Die Woiwodschaft Pomorskie (Pommern) verbindet man vor allem mit den Stränden der Ostsee. Im Hinterland der Küstenprovinz in Polen gibt es aber auch mehr als 3.000 Kilometer lange Kajakrouten über rund 30 Flüsse. Von ruhig bis wild ist alles dabei.
Die Slupia
Erfahrene Kajaksportler sind in Polen bestens auf dem oberen Abschnitt der Slupia (Stolpe) mit der Rynna Suleczynska aufgehoben. Er kann mit wilden Gebirgsflüssen gut mithalten. Die Slupia verbindet das Seengebiet in der westlichen Kaschubei mit dem Seebad Ustka (Stolpmünde) an der Ostsee. Befahrbar ist der Fluss auf rund 130 Kilometern Länge. Nachdem er sich im ersten Teil ausgetobt hat, wird er im weiteren Verlauf ruhiger und ist dann auch für weniger geübte Fahrer geeignet. Eine Attraktion sind die Wasserkraftwerke, die Ende des 19. und im frühen 20. Jahrhundert erbaut wurden.
Die Lupawa
Eine noch größere Herausforderung stellt der Fluss Lupawa (Lupow) dar. Wie die Slupia verbindet sie das Gebiet der Kaschubischen Seenplatte mit der Ostsee. Sie mündet in den Gardno-See im Slowinzischen Nationalpark. Die befahrbare Strecke ist nur rund 90 Kilometer lang, doch man sollte dafür fünf bis sechs Tage einplanen. Auch die Lupawa gleicht in vielen Abschnitten einem reißenden Gebirgsfluss. Unterwegs sind einige steinige Stromschnellen zu überwinden, umgestürzte Bäume bilden natürliche Hindernisse. Im Gardno-See müssen die Paddler zudem mit hohen Wellen rechnen. „Beide Flüsse haben eine ähnlichen Charakter“, sagt Monika Gebczynska, die einen großen Teil ihrer Freizeit auf den pommerschen Gewässern verbringt. „Sie sind wild, manchmal unberechenbar, aber auch sehr malerisch. Der nötige Adrenalinausstoß ist unterwegs garantiert.“ Oft ist man hier einen ganzen Tag lang unterwegs, ohne anderen Booten zu begegnen. Große Teile der Strecke führen durch Wälder, man kann viele Vögel und andere Tiere beobachten. An den Flussufern gibt es nur wenige Biwakplätze, aber von den Bootsverleihern erhält man Tipps, wo man auch wild campen kann.
Die Brda
Als Königin der pommerschen Flüsse gilt die Brda (Brahe). Sie entspringt im Gebiet der westlichen Kaschubei und mündet nach knapp 240 Kilometern bei Bydgoszcz (Bromberg) in die Weichsel. Die schönsten Abschnitte führen durch den Nationalpark der Tucheler Heide, eines der größten Waldgebiete Polens. Der Fluss hat wenig Strömung und ist besonders auf seinem mittleren Abschnitt auch für Anfänger bestens geeignet. Unterwegs findet man zahlreiche Übernachtungsmöglichkeiten in Ferienzentren oder auf Biwakplätzen. Die Route führt über mehrere Rinnenseen. Für die gesamte Strecke muss man etwas zehn Tage einplanen.
Die Wda
Eine Alternative stellt die Wda (Schwarzwasser) dar, ein weiterer Nebenfluss der Weichsel. Knapp 200 der 210 Kilometer sind für Paddeltouren geeignet. Auch die Wda fließt eher gemächlich durch die pommersche Naturlandschaft und ist für Familien und Anfänger bestens geeignet. Die einwöchigen Touren beginnen meist in Lipusz (Lippusch) in der Kaschubei und führen über den stark verzweigten Jezioro Wdzydze (Weitsee) südwärts in Richtung Tucheler Heide.
Einige pommersche Flüsse entwickeln sich zu beliebten Zielen für das Winter-Kajaking. Schnell fließende Gewässer wie die Slupia und Lupawa frieren in der Regel nicht zu, so dass man meist den ganzen Winter über auf ihnen fahren kann. „Natürlich ist es im Winter noch schwieriger, weil die Flüsse dann mehr Wasser führen, schneller fließen, und die Ufer oft mit Schnee und Eis bedeckt sind“, sagt Monika Gebczynska. Vom schneebedeckten Ufer gleiten die Boote wie Schlitten in den Fluss, bevor dort die wilde Tour beginnt. Neopren oder Trockenanzüge mildern die Folgen, wenn jemand ins Wasser stürzt. „Solche Touren sind nur etwas für geübte Fahrer“, meint Monika Gebczynska, „aber sie sind auch ein ganz besonderes Erlebnis.“