„Große Firmen beginnen den Kampf um die wohlhabenden Homosexuellen (Duze firmy zaczynaja walke o zamoznych gejow)“ titelt die Internetausgabe vom 15.Juni 2010 der polnischen Tageszeitung Dziennik/Gazeta Prawna.
Der Anlass über Homosexuelle in Polen überhaupt zu berichten ist die am Wochenende zum ersten Mal in Polen stattfindende Europride, die Parade der sexuellen Minderheiten. Im Rahmen der Begleitveranstaltungen findet auch ein zweitägiges Wirtschaftsforum statt.
Erstmals nimmt nun auch die polnische Öffentlichkeit in nüchternen, nackten Zahlen wahr, dass Homosexuelle eine Ernst zu nehmende Wirtschaftsmacht im Land darstellen, die es zu gewinnen gilt und mit der man Geschäfte machen kann.
Die nackten Zahlen sorgen in Polen für Verblüffung: rund 2,3-2,4 Millionen Homosexuelle gibt (Zahlen: International Gay and Lesbian Chamber of Commerce IGLCC) es in Polen. Schwule und Lesben sind kinderlos, meist gut ausgebildet, legen viel Wert auf ein gepflegtes Äußeres. Jeder dieser Homosexuellen verfügt im Schnitt über 14.500 Euro im Jahr, die er ausgeben kann. Die Gesamt-Kaufkraft Angehöriger sexueller Minderheiten in Polen wird auf 35 Milliarden Euro pro Jahr veranschlagt.
Da ist es erstaunlich, dass sich bis auf einige Reiseveranstalter, die Schweule und Lesben bereits als Klientel entdeckt haben, keine Firmen die Europride unterstützt haben und so auf diesen großen Markt zugingen.
Wie Dziennik/Gazeta Prawna schrieb sei die Parade für homosexuelle Kreise in ganz Europa eine sehr wichtige Veranstaltung, würde aber dennoch in Warschau deutlich bescheidener ausfallen als in anderen Ländern zuvor. So hätten sich vor drei Jahren in Madrid rund 2,5 Millionen Menschen an der Parade beteiligt und die Stadt Madrid habe bei dieser Veranstaltung rund 100 Millionen Euro verdient. In Warschau rechnet man mit ca. 50 Tausend Besuchern. Die Veranstalter des Wirtschaftsforums hoffen, dass das zweitägige Treffen die Kluft zwischen den Unternehmern und den Homosexuellen in Polen künftig verringern wird.