Polen: Hochwasserlage weiterhin ernst

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Flutwelle erreicht die Weichselbrücke Grudziaz (Graudenz)

Hochwasser bei Grudziaz,

Die Lage bleibt ernst in den Hochwassergebieten Polens an Weichsel und Oder. Der Hochwasserscheitel fließt weiter nach Norden, am passierte er Abend Thorn und floss weiter in Richtung Ostsee. Im Süden sinken die Wasserspiegel langsam wieder. Doch bleibt die große Gefahr der durch die extreme Länge des Hochwasserscheitels und die dadurch bedingte lange Dauer der Überschwemmungen und des hohen Wasserdrucks völlig aufgeweichten Dämme, die zu brechen drohen. Neben Dammbrüchen sind auch weitere Erdrutsche zu befürchten. Die Gefahr sei besonders im Süden des Landes hoch, wo es die schwersten Flutschäden gab, sagte eine Sprecherin des Innenministeriums. Die Pegelstände sänken dort zwar wieder, aber viele Gebiete stünden immer noch unter Wasser.

Zehntausende Feuerwehrleute, Soldaten und freiwillige Helfer sind im ganzen Land im Dauereinsatz, auch 6.000 Häftlinge wurden eingesetzt. Die Zahl der Todesopfer in Polen hat sich auf 15 erhöht. Unerwartete Hilfe kam aus Russland: ein Flugzeug voll mit Pumpen, Schlauchbooten und mobilen Kraftwerken. Diese weitere freundschaftlich-solidarische Geste Moskaus wurde in Polen mit Freude aufgenommen.

Die Hochwasserlage an der Weichsel

Die Flutwelle bewegt sich weiter nach Norden, der Hochwasserscheitel der Weichsel erreichte heute Pommern. Dort ist der Fluss vorerst nicht über die Ufer getreten, auch hat es heute keine neuen Deichbrüche gegeben.

Beim 100 Kilometer nordwestlich von Warschau gelegenen Plock wird weiter gegen die gewaltigen Wassermassen gekämpft. Nach dem Deichbruch vom Sonntag auf 200 Metern Breite wurden dort 23 Ortschaften überflutet. Das Wasser beginnt auch dort zurückzugehen, die Lage ist aber nach wie vor ernst. Die Weichsel überflutete bei Plock ein Gebiet von 8000 Hektar, 2400 Menschen mussten ihre Häuser verlassen. Immerhin hat die Sprengung der Deiche tatsächlich eine Entlastung gebracht und ein Teil des Weichselwassers floss zurück ins Flussbett. In Warschau sinkt der Pegelstand der Weichsel langsam, doch drohen dort immer mehr durchtränkte Deiche nachzugeben. In Warschau blieben heute rund 200 Schulen vorsichtshalber geschlossen. Auch das Innenministerium gab mittlerweile den schlechten Zustand der Deiche und Dämme zu. Eine Sprecherin des Innenministeriums bezeichnete den Zustand der Dämme in vielen Teilen Polens als sehr schlecht.

Die Lage an der Oder

Der Scheitel der Oder-Flutwelle durchfloss am Dienstag die Stadt Glogow in Niederschlesien. Zwar trete der Fluss vorerst nicht aus den Ufern, auch habe es keine neuen Deichbrüche gegeben, berichtete der polnische Rundfunk. In zehn niederschlesischen Landkreisen an der Oder gilt jedoch weiterhin Hochwasseralarm.
Der Scheitel der Oder floss am Vormittag durch Glogow in Niederschlesien. Die Lage in der Stadt sei stabil, ein paar Unterspülungen der Deiche habe man schnall beseitigen können. „Es gibt keine Dammbrüche“, erklärte ein Sprecher des Krisenzentrums.
Gefährlich wurde es auch an der Warthe, einem der rechten Nebenflüsse der Oder. In Weglewskie Holendry bei Konin hatte der Fluss am Montagabend die Ortschaft überflutet. Mehr als 50 Menschen mussten evakuiert werden. Auch für Poznan, die gößte Stadt der Region wurde bereits Hochwasseralarm ausgelöst.

An der Grenze zu Deutschland bereitet sich inzwischen Slubice auf die Flutwelle vor. Das Stadtamt in Slubice teilte mit, das örtliche Krankenhaus nehme keine neuen Patienten mehr auf und ab Mittwoch würden Schwerkranke in andere Städte gebracht werden.

Der falsche Hochwasserschutz?

Inzwischen kritisiert der WWF die polnischen Hochwasserschutzmassnahmen. Wie das Greernpeace-Magazin berichtet, sieht der WWF in der derzeitigen Situation in Polen als tragischen Beweis für verfehlte und veraltete Hochwasserschutzmassnahmen in Polen. Nach 1997 sei zu wenig und wenn, das Falsches geschehen. Technischwer Hochwasserschutz mit höheren Dämmen allein, weiteren Eindeichungen und dem Bau von Siedlungen in gefährdeten Siedlungen sei unkritisch weiter betrieben worden, wirft Piotr Nieznanski, Abteilungsleiter Naturschutz des WWF Polen den zuständigen Stellen vor. Risikogebiete dürften nicht bebaut werden und als solche gekennzeichnet werden. Dazu sei eine Renaturierung der Auwälder und Flussdlandschaften unabdingbar fordert der WWF.

Auch polnische Medien, wie die Tageszeitungen Gazeta Wyborcza und Rzeczpospolita, forderten von der Regierung ein neues Programm zur Hochwasservorsorge. Die Medien mahnten weiter ein Gesetz zum Verbot des Häuserbaus in Hochwassergebieten an, neben neuen Deichen bräuchte es vor allem neue Poldergebiete und eine Pflichtversicherung gegen Flutschäden.

Auch die Verwendung der EU-Gelder zur Hochwasservorsorge wird kritisiert. Seit drei Jahren stünden zwei Milliarden Euro EU-Mittel zur Verfügung, von Polen abgerufen worden seien aber lediglich 300 Millionen.

Zwar habe die Regierung vollmundig unbürokratische Hilfen versprochen, und Premierminister Tusk hat heute auch ein auf Jahre angelegtes milliardenschweres Hilfspaket zum Wiederaufbau in den Hochwassergebiete vorgestellt, bei dem alle Hochwasser-Opfer Hilfe erhalten, doch Polens Zeitungen fragen sich, woher das Geld kommen solle. Die Schäden dürften sich nach ersten Schätzungen bisher auf mehr als zehn Milliarden Zloty (2,5 Milliarden Euro) belaufen.

Hochwasservorbereitungen in Glogow:

Der Deichbruch bei Swiniary in der Nähe von Plock:

Das Hochwasser hat Grudziaz erreicht:

Über Brigitte Jaeger-Dabek 1608 Artikel
Brigitte Jäger-Dabek kennt Polen seit vielen Jahren und ist als freie Journalistin Polen-Expertin. Sie ist Autorin des preisgekrönten Buchs "Länderporträt Polen".