Lech Walesa – Vom Streikführer zum Staatspräsidenten

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Lech Walesa, Foto: S?awek, CC-BY-SA-2.0Lech Walesa wird am 22.9.1943 in Popowo als Sohn eines Zimmermanns geboren, der anderthalb Jahre später an den Folgen der KZ-Haft stirbt. Die Mutter, heiratet später den Bruder ihres ersten Mannes, die Familie lebt in ärmlichen Verhältnissen Nachkriegspolens.

Walesa machte an der Landwirtschaftsschule in Lipno eine elektrotechnische Ausbildung. Danach diente er zwei Jahre in der polnischen Armee. Im Jahr 1967 fängt Walesa auf der Danziger Lenin-Werft an als Elektriker zu arbeiten. Zwei Jahre später heiratet er Danuta Golos, mit der er acht Kinder hat.

Im Dezember 1970komt es zu landesweiten Auseinandersetzungen zwischen Arbeitern und Regierung an denen sich Walesa beteiligt und als Führer der Werftarbeiter hervortritt. Nach einem Streik 1976 den er organisiert, wird Walesa entlassen. Er muss sich und seine Familie mit Gelegenheitsarbeiten über Wasser halten, setzt sich dabei immer wieder für polnische Arbeiter ein und macht 1978 bei der Gründung der „Freien Gewerkschaft des Küstengebietes“ mit.

Während der großen Streikbwegung im August 1980 wird Walesa zum Vorsitzenden des Streikkomitees der Leninwerft und einer der Führer des Streiks in Danzig. Es gelingt ihm in den Verhandlungen mit der polnischen Regierung, das Gros der Arbeiterforderungen in der „Danziger Vereinbarung“ durchzusetzen, darunter das Streikrecht und das Recht auf die Bildung unabhängiger Gewerkschaften. Das Bild ging um die Welt – Ein kleiner Elektriker und ein überdimensionaler Kugelschreiber. Damit unterzeichnete Walesa am 31. August 1980 die Vereinbarungen und wird zum „Mann des Polnischen Sommers 1980“.

Lech Walesas Popularität trägt, und er wird Sprecher und Symbol des politischen und gesellschaftlichen Aufbruchs in Polen. Der bekennende Katholik mit dem Marienabzeichen am Revers wird im September 1980 zum ersten Vorsitzenden der unabhängigen Gewerkschaft Solidarnosc gewählt. Im Januar des folgenden Jahres wird er vom polnischen Papst Johannes Paul II. im Vatikan empfangen. Er reist durch die Welt und ist Gast von Internationalen Arbeiterorganisationen. Diese erste Phase des Aufbruchs wird durch die Verhängung des Kriegsrechtes am 13.Dezember 1981 beendet. Die Solidarnosc wird verboten, Walesa vom Dezember 1981 bis November 1982 unter Hausarrest gestellt und mehrmals inhaftiert.

Walesa wird 1983 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet, den seine Frau Danuta entgegen, da er befürchtet ihm würde die Wiedereinreise nach Polen verwehrt werden. Doch der Machtverfall des Systems ist im Gang und im Klima der von Michael Gorbatschow eingeleiteten Perestroika gelingt es Walesa und der Untergrund-Solidarnosc mit der polnischen Regierung am „Runden Tisch“ einen „Neuen Gesellschaftsvertrag“ zur Demokratisierung Polens abzuschließen, der auch die Wiederzulassung der Solidarnosc beinhaltet.
Bei den ersten freien Parlamentswahlen vom Juni 1989, bei denen es um 35% der Sitze ging, geht die Solidarnosc mit dem Spitzenkandidaten Lech Walesa als überwältigende Siegerin hervor. Es gelingt der Solidarnosc, eine Koalitionsregierung unter der Führung von Tadeusz Mazowiecki zu bilden.
Walesa wird 1990 zum ersten frei gewählten Staatspräsidenten des freien Polen gewählt.

Zwar leitet er zahlreiche Gesellschaftliche Reformen ein, jedoch gerät er mit seinem populistischen Kurs in Gegensatz zur Solidarnosc. 1993 erleidet er eine erste Niederlage bei den Parlamentswahlen, aus denen die Ex-Kommunisten als Sieger hervorgehen.

Bei den Präsidentschaftswahlen vom Dezember 1995 unterliegt er seinen Herausforderer Aleksander Kwasniewski. Er versucht es fünf Jahre später noch einmal, kann jedoch nur noch ein Prozent der Stimmen auf sich vereinen und zieht sich aus der aktuellen Tagespolitik zurück.

Der Politiker Lech Walesas bleibt umstritten. Seine Verdienste um die Freiheit der Polen und die Bedeutung seiner Gewerkschaftsbewegung für die Befreiung des östlichen Europas kann kaum angezweifelt werden. Seine Versäumnisse und politischen Fehlgriffe als Staatsoberhaupt werden kritisiert. Walesa, der schwer herzkrank ist, steht heute der Bürgerplattform PO von Donald Tusk politisch nahe.

(c) Brigitte Jäger-Dabek

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Brigitte Jäger-Dabek kennt Polen seit vielen Jahren und ist als freie Journalistin Polen-Expertin. Sie ist Autorin des preisgekrönten Buchs "Länderporträt Polen".