Ewa Kopacz, die polnische Regierungschefin hat nun ernste Absichten verkündet: Sie will den lange überfälligen Strukturwandel im Kohlebergbau angehen. Mit dem hoch defizitären, noch immer staatliche Kohlekonzern Kompania Weglowa soll nun begonnen werden.
Die wirtschaftliche Lage bei der Kompania ist dramatisch, in den vergangenen Jahren wurden gewaltige Verluste eingefahren. Noch im September bestätigte der damalige Leiter Miroslaw Taras, dass bestenfalls drei der 14 Kompania-Firmen rentabel arbeiten würden. In der ersten Hälfte des vergangenen Jahres 2014 verzeichnete die Kompania einen Verlust von fast 82 Millionen Euro, im Vorjahr waren es noch 54,6 Millionen Euro.
Vier der 14 in der Kompania zusammengeschlossenen Gruben sollen nun gemäß Regierungsprogramm geschlossen werden, dort werden 3.000 Kumpel ihren Job verlieren. Doch sollen die Kündigungen sozial abgefedert werden mit jeweils zwei kompletten Jahresgehältern und weiteren Hilfen sowie Qualifizierungsmaßnahmen. Es handelt sich hierbei um die Gruben, bei denen die noch bestehenden Rest-Kohlevorkommen nicht mehr rentabel zu fördern sind.
Ein weiterer Teil der Kompania Weglowa mit den neun profitableren und noch zu modernisierenden Gruben soll in eine neue Kohlengesellschaft ausgegründet und privatisiert werden. Alle weiteren Unternehmen der Kompania, die nicht zum Kerngeschäft Kohle gehören werden verkauft. Es wird schwierig genug sein, auch nur einige dieser Bergwerke profitabel zu machen.
In Polen kostet das Fördern einer Tonne Kohle im Abbau untertage etwa 100 USD, in Russland im Tagebau aber nur 15-20 USD – und das bei einem Weltmarktverkaufspreis von nur rund 90 USD. Dazu fiel die Produktivität in den polnischen Gruben in den vergangenen Jahren um die Hälfte auf nur mehr 600 Tonnen geförderter Kohle pro Beschäftigtem.
Dazu müssen die von den in Werftindustrie und Kohlebergbau traditionell mächtigen Gewerkschaften seit Jahrzehnten ausgehandelten Privilegien für die Bergleute konsequent abgebaut werden. Nur so können die den Staat Jahr für Jahr in Milliarden kostenden Subventionen schrittweise gegen null zurückgefahren werden. Zwar sind seit der Wende 1989 drei von vier Arbeitsplätzen im Bergbau Polens weggefallen, doch ist die jetzige Zahl von 100.000 Bergleuten nicht zu halten. Das wird selbst dann nicht gelingen, wenn Polen weiter bei der Praxis bliebe, 90% der Stromerzeugung aus der Kohleverstromung zu betreiben. Das wiederum wird die EU nicht auf Dauer mitmachen, deren Bemühungen die CO2-Emissionen zu reduzieren, dadurch torpediert werden.
Die Gewerkschaften lehnen die Regierungspläne in Bausch und Bogen ab und kündigen Kampfmaßnahmen an. Doch es wird ihnen gehen, wie den Kollegen in Deutschland, wo die Kohleförderung 2018 endet, orakeln viele polnische Medien. Eine Alternative gibt es für Polens Regierung nicht, denn andernfalls droht der Bankrott der Kompania Kopalna.
Die Kosten des gesamten Restrukturierungsprogramms werden auf rund 2,3 Milliarden PLN veranschlagt.