Polen: Notfallpatient Gesundheitswesen

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Polnisches Gesundheitssystem: Universitätsklinik in Gdansk

Universitätsklinik in Gdansk,

Zum Jahreswechsel beschäftigen sich zahlreiche polnische Medien mit dem noch immer chronisch maroden Gesundheitssystem. Die gesetzliche Krankenkasse Narodowy Fundusz Zdrowia NFZ arbeitet unwirtschaftlich, die medizinische Versorgung in den Kliniken Polens wird immer schlechter. Immer mehr medizinisch notwendige Zusatzleistungen sind ohne private Zahlungen nicht mehr zu haben. Dazu kommen inakzeptable Wartezeiten für Patienten, die nicht zuzahlen können. Die ersten Todesfälle wegen zu langen Wartefristen auf Diagnose und Behandlung seien so nur noch eine Frage der Zeit, heißt es. Darüber ärgern sich Polens Medien, denn das führt in zunehmendem Tempo in eine Zweiklassengesellschaft im Gesundheitsbereich, das Wort von Gleichheit, Gerechtigkeit in einem kostenlosen Gesundheitssystem ist längst Sonntagsparole und nur noch Illusion.

Dazu kommt die fatale Situation der Beschäftigten im Gesundheitssystem Polens So wird die polnische Ärztegewerkschaft OZZL laut einer Presseerklärung vom Montag den 5. Januar ihre Streiks noch auszuweiten. Rund 5.000 Ärzte streiken in Polen zur Zeit, da die Vertragsangebote für das gerade beginnende Jahr fatal seien. Speziell das Onkologie-Paket sein eine Pseudoreform, die Ärzte und Pflegekräfte mit zusätzlichem bürokratischen Papierkram belaste und die Warteschlangen weiter verlängere. Kein Wunder also, dass der Euro Health Consumer Index (EHCI) Polen auf der Statistik der patientenfreundlichsten Gesundheitssysteme in Europa derzeit nur auf Platz 32 von insgesamt 35 gelisteten Ländern rangiert.

Die alljährlichen Auseinandersetzungen zwischen der staatlichen Krankenkasse NFZ und den Gesundheitseinrichtungen seien der Grund dafür heißt es in Polens Medien. Alle Jahre wieder ist die Krankenkasse ab Oktober eigentlich zahlungsunfähig, weshalb Patienten gern schon einmal ein halbes Jahr und länger auf einen Facharzttermin warten müssen – keine Diagnose, keine Behandlung, dramatische Folgen, denn ein Patient mit einer für möglich gehaltenen aber noch nicht diagnostizierten Krebserkrankung hat nach einer solchen Wartefrist deutlich schlechtere Überlebenschancen. Genauso fatal ist es, wenn das Gesundheitswesen von einer neuen Auswanderungswelle betroffen würde, wie es sie bisher mit schöner Regelmäßigkeit alle paar Jahre wieder gibt. Sogar das komplette Abwerben ganzer Klinikstationen mit ihrem eingearbeiteten Team hatte es schon gegeben.

Vor rund zehn Jahre hatte die damalige Regierung Jerzy Miller (SLD) eine mit blumigen Worten beschriebene Gesundheitsreform begonnen. Nach zehn Jahren ist es nun genug des Probierens nach der Methode „try and error“. Nicht die x-te Reform der Reform werde gebraucht, sondern eine radikale Änderung. Doch in sieben Jahren bürgerlicher PO/PSL- Koalition sein absolut nichts zum Besseren gewendet worden, liest man im Gosc Niedzielny.

Was dem Gesundheitssystem fehlt seien eine vernünftige Finanzen mit mehr liquiden Mittel, ein vernünftiger Umgang mit den Ressourcen und ein Wettbewerb unter den Versicherern, was die Abschaffung des Monopols des NFZ bedeuten würde. Dazu wird man um unterschiedliche Formen von Zuzahlungen für Gesundheitsleistungen von den Patienten geben, das aber sozial abgefedert. . Ideen sind also da, doch hat die Regierung sich bisher weder an eine gesellschaftliche Diskussion, geschweige denn an eine Neugestaltung des Gesundheitssystems.

Infografik zum polnischen Gesundheitswesen

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Über Brigitte Jaeger-Dabek 1608 Artikel
Brigitte Jäger-Dabek kennt Polen seit vielen Jahren und ist als freie Journalistin Polen-Expertin. Sie ist Autorin des preisgekrönten Buchs "Länderporträt Polen".