Spielorte der EURO 2012 in Polen 4: Gdansk – Die Stadt des Bernsteins

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Heute beendet das Polen Magazin die kleine Serie über die Spielorte der EURO 2012 mit Gdansk (Danzig). Die ewig junge Hansestadt und Metropole an der Ostsee ist der vierte polnische Spielort bei der Fußballeuropameisterschaft 2012.

Gdansk (Danzig), die Stadt des Bernsteins und der Solidarnosc, versetzt den Besucher beim Stadtbummel in ein Staunen ohne Ende ob der Schönheit und der rasanten Entwicklung. Das 16. und 17. Jh. gelten als das „goldene Zeitalter“ von Gdansk (Danzig). Die Stadt erhielt die Zollfreiheit, prägte seine eigene Münzen und dominierte den polnischen Außenhandel. Danzig wurde damals zu einer der reichsten Städte in Mitteleuropa. In dieser Zeit entstanden auch viele der Prunkbauten der Rechtstadt, die bis heute die Touristen begeistern.

Herzstück der Rechtstadt ist der Königsweg, der vom Hohen Tor zum Ufer der Mottlau führt. Patrizierhäuser mit ihren prächtigen Fassaden und Schmuckgiebeln säumen die ul. Dluga (Lange Gasse). Im Erdgeschoss hatten die reichen Kaufleute ihre Kontore, darüber wohnten sie. Im Uphagenhaus fühlt man sich in diese Zeit zurückversetzt. Das Haus wurde ganz im Stil der damaligen Zeit eingerichtet. In vielen anderen Gebäuden der Rechtstadt leben bis heute ganz normale Familien. Und so gibt es hier neben schicken Cafés und Andenkenläden immer noch kleine Tante-Emma-Länden, in denen man von Bonbons bis Zahnpasta alles findet.

Der Dlugi Targ (Lange Markt) ist der Salon der Danziger. Hier trifft man sich im Sommer zu vielen Festen und vor Weihnachten zum symbolischen Mahl unter der Tanne. Um den Platz gruppieren sich die schönsten Gebäude der Stadt, darunter der Artushof mit seiner leuchtend weißen Fassade. Davor darf Neptun sich seit fast 400 Jahren im Wasser vergnügen. Das Rechtstädtische Rathaus zeigt historische Aufnahmen vom Ende des Zweiten Weltkriegs. Hier lässt es sich am besten ermessen, welche Leistungen polnische Restauratoren in der zerstörten Stadt vollbracht haben.

Durch das palastartige Grüne Tor gelangt man vom Langen Markt zum Ufer der Mottlau, wo die Ausflugsdampfer der Weißen Flotte zu ihren Touren ins benachbarte Seebad Sopot (Zoppot) oder zur Halbinsel Hel starten. Die belebte Promenade führt zum Krantor (Zuraw), einem Wahrzeichen der Stadt. Der Holzkran wurde 1442-1444 erbaut. Je vier Arbeiter bewegten im Inneren mit ihren Füßen die beiden riesigen Holzräder. So konnte man bis zu vier Tonnen schwere Lasten heben.

Als eine der schönsten Gassen der Rechtstadt gilt die ul. Mariacka (Frauengasse), die von der Mottlau zur Marienkirche führt. Charakteristisch sind hier die Beischläge – terrassenartige Vorbauten, auf denen Bernsteinverkäufer ihre Waren anbieten. Danzig ist der bedeutendste Handelsplatz für das „Gold der Ostsee“. Die Marienkirche, größte gotische Backsteinkirche der Welt, bietet Platz für 25.000 Menschen. Ihre astronomische Uhr ist mit 14 m ebenfalls die größte der Welt.

Stunden lang kann man durch die Gassen der Rechtstadt bummeln und sich über immer neue Entdeckungen freuen. Doch damit nicht genug: In der benachbarten Altstadt warten weitere architektonische Schmuckstücke wie das manieristische Rathaus oder die größte mittelalterliche Getreidemühle Europas auf die Besucher. In der Alten Vorstadt lockt das Nationalmuseum mit seinen umfangreichen Sammlungen von Porzellan, antiken Möbeln und dem „Jüngsten Gericht“, dem weltberühmten Triptychon des flämischen Malers Hans Memmling.

Geschichtsträchtige Orte sind die ehemalige Leninwerft, wo der Aufstand der Gewerkschaft Solidarnosc begann, und die Westerplatte, wo die ersten Schüsse des Zweiten Weltkrieges fielen. Auf den Spuren von Günter Grass kann man sich durch den Stadtteil Wrzeszcz (Langfuhr) bewegen. Das Geburtshaus des Literatur-Nobelpreisträgers findet sich dort ebenso wie eine Skulptur für seinen Blechtrommler Oskar Matzerath. Dörflich wirkt der Vorort Oliwa.  Dort zieht die gotische Kathedrale die Besucher an. Ihre klanggewaltige Orgel wurde 1763-1788 von dem Zisterziensermönch Johann Wulf mit 7.876 Pfeifen gebaut.

An Danzig schließt sich das mondäne Seebad Sopot an, das schon in den 1920er Jahren als Rimini des Nordens galt und heute an seine Glanzzeiten anknüpft. Zu beiden Seiten der 511 m langen hölzernen Seebrücke erstrecken sich goldgelbe Sandstrände, die Promenade säumen schmucke Villen im Stil der Bäderarchitektur. Die moderne Hafenstadt Gdynia (Gdingen) komplettiert die Dreistadt. Architekturbegeisterte finden hier zahlreiche funktionalistische Bauten in der Tradition des Bauhauses.

Danzig-Facts:

Gdansk zählt knapp eine halbe Million Einwohner, in der gesamten Dreistadt wohnen mehr als 750.000 Menschen. Die Stadt ist durch die Lage an der Ostsee geprägt. Der Flughafen wird von Maschinen der Lufthansa und der polnischen Fluglinie LOT aus Düsseldorf, Frankfurt und München direkt angeflogen, die ungarische Billigfluglinie Wizzair verbindet die Dreistadt mit Dortmund, Frankfurt-Hahn, Hamburg-Lübeck und Köln. Eine Fährverbindung der Finnlines besteht zwischen Rostock und Gdynia.

Danzig ist ein Zentrum der Bernsteinverarbeitung. In zahlreichen Geschäften kann man den Schmuck kaufen. Bernsteinfarben ist auch die Hülle des neuen Stadions, das im Stadtteil Letnica entstand und 44.000 Zuschauer fasst.

Informationen über die Stadt unter www.gdansk.pl

Über Brigitte Jaeger-Dabek 1608 Artikel
Brigitte Jäger-Dabek kennt Polen seit vielen Jahren und ist als freie Journalistin Polen-Expertin. Sie ist Autorin des preisgekrönten Buchs "Länderporträt Polen".