Polen: LOT im Sinkflug

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LOT Polish Airways, Zentrale in Warschau, Polen, Foto: Wikimedia Commons, Kpalion

Es könnte doch gerade alles so schön sein: Als erste europäische Luftlinie stellt die polnische Fluglinie LOT den „Dreamliner“ Boeing 787 als neues Flottenmitglied vor und lässt sich medienwirksam auf Europas Airports beim Sektempfang feiern. Doch trotz all dem Anspruch zu den Leadern im europäischen Flugbetrieb zu gehören, war es mehr als ein Durchsickern schlechter Nachrichten, denn inzwischen pfeifen es die Spatzen von den Dächern: Die LOT steckt in ernsten Schwierigkeiten und braucht staatliche Überlebenshilfen. Dabei hatte der LOT-Vorstandsvorsitzende Marcin Pirog noch im September stolz verkündet, die Lot werde auch in diesem Jahr noch rote Zahlen schreiben, das Ergebnis würde sich jedoch deutlich verbessern. Die Gefahr einer Insolvenz sei nicht gegeben, erklärte Pirog. So blieb das große Fest ungetrübt, als die LOT Im Oktober als erster europäischer Carrier acht Dreamliner Boeing 787 erhielt.

Bekannt wurde die schlechte Nachricht am 11. Dezember, als die Medien in Polen berichteten, die Polnische Traditionsfluglinie habe sich mit einem Hilfeersuchen in Höhe von rund 250 Millionen Euro, davon 100 Millonen Euro in der ersten Tranche an das polnische Finanzministerium gewandt. Der Antrag liege zur Genehmigung bei der EU-Wettbewerbskommision in Brüssel vor, bestätigte Wettbewerbskommissar Joaquin Almunia. Das Ministerium zeigte sich zuversichtlich und ging von einer Genehmigung aus, denn mit der Beihilfe habe die LOT eine Chance dem sonst drohenden Bankrott zu umgehen. Dazu sei solche Direktbeihilfe alle zehn Jahre einmal möglich..

Bereits 2001 hatte Polen eine Beihilfe an die LOT genehmigt bekommen. Damals waren nach dem 11.September 2001 und dem Anschlag auf das World Trade Center mehrere Fluglinien wegen der Buchungsrückgänge ins Trudeln geraten.

Bisher ist die Privatisierung der LOT nicht realisiert worden, noch immer hält der polnische Staat 68% der Anteile. Ein angedachter Plan die LOT an die Börse zu bringen wurde aufgegeben. Kaufinteresse bekundeten zuerst die Lufthansa, dann die Turkish Airlines und, aber zu einem Abschluss kam es nicht. Derzeitig hat die Air China Interesse angemeldet, Polskie Radio berichtete, dass die Air China mit der polnischen Regierung in Verhandlungen steht.

Doch um dieses Abschluss zu ermöglichen, müsste die LOT erst einmal wieder flott gemacht werden. Derzeit ist ihre Finanzlage desaströs. Wurden im vergangenen Geschäftsjahr Verluste in Höhe von 35
Milllionen Euro eingefahren, werden es 2012 nach LOT-Angaben 40 Millionen Euro werden, Kenner der polnischen Luftfahrt gehen eher von 100 Millionen aus. Dabei hatte die LOT aus öffentlichen Fonds und Immobilienverkäufen bereits 225 Millionen Euro Staatsgelder erhalten, berichtet die Tageszeitung Dziennik Gazeta Prawna.

Voraussetzung für eine Sanierung sind umfassende und tief eingreifende Restrukturierungsmaßnahmen, deren Ziel eine drastische Kostensenkung ist. Von den 2.200 LOT-Mitarbeitern werden wohl 600 ihren Job verlieren. Eine Rettung des defizitären polnischen Carriers wird sich insgesamt wohl auf mindestens 250 Millionen Euro belaufen.

Der noch kürzlich so vollmundig Optimismus verbreitende Vorstandsvorsitzende Marcin Pirog am 13. Dezember 2012 abgesetzt. Seinen Posten übernahm der bisherige Finanzchef Zbigniew Mazur mit. Eine Begründung wurde nicht gegeben.

Die Staatshilfe für die LOT stößt in der polnischen Öffentlichkeit auf ein geteiltes Echo, die Fluglinie hänge schon viel zu lange am Tropf des polnischen Staates kommentiert der Dziennik. Die LOT am Leben zu erhalten, sei zu teuer für Polens Steuerzahler. Das Prestigeobjekt und Hätschelkind LOT aber in Konkurs gehen zu lassen käme andererseits einem politischen Selbstmord gleich.

Die polnische Fluglinie LOT:

Die Flugline Polskie Linie Lotnicze LOT S.A mit Sitze in Warschau und der fliegerischen Basis am Warschauer Chopin-Flughafen ist ein Traditionsunternehmen, denn die Flugline wurde bereits 1929 gegründet. Mit dem Ausbau des Warschauer Flughafens als Drehkreuz des Ostens wuchs auch sas Streckennetz der LOT an und umfasst über 50 Ziele in Europa, dem Nahen und Osten, Asien und Nordamerika. Die Zahl der LOT-Direktverbindumgen zwischen Deutschland und Polen wächst ständig, derzeit verbindet die LOT Hamburg, Hannover, Düsseldorf, Frankfurt, Stuttgart und München über 170 Mal pro Woche mit den wichtigsten Städten in Polen wie Warschau.Krakau, Danzig, Posen, Breslau und Kattowitz. Die LOT ist Mitglied im weltweit führenden Luftfahrtbündnis der Star Alliance, zu der auch die deutsche Lufthansa zählt.

Website: www.lot.com

Über Brigitte Jaeger-Dabek 1608 Artikel
Brigitte Jäger-Dabek kennt Polen seit vielen Jahren und ist als freie Journalistin Polen-Expertin. Sie ist Autorin des preisgekrönten Buchs "Länderporträt Polen".