im Süden der Stadt Wasser durch einen aufgeweichten Damm gesichert, doch konnten 40.000 Sandsäcke, mit denen die Feuerwehr den Damm befestigte, das Schlimmste verhindern. Der Pegelstand war mit 7,50 Metern hinter den befürchteten 7,70 bis 7,80 Metern zurückgeblieben – die Dämme hielten dem Druck stand. Dennoch blieben wegen der Hochwassergefahr viele Schulen und Kindergärten geschlossen und eine Nord-Süd-Verkehrsverbindung wurde gesperrt. Entwarnung mochte die Warschauer Stadtpräsidentin (Bürgermeisterin) aber noch nicht geben. Hanna Gronkiewicz-Waltz mahnte zur Wachsamkeit, das Wasser stehe noch immer einen guten Meter über der Alarmgrenze.

Gefahr droht im Norden Polens

Inzwischen fließt der Hochwasserscheitel der Weichsel weiter nach Norden, auch dort schaut man mit bangen Augen auf die Pegelstände. Besonders im Raum Plock hatten die Wassermassen der Mai-Flutwelle große Schäden verursacht. Ein Damm war auf 400 Metern Länge gebrochen, das eindringende Wasser hatte 20 Ortschaften überflutet und Tausende Menschen mussten ihre Häuser verlassen. In der Kürze der Zeit konnte die Bruchstelle nicht vollständig geschlossen werden. Auch wenn provisorische Sperren errichtet wurden, sind die aufgeweichten Dämme alles andere als stabil. Schon die dem Scheitel vorausgehenden steigenden Wasserstände haben dazu geführt, dass schon wieder mehrere Dörfer überschwemmt sind. Wenn der Hochwasserscheitel die Region erreicht, droht eine Katastrophe befürchtet der lokale Krisenstab. Wieder sind für die kommenden Tage starke Regenfälle und Gewitter angesagt.

Erste Schadensbilanzen

Die zweite Flut in Polen binnen dreier Wochen bringt enorme Verluste mit sich. Nach neuesten Schätzungen sind allein in der südpolnischen Wojewodschaft Podkarpacie weit über 40.000 Menschen betroffen. Knapp 15.000 Haushalte sind vom Hochwasser überflutet. Auf den überschwemmten Gebieten sind knapp 6.000 Tiere umgekommen, darunter über 5 Tausend Stück Geflügel. Noch gar nicht beziffert werden können derzeit die zu erwartenden Ernteausfälle der Landwirtschaft. Das volle Ausmaß der Schäden wird sich erst zeigen, wenn das Wasser vollends abgezogen ist. Zur Zeit fällt der Wasserstand in Südpolen stetig, die Gefahr der Erdrutsche ist noch nicht gebannt.

Kein Katastrophenzustand aus wahltaktischen Gründen

Trotz der verheerenden Konsequenzen vor allem im Raum der Weichsel weist die polnische Regierung alle Appelle zurück, doch endlich den Katastrophenzustand auszurufen. Innenminister Jerzy Miller ließ verlauten, das mache die aufgeweichten Dämme auch nicht stabiler und die für die Opfer zur Verfügung stehende Finanzhilfe nicht größer. Falls nötig wolle man in den überfluteten Gebieten Wahlzelte aufstellen und die Leute notfalls mit dem Boot dorthin bringen. Ein Verhängen des Katastrophenzustandes würde die polnische Präsidentenwahl am 20. Juni platzen lassen. Die polnische Verfassung schreibt vor, dass Wahlen erst 90 Tage nach Ende des Katastrophenzustandes abgehalten werden dürfen. Dazu kommt, dass Jaroslaw Kaczynski, der für die nationalkonservative Partei Recht und Gerechtigkeit PiS kandidierende Bruder des verstorbenen polnischen Präsidenten Lech Kaczynski von Umfrage zu Umfrage den Abstand zum in der Wählergunst führenden Regierungskandidaten Komorowski verringert und der Wahlausgang von Woche zu Woche enger wird. Da würde der Regierung Tusk eine Wahlabsage gar nicht recht sein.

Die Lage in Torun/Thorn am 09.06.2010 :

Über Brigitte Jaeger-Dabek 1608 Artikel
Brigitte Jäger-Dabek kennt Polen seit vielen Jahren und ist als freie Journalistin Polen-Expertin. Sie ist Autorin des preisgekrönten Buchs "Länderporträt Polen".