Kommunalwahl Polen: Bürgerplattform PO bleibt deutlich vor der PiS

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Polens erster schwuler Bürgermeister Robert Biedron, Foto: Kuba Bozanowski, CC BY 2.0

Wahlverlierer PiS kann den ersten schwulen Bürgermeister Polens nicht verhindern.

Am Sonntag den 1. Dezember fanden in Polen landesweit die Stichwahlen der Stadtpräsidenten-, Bürgermeister- und Landrats-Wahlen statt. Nötig war dieser zweite Wahlgang überall dort, wo im ersten Wahlgang keiner der Kandidaten die absolute Mehrheit erhalten hatte. Im Gegensatz zum ersten Wahlgang, als IT-Pannen zu einem Auszählchaos geführt hatten, lief diesmal alles glatt ab. Am Montag wurden die letzten amtlichen Endergebnisse verkündet.

Danach stellt die PO nun die Stadtpräsidenten (Oberbürgermeister) in den sechs größten Städten Polens. In Warschau wurde Hanna Gronkiewicz-Waltz mit 58.64% der Stimmen zum dritten Mal in Folge zur Stadtpräsidentin gewählt. In Gdansk/Danzig siegte mit Pawel Adamowicz ebenfalls der Amtsinhaber und erreichte 61.25% der Stimmen. Krakau wird den unabhängigen Amtsinhaber Jacek Majchrowski vier weitere Jahre als Stadtoberhaupt sehen. Er wurde zum vierten Mal wiedergewählt. Wroclaw/Breslau bestätigte seinen unabhängigen bisherigen Oberbürgermeister Rafal Dutkiewicz mit 54.72% der Wählerstimmen im Amt. Überraschend ging die Stichwahl in den Großstädten nur in Poznan/Posen aus. Dort schlug der PO-Kandidat Jacek Jaskowiak mit 59.1% der abgegebenen Stimmen den seit 16 Jahren amtierenden unabhängigen Stadtpräsidenten Ryszard Grobelny.

Robert Biedron – Polens erster schwuler Bürgermeister

Slupsk, das einstige Stolp ist eine ruhige 90.000-Einwohnerstadt in der polnischen Provinz – bis diese Kommunalwahl kam, die jede Menge frischen Wind durch die pommersche Idylle pustete. Polens bekanntester Schwuler ist Robert Biedron, der trotz vieler Anfeindungen der letzten Jahre nicht nur offen homosexuell lebt, sondern auch als das Gesicht der polnischen Homosexuellenbewegung gilt. Seit 2011 war er Parlamentsabgeordneter der linksliberalen von Janusz Palikot ins Leben gerufenen Partei „Twoj Ruch“ (Deine Bewegung). Es gab jede Menge Schmähungen der üblichen Art wie „hau ab Du Schwuchtel“, von den Kanzeln wurde gewettert und Biedron als Prüfung Gottes angesehen. Die nationalkatholische Oppositionsparte PiS und ihr Vorsitzender Jaroslaw Kaczynski forderte die Bürger auf, nicht an der Stichwahl teilzunehmen, in die Kirche zu gehen und gemeinsam zu beten, denn Biedron kämpfe gegen die Kirche. Der Schuss zumindest ging nach hinten los, denn die Wahlbeteiligung lag bei nur 29 Prozent. Wieder ein Lehrstück in Demokratie: Wer Wahlen boykottiert beraubt sich jeder Einflussnahme, wer wählen geht, kann etwas ändern.

Vor Biedrons Kandidatur mit seiner unabhängigen Liste „Nareszcie Zmiana“ (Endlich Wechsel) war die Stadt 12 Jahre von einem SLD (Bündnis der demokratischen Linken)-Bürgermeister regiert worden und galt als wenig anfällig für PiS-Argumente, doch hielt man allenfalls einen Achtungserfolg Biedrons für möglich. Doch nun ist Biedron mit 57% der Stimmen zum Bürgermeister von Slupsk gewählt worden. Biedron hat Großes vor. Zuerst will er auf den Dienstwagen verzichten dann der hochverschuldeten Stadt wieder finanziellen Spielraum verschaffen und für Arbeitsplätze sorgen. Dafür brauche er zwei Kadenzen, bestätigte er den Medien gegenüber.

Für die einen herrscht so etwas wie Aufbruchsstimmung in der Stadt, die anderen meinen nur achselzuckend man solle ihm nun auch die Chance geben es besser zu machen. Und überhaupt würde Berlin ja auch noch stehen wird augenzwinkernd auf Berlins langjährigen regierenden schwulen Bürgermeister Klaus Wowereit hingewiesen. Sogar die Boulevardzeitung „Fakt“, eine Art polnischer Bildzeitung findet die sexuelle Orientierung Biedrons absolut nebensächlich.

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Über Brigitte Jaeger-Dabek 1611 Artikel
Brigitte Jäger-Dabek kennt Polen seit vielen Jahren und ist als freie Journalistin Polen-Expertin. Sie ist Autorin des preisgekrönten Buchs "Länderporträt Polen".