Polen nimmt Abschied vom Präsidentenpaar

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Der Sarg der Präsidentengattin Maria Kaczynska ist in Warschau eingetroffen. Ihr Leichnam konnte nur durch den Ehering identifiziert werden. Heute am Vormittag landete die Militärmaschine mit den sterblichen Überresten auf dem Militärflughafen Warschau-Okecie und wurde dort mit militärischen Ehren empfangen. Auf Wunsch der Familie waren keine Regierungsvertreter anwesend, nur die nächsten Angehörigen und Vertreter der katholischen Kirche unter ihnen auch der ehemalige Primas Kardinal Jozef Glemp.

Nach einer kurzen Andacht der Angehörigen in einer privaten Zeremonie wurde der Sarg auf dem gleichen Weg durch Warschau gefahren wie gestern der Sarg des Präsidenten. Zehntausende von Polen säumten die Straßen und warfen Blumen auf den Leichenwagen. Ab heute Nachmittag werden die Särge des Präsidentenpaares im Präsidentenpalais aufgebahrt und sind dort für die Öffentlichkeit zugänglich. Jeder Pole der dies möchte, soll Gelegenheit habern, sich vom Präsidentenpaar zu verabschieden.

Die sterblichen Überreste des Ehepaares Kaczynski werden auf Wunsch der Angehörigen am Sonntag im Rahmen eines Staatsbegräbnisses um 14.00 Uhr wohl im Krakauer Wawel unweit der polnischen Könige und von Exil-Präsident Sikorski beigesetzt. Die letzte Entscheidung darüber soll um 18 Uhr bekannt gegeben werde. Es käme auch eine Beisetzung in der Warschauer Johannes-Kathedrale in Frage. Die zentrale Trauerfeierfeier für die übrigen Opfer des Unglücks von Smolensk findet am Samstag in Warschau auf dem Pilsudski-Platz statt. Beisetzungen werden jedoch erst stattfinden, wenn die Leichname aller Opfer in Polen angekommen sind.  Inzwischen hat die Regierung den Opferfamilien rasche Unterstützung zugesagt. So bekommt jede Familie eine Soforthilfe von 40.000 PLN, dazu übernimmt die Regierung alle Beerdigungskosten.

Eine erste kurze gemeinsame Trauerfeier der beiden Parlamentskammern Sejm und Senat für die 18 bei dem Flugzeugunglück von Smolensk verstorbenen Abgeordnetenkollegen fand um 14.00 Uhr in Warschau statt – 18 leere Stühle machte die Schwere des Verlustes schlicht aber eindringlich deutlich.

Das sei nicht nur eine Gelegenheit der Ehrerbietung den Toten gegenüber, eine kurze Zeit der Einkehr bei Trauermusik, sondern auch eine Demonstration der Einheit Polens im Angesicht dieser Katastrophe, sagte Sejm-Marschall Komorowski. Alles was auf dieser Trauerfeier gesagt würde, träfe auf die Zustimmung aller Fraktionen ergänzte er, es würden auch nicht viele Worte fallen. Eine kurze Ansprache hielt Senatsmarschall Bogdan Borusewicz, während Komorowski die Namen der verstorbenen Kollegen verlas. An der Wand des Saales wurden Dias der Verstorbenen gezeigt. Stehend nahmen Polens Parlamentarier Abschied von ihren verstorbenen Kollegen. Besonders eindringlich stand Jaroslaw Kaczynski wie verloren inmitten von leeren, mit Blumen geschmückten Stühlen. Der Aderlass der Partei Recht und Gerechtigkeit ist gewaltig, ihr Führungspersonal mit Ausnahme von Jaroslaw Kaczynski ist tot.

Anwesend bei der Trauerfeier waren Angehörige der Verstorbenen, Abgeordnete des Europaparlaments sowie der EU-Parlamentspräsident Jerzy Buzek und Geistliche. Nach der Feier im Sejm hält Kardinal Jozef Glemp um 15.30 Uhr in der Johannes-Kathedrale in der Warschauer Altstadt eine Messe.

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Update 13. April 12:00 Uhr:

Inzwischen wurde bekannt, dass auch US-Präsident Obama an der Beisetzung des polnischen Präsidenten teilnehmen will, genau wie unter anderen der französische Präsident Sarkozy, der russische Präsident Medwedjew, sowie die Präsidenten Deutschlands,Litauens, Estlands, Tschechiens, Georgiens, Bulgariens und Israels, der spanische Premier Zapatero, Bundeskanzlerin Merkel,der kanadische Premier Stephen Parker, der indische Außenminister Somanahalli Mallaiah Krishna und von der EU Jerzy Buzek, Herman Van Rompuy und Jose Manuel Barroso, von der NATO Anders Fogh Rasmussen.

Auch ist die endgültige Entscheidung gefallen, das polnische Präsidentenpaar wird in der Krypta des Krakauer Wawel beigesetzt, neben Marschall Pilsudski, polnischen Königen und Nationalhelden. Das geht einer nicht geringen Zahl von Polen zu weit, es gab bei aller Trauer und großem Respekt vor den Toten Proteste, nicht nur oline, auch auf der Straße. Die Protestierenden verlangten eine würdige Beisetzung, auch einen Staatsakt, aber eine Beisetzung auf dem historischen Warschauer Powazki-Friedhof oder der Johannes-Kathedrale. Es sei eine nationale Tragödie, ein schreckliches Unglück, aber hier habe niemand eine Heldentat vollbracht, hörte man von den Protestierenden. „Ist er wirklich der Könige würdig?“(Czy na pewnie godzien krolow?) stand auf den Transparenten der Demonstrierenden.

Was die Unfallursache betrifft, ist man bisher nicht wirklich weiter gekommen. Noch ist nicht eindeutig, ob es sich bei allen Anflügen um Landeversuche handelte, oder ob es Orientierunganflüge waren. Beim letzten Anfluf, der zum Unglück führte, hatte der Tower noch einmal gewarnt. Der Pilot antwortete, er wolle es noch einmal versuchen und habe genug Treibstoff um wenn es wieder nicht klappt, nach Smolensk oder Moskau auszuweichen. Derzeit geht man davon aus, dass Seitenwind aufgekommen war, der das Flugzeug aus der korrekten Anflugroute drückte. Die Maschine flog gegen einen  Antennenmast, der Pilot versuchte die Maschine hochzuziehen, docvh zu spät, die Maschine rasierte einige Bäume, Teile der Maschine brachen ab, Hinter- udn Vorderteil rissen ab, die Maschine brach auseinander, Wrackteile fielen zu Boden und fingen an zu brennen, vor allem der mittlere Teil des Flugzeuges, in dem die meisten Fluggäste saßen, brannnte wegen des noch  hohen Kerosinvorrats an Bord völlig aus. Eine Aniomation des Unglücks gibt es hier.

Bisher konnten 64 der Opfer identifiziert werden, 30 von ihnen werden heute nach Warschau geflogen. Die Polen stehen derzeit bis zu neun Stunden Schlange, um sich im Präsidentenpalais von Lech und Maria Kaczynski verabschieden zu können, die Schlangen zählen Tausende.

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Über Brigitte Jaeger-Dabek 1605 Artikel
Brigitte Jäger-Dabek kennt Polen seit vielen Jahren und ist als freie Journalistin Polen-Expertin. Sie ist Autorin des preisgekrönten Buchs "Länderporträt Polen".