Modernisierung und Digitalisierung in PolenFoto: pixabay.com/CC0
In Polen diskutieren die Verantwortlichen derzeit einen sogenannten Landesaufbauplan. Dessen Budget beträgt 57 Milliarden Euro und 20 Prozent davon sollen in die Digitalisierung von Polen fließen. Die Dynamik der wirtschaftlichen Veränderungsprozesse lenkte zuletzt den Blick verstärkt auf wirtschaftliche, soziale und regionale Aspekte des Themas.
Polen hat zwar perfekte Bedingungen für Internet-Start-ups, doch Teile der Bevölkerung konnten sich bisher noch nicht mit der Digitalisierung anfreunden. Das soll sich nun ändern. Polens Unternehmen sind schon bisher im Service-Bereich stark aufgestellt, das möchten die Verantwortlichen nutzen.
Der Breitbandausbau wird vorangetrieben
Die Polnische Gesellschaft zeigt sich weiterhin konservativ, wenn es darum geht, die Möglichkeiten der Digitalisierung zu nutzen. Dies gilt jedoch vor allem für die Konsumenten, aber immer weniger für die Produzenten. Diese lagen vor wenigen Jahren zwar noch auf Platz 18. der Liste jener Länder, die ihre Produkte im Netz verkaufen, steigerten sich jedoch seither konstant. 2020 stieg der Anteil der Online-Verkäufe von 5,6 Prozent auf rund 12 Prozent an. Weniger interessiert zeigten sich jedoch die Kunden. Das soll sich jetzt ändern.
Die Verantwortlichen möchten jetzt den Breitbandausbau vorantreiben. Das soll die technologisch zurückhaltende Gesellschaft in Polen dazu animieren, die Dienste verstärkt zu nutzen. Denn diese erwartet zwar erstaunlicherweise, dass sie ihre Behördenwege online erledigen kann, bleibt bei weiterer Nutzung jedoch zurückhaltend. Wenn es gelingt, diese Umstellung zu vollziehen, dann ist der Erfolg in Polen garantiert. Schließlich haben es bisher auch in der Wirtschaft viele Branchen geschafft, ihr Geschäftsmodell ins Netz zu verlagern.
Bestes Beispiel dafür ist die Spielindustrie. Internet-User sind es bereits gewohnt, auf ein breites Unterhaltungsangebot zurückzugreifen. So bieten Plattformen wie Steam ihren Nutzern die Möglichkeit, gegeneinander zu spielen – und das in großem Rahmen: Zu Stoßzeiten sind mehrere Millionen User gleichzeitig in den verschiedensten Spielen aktiv, wie Lost Ark, Elden Ring oder GTA V. Eine ähnliche Vielfalt ist auch auf Seiten wie PokerStars Vegas vorzufinden, auf denen Usern ein riesiges Angebot an Spielautomaten mit den unterschiedlichsten Themen und Designs angeboten wird, von der griechischen Mythologie, über Abenteuer im Dschungel, bis hin zu Magie und Hexen.
Und auch Streamingdienste setzen auf Varietät und Innovation. So haben Anbieter wie Netflix das sogenannte Binge-Watchen für ihre Kunden ermöglicht, seien es Klassiker wie Forrest Gump und Breaking Bad, oder aufwändige Eigenproduktionen wie Squid Game und Don’t Look Up. So stehen heute sowohl Serien als auch Fernsehserien bei Veröffentlichung vollständig zur Verfügung und können in einem Zug angesehen werden. Was in vielen Bereichen der Unterhaltung längst selbstverständlich ist, hat jedoch in Polen anderswo noch Nachholbedarf.
Spitzenreiter bei Mobilfunk-Breitbandanbindungen
Technologische Neuerungen hatten hier in der Vergangenheit immer langsamer Erfolg. Die große Aufgabe besteht nun darin, nicht nur die digitale Infrastruktur aufzubauen, sondern auch für mehr Akzeptanz zu sorgen. Im Index für die digitale Wirtschaft und Gesellschaft der Europäischen Union liegt Polen lediglich auf Platz 23. Zwar rückte das Land zuletzt um zwei Plätze vor, befindet sich jedoch damit immer noch unter dem europäischen Durchschnitt. Im Vergleich dazu liegt Estland als bestes Land in Osteuropa auf Platz sieben.
Doch es gibt in dieser Hinsicht auch positive Aspekte zu vermelden. Polen hat innerhalb der EU mit 175 SIM-Karten pro 100 Einwohner den höchsten Anteil an der Nutzung von Mobilfunk-Breitbandanbindungen. Das liegt wahrscheinlich auch daran, dass die Preise in Polen, neben jenen in Rumänien, am niedrigsten sind. Angesichts dieser Tatsache ist es erstaunlich, dass sich nach wie vor ein großer Anteil der Bevölkerung skeptisch gegenüber der Digitalisierung zeigt.
Diese Divergenz ist umso erstaunlicher, als dass Polen zu jenen Ländern gehört, die am meisten in die Digitalisierung investiert und dessen Informatiker zu den besten der Welt gehören. Vor drei Jahren gewannen Studenten der Universität in Warschau eine von vier Goldmedaillen und damit den Europameistertitel beim International Collegiate Programming Contest. Die Studenten der Universität Wroclaw schnitten ebenso hervorragend ab und bewiesen, dass sich Polen auch im Wettkampf der weltweit besten Universitäten mit Informatikstudiengängen durchsetzen kann.
Polen: Die Digitalisierung schreitet voran, Foto: pixabay.com/CC0
Gelingt es der Politik diesen scheinbaren Widerspruch zwischen Wissen und Anwendung in der Bevölkerung aufzulösen, dann hat Polen beste Chancen, mit Selbstbewusstsein in die Herausforderungen einer sich beschleunigenden Digitalisierung zu gehen. Diese bietet schließlich Vorteile für Wirtschaft, Verwaltung und Bevölkerung und kann mithelfen, das Land weiter fit zu machen.