Polen: Der Breslauer Zoo hat Geburtstag

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 Gebäude des Afrykariums, Breslauer Zoo, Foto: Koroniec, CC-BY-SA-4.0

Gebäude des Afrykariums, Breslauer Zoo,

Der Zoo in Breslau (Wroclaw) ist Polens ältester und größter Tiergarten. Wroc?aw (Breslau) feiert in diesem Jahr den 150. Geburtstag des Zoos. Die große Geburtstagsparty soll am 10. Juli steigen, dem Jahrestag der Eröffnung. Für passende Geburtstagsgeschenke hat die Zooverwaltung selbst gesorgt. In den vergangenen Jahren wurde massiv in neue Schaugehege und Themenhäuser investiert. Die wichtigsten und schönsten Objekte wurden rechtzeitig zum Jubiläum fertiggestellt.

Der Hit unter den Zoo-Neuheiten ist das neu eröffnete Afrykarium, das ein Ausstellungspavillon der Superlative ist. Es zählte seit Ende Oktober bereits mehr als eine halbe Million Besucher. Das 160 Meter lange und 54 Meter breite Gebäude zeigt auf zwei ober- und einer unterirdischen Etage mit modernsten Methoden verschiedene Ökosysteme des afrikanischen Kontinents. Das einende Band dieser Lebenswelten ist das Wasser. Insgesamt 15.000 Kubikmeter fassen die 19 verschiedenen Bassins und Aquarien der Anlage.

Von den Stränden und Korallenriffs des Roten Meeres führt den Besucher die Reise über den Nil, das Great Rift Valley, die Tiefen der Straße von Mosambik bis zur Skelettküste vor Namibia und zum Dschungel der Kongomündung. Eindrucksvoll ist der Besuch der Straße von Mosambik. Durch einen 18 Meter langen Plexiglastunnel geht es vorbei an Haien und Rochen. Pinguine und Seebären trifft man an der Skelettküste, mehr als 1.500 Fischarten können Gäste im Roten Meer erleben. Im Afrykarium gibt es aber auch Landtiere zu sehen, so etwa Erdferkel oder ostafrikanische Dik-Diks. Der Pavillon verfügt darüber hinaus über einen Konferenzsaal, eine Aussichtsterrasse und ein Restaurant.

Das Odrarium eröffnete ebenfalls schon im vergangenen Jahr seine Pforten. Die interessante Anlage. ist der Oder, der Lebensader von Wroc?aw gewidmet. Besucher werden auf einem Pfad durch verschiedene Wasserbecken geführt, die auf kleinstem Raum den Verlauf der Oder von der Quelle in Tschechien bis hin zur Mündung in die Ostsee nachzeichnen. Gebirgsbewohner wie Äschen und Barben sind dort ebenso zu sehen, wie Plötzen und Ukeleien, die den Mittellauf des deutsch-polnischen Grenzflusses bevölkern. Die Pflanzarbeiten an der Anlage dauern momentan noch an. Nach Fertigstellung sollen dort rund 120 typische Gattungen vertreten sein. Informationen werden zeitgemäß über Multimedia-Bildschirme bereitgestellt.

Im Afrykarium des Breslauer Zoos, Foto: Lower Silesia, CC-BY-SA-4.0

Im Afrykarium des Breslauer Zoos,

Seit 2013 besitzt der Breslauer Zoo mit Maiko aus Frankfurt am Main und Nkosi aus Antwerpen als einziger polnischer Tierpark gleich zwei Okapis. Im gleichen Jahr bekamen die seltenen Tiere gemeinsam mit den westafrikanischen Pinselohrschweinen ein neues Auslaufgehege. Zu den weiteren Investitionen gehören außerdem ein Freilaufgehege für indische Nashörner, das 2012 fertiggestellt wurde, sowie der bereits 2010 eröffnete Madagaskar-Pavillon.

Der 1865 an der Alten Oder im Osten von Breslau eröffnete Zoologische Garten blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück. Dort wurde der weltweit erste Tapir in Gefangenschaft geboren, dort gab es in der Zwischenkriegszeit die einzige Rundschwanzseekuh Europas und dort wurden dem niederschlesischen Publikum Ende des 19. Jahrhunderts, heute undenkbar, auch „exotische Völker“ präsentiert. Die Gründungsidee geht auf eine Initiative um den damaligen Bürgermeister Julius Elwanger zurück.

Bis zur Jahrhundertwende entstanden auf dem damals rund neun Hektar großen Areal die ersten Gebäude, wie der Bärenzwinger, das im mauretanischen Stil errichtete Affenhaus oder das Japanische Tor, die bis heute erhalten sind. Zur Eröffnung besaß der Zoo rund 400 Tiere aus 50 verschiedenen Gattungen, hauptsächlich Geschenke von Breslauer Bürgern. Aufsehenerregend war die Ankunft des ersten Elefanten im Jahre 1873.

Unterbrochen wurde die Erfolgsgeschichte des Zoos von den beiden Weltkriegen, infolge derer die Anlage jeweils für mehrere Jahre geschlossen blieb. Der Neubeginn im nun polnischen Wroc?aw folgte 1948 mit 150 Tieren aus 60 verschiedenen Gattungen, von denen 84 Exemplare noch aus dem deutschen Zoo stammten. 1951 eröffnete das erste Aquarium auf dem Zoogelände, das in den folgenden Jahrzehnten vergrößert wurde. Derzeit leben auf dem 30 Hektar großen Gelände rund 4.200 Wirbeltiere und etwa weitere 5.000 Wirbellose, die Gesamtzahl der Arten beträgt 876.

Im Laufe des Jahres sollen zur Geschichte des Zoos und verschiedenen Einzelthemen mehrere Ausstellungen im Tiergarten sowie in der Stadt zu sehen sein. Darüber hinaus wird ein mehrsprachiger Sonderband erscheinen. Mit einem großen Festakt soll der 150. Geburtstag am 10. Juli gebührend gefeiert werden. Als weiterer Höhepunkt der Feierlichkeiten findet in Wroc?aw vom 15. bis 19. September die Jahreskonferenz der Europäischen Vereinigung der Zoologischen Gärten und Aquarien EAZA statt.

Weitere Informationen:

Der Breslauer Zoo befindet sich rund drei Kilometer östlich der Altstadt am Abzweig der Alten Oder vom Hauptflusslauf. Nördlich der Anlage beginnt der Park Szczytnicki (Scheitniger Park) mit der als UNESCO-Welterbe geschützten Jahrhunderthalle und dem Japanischen Garten. Der Eintritt in den Zoologischen Garten kostet 40, ermäßigt 30 Z?oty. Der Besuch des Afrykariums ist im Preis eingeschlossen. Informationen zum Breslauer Zoo unter www.zoo.wroclaw.pl und zum neuen Afrykarium unter www.afrykarium.com.pl

 

Über Brigitte Jaeger-Dabek 1613 Artikel
Brigitte Jäger-Dabek kennt Polen seit vielen Jahren und ist als freie Journalistin Polen-Expertin. Sie ist Autorin des preisgekrönten Buchs "Länderporträt Polen".