Immer wieder malten Max Pechstein und Karl Schmidt-Rotluff die pommerschen Wanderdünen, so fasziniert waren sie vom Spiel des Lichtes. Polnische Sahara wird diese Landschaft genannt, die sich zwischen Rowy im Westen und Leba im Osten erstreckt, und das Herzstück des Slowinski-Nationalpark ausmacht.
Sand und mehr
Den Namen verdankt der 1967 gegründete Nationalpark der kleinen slawischen Volksgruppe der Slowinzen, die bis ins 20. Jahrhundert in der Region lebten. Gut 18.000 Hektar groß ist der Park, der auf der UNESCO-Liste der Biosphärenreservate steht.
Mit dem 7.600 Hektar umfassenden Lebsko-See gehört der drittgrößte See Polens zum Territorium des Parks genau wie 2.500 Hektar Dünen und fast 4.600 Hektar Wälder.
Ursprünglich war das Parkgebiet eine Meeresbucht. Die letzte Eiszeit schob eine Moränenhügelkette heran. Wind brachte den von der Ostsee herangespülten Sand in Bewegung, Nehrungen entstanden, die aus der Bucht mehrere nun vom Meer völlig abgeschnittene Seen werden ließen. Gewaltige Wanderdünen bildeten sich, als der Mensch in die Natur eingriff und die Wälder rodete.
Der größte Dünenstreifen, das Weiße Gebirge, befindet sich auf der 2,5 Kilometer breiten Lebaer Nehrung, umfasst gut 600 Hektar und wird auch polnische Sahara genannt. Die spektakulärste Attraktion des Parkes ist die in Europa einzigartige 42 Meter hohe Lonsker Düne/Laska Gora, die immer in Bewegung ist. Tempo: zehn Meter pro Jahr.
Alle Lebensformen auf Sand von den Pionierpflanzen an den Stränden bis zu den Kiefernwäldern kommen hier vor, und immer wieder veranschaulichen bizarr emporragende, vom Sand erstickte tote Bäumen die Gewalt der Dünenwanderung.
Aber der Park hat noch mehr zu bieten als Dünen. Da gibt es die vielfältigsten Lebensgemeinschaften, die Sumpfpflanzenwelt der Torfmoore, das Leben im Schilfgürtel und die Wasservogelreservate der Seen. Und überall trifft man auf viele hier nistende bedrohte Vogelkarten, vom Seeadler bis zum Schwarzstorch. Aber auch Wandervögel wie viele Gänsearten, die im Herbst im Park rasten können beobachtet werden, sowie Arten, die im Slowinski-Park den Winter verbringen. Und wenn es im Geäst der Küstenwälder einmal verdächtig knackt, könnte man durchaus einem Elch begegnen.
Zum Wandern ist der nicht allzu große Park ideal, vom ausgiebigen Strandspaziergang hin zur Lonsker Düne bis zu ausgewachsenen Treckingtouren ist vieles möglich auf den 140 Kilometer markierten Wanderwegen. Die besten Zugänge sind Rowy im Westen und Leba, genauer gesagt Rabka im Osten. Sehenswert im Park sind die Leuchttürme in Scholpin/Colpino und Stilo sowie das Freilichtmuseum in Kluki.
Die polnische Wüste
Das Highlight allerdings ist die polnische Sahara. Zur Lonsker Düne/Laska Gora, die immerhin sieben Kilometer von Leba entfernt liegt, kommt man entweder von Leba aus am Strand entlang immer gen Westen, oder von Rabka aus, dass sowohl mit dem Auto als auch mit der Straßen-Bimmelbahn erreicht werden kann. Von dort geht es nur noch zu Fuß oder mit dem Elektrokarren weiter bis zum Fuß der Düne.
Und dann kommt nur noch Sand. Es geht steil bergan, dass die Waden schmerzen, aber jede Mühe lohnt für dieses Panorama, das in seiner Schönheit nicht von dieser Welt zu sein scheint. Im Rücken der türkisblaue Lebsko-See und vorn tief unten die dunkelblaue Ostsee mit den weißen Brandungssäumen. Und in der Mitte nichts als Sand, weißer, feiner Sand, den der Wind in hellen Gischtfahnen über die Kuppen fegt und zu sanften Mulden und bizarren Hügeln, Rundungen und scharfen Abbruchkanten angeweht hat. Über allem ein tiefblauer Himmel mit vorbeirasenden weißen Wolkenbergen – hinsetzen und genießen! Und am Ende: mit Anlauf über die Abbruchkante springen und in rasender Fahrt auf den Hacken die Düne hinabsurfen.
Bei aller Begeisterung aber bitte eines immer berücksichtigen: dies ist ein Nationalpark und somit ein Schutzraum der Natur, bitte bewegen Sie sich nur auf den dafür freigegebenen Bereichen, die groß genug für alle Aktivitäten sind.
(c) Brigitte Jäger-Dabek
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