Dieses Coming-out des polnischen Priesters Krzysztof Charamza in gleich zwei Zeitungungen, dem italienischen „Corriere della Sera“ und der polnischen „Newsweek“ war spektakulär. Niemals zuvor hatte sich ein hochrangiger Mitarbeiter der Glaubenskongregation und Dozent der päpstlichen Universitäten in Rom als homosexuell geoutet. Das allein hätte Entsetzen im Vatikan zur Folge gehabt. Doch der Knalleffekt dieses Coming-outs war die Wahl des Datums: Der 43-jährige Priester Charamza outete sich als Homosexueller am 3. Oktober, einen Tag vor dem Beginn der Familiensynode, bei der es auch um die Stellung der Kirche zu homosexuellen Gläubigen gehen sollte. Bei einer Pressekonferenz in Rom zeigte sich Charamza dann öffentlichkeitswirksam händchenhaltend mit seinem Lebenspartner Eduard.
Der Vatikan reagierte umgehend und beendete die Vatikan-Karriere des polnischen Priesters. Vatikansprecher Federico Lombardi verkündete noch am gleichen Abend, Charamza sei mit sofortiger Wirkung von allen seinen Funktionen im Vatikan entbunden.
Krzysztof Charamza erklärte, mit der Medienwirksamkeit seiner prominenten Rolle im Vatikan wolle er am Tag vor dem Beginn der Familiensynode mit einer Liste von zehn Forderungen die Synodalen für das Problem sexueller Minderheiten in der katholischen Kirche sensibilisieren. Das Familienbild wandle sich und mache dabei vor den Türen der katholischen Kirche nicht Halt. Er forderte den Beginn eines ökumenischen Dialogs mit anderen Kirchen über das Thema sexuelle Minderheiten. Zudem forderte der Priester von der Kirche, die Strafbarkeit der Homosexualität endgültig zu verdammen. Seine Liste gipfelt in der Forderung, den Katechismus zu überarbeiten und die Stellen zu ändern, die zur Diskriminierung Homosexueller auffordern. Charamza betonte, die Kirche mit seinen Forderungen nicht zerstören, sondern ihr helfen zu wollen.
Der polnische Geistliche appellierte direkt an die 270 Bischöfe der Synode, mit der „Paranoia“ Schluss zu machen. In der polnischen Newsweek bezeichnete Charamza den Klerus als überwiegend homosexuell, und als gleichzeitig in einer paranoiden Homophobie der eigenen sexuellen Orientierung gegenüber zu verharren.
Es sei an der Zeit, dass die katholische Kirche die Augen öffne, meint der Theologe, es müsse Schluss sein mit der Doktrin, homosexuelle Handlungen seinen gegen das natürliche Gesetz. Die von der Kirche propagierte Lösung des völlig auf ein Liebesleben verzichtenden Lebens Homosexueller sei unmenschlich. Jeder Mensch habe das Recht auf Liebe und dieses Recht müsse geschützt werden, schließlich sei das Christentum die Religion der Liebe, fügte Charamza an.
Krzysztof Charamza lebt seit 17 Jahren in Rom, er ist Assistenzsekretär der Glaubenskongregation im Vatikan und Theologie-Dozent an der Päpstlichen Universität Gregoriana. Die Karriere im Vatikan ist wohl endgültig beendet. Über die Zukunft des Priesters Charamza muss sein zuständiger Heimat-Bischof Ryszard Kasyna in Pelplin entscheiden. Inzwischen erging aus Pelplin ein Verweis an den homosexuellen Priester. Inhalt ist die Aufforderung an Charamza zur Rückkehr zum christlichen Priestertum, Dies ist der erste Schritt auf dem Weg hin zur Suspendierung des Priesters. Dieser Schritt ist verbunden mit der Aufforderung an die Gläubigen des Bistums ,für Charamza zu beten.