Trauer in Polen – Literaturnobelpreisträgerin Wislawa Szymborska gestorben

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Wislawa Szymborska, Dichterin, Polen

Wislawa Szymborska; Foto: Kanzlei des polnischen Präsidenten,

Wislawa Szymborska, polnische Literaturnobelpreisträgerin und eine der großen Dichetrinnen unserer Zeit ist am Donnerstag im Alter von 88 Jahren nach langer Krankheit in Krakau gestorben. Seit 1931 lebte Wislawa Szymborska, die im westpolnischen Bnin geboren ist in ihrer Wahlheimat Krakau. Es war die Anwesenheit von Menschen wie Wislawa Szymborska, die Krakau den Ruf des geistig-kulturellen Zentrum Polen einbrachte. Sie prägte das intellektuelle Leben Krakaus nachhaltig.

Die öffentlichkeitsscheue Dichterin liebte den Rummel nicht, der sich fast zwangsläufig nach der Nobelpreisverleihung für das Lebenswekr im Jahr 1996 um sie auftat, das wurde bei jedem Interview deutlich. Das Nobelpreiskommitee hatte Szymborska als „Mozart der Poesie“ gelobt. Dabei habe sie es fertig gebracht, die Eleganz der Sprache mit der Wut eines Beethovens zu verbinden. Ihre Lyrik zöge mit fein ironischer Präzision Fragmente der Alltagsrealität im historischen und biologischen Kontext ans Licht, hieß es in der Würdigung des Nobelpreiskomitees. Szymborska gelänge es mit der Nutzung einfacher Objekte und alltäglicher Bilder, auf so große Themen wie Liebe, Tod und Vergangenheit Bezug zu nehmen.

Ihr erstes Gedicht hatte Szymborsk 1945 in einer Zeitung veröffentlicht. Ihre ersten beiden Bücher erschienen 1952 und 1954. Diese Erstlinge waren der Zeit gemäß noch stark von der sozialistischen Staatsdoktrin und dem Sozialistischen Realismus geprägt. Doch wie viele polnische Schriftstellerkollegen war auch Szymborska bald vom real existierenden Kommunismus enttäuscht und wandte sich ab.

In 65 Dichterjahren veröffentlichte Szymborska rund 350 Gedichte in elf Bänden. Was an Wislawa Szymborska Werk besonders fasziniert, ist die Einzigartigkeit, ohne Wiederholungen, ohne Anklänge an frühere Gedichte, ohne jedes literarisches Vorbild – alles völlig originäre Schöpfungen. Seit 1957 wurde Szymborskas Werke von Karl Dedecius auch ins Deutsche übersetzt. Zwar war Wislawa Szymborska hoch geschätzt, doch über die Landesgrenzen hinaus kannte sie kaum jemand. So kamen der ganz große Ruhm und die Nobelpreisverleihung spät. Immerhin wurde Szymborska Anfang der 90er Jahre mit dem Goethe-Preis und dem Herder-Preis ausgezeichnet. Ihr letztes Buch „Dwukropek“ wurde 2006 von den Lesern der Tageszeitung „Gazeta Wyborcza“ zum besten Buch des Jahres gewählt. Die letzte große Ehrung in ihrem Leben rührte sie dann doch an: Am 17. Januar 2011 wurde sie mit dem Weißen Adlerorden ausgezeichnet, der höchsten Auszeichnung der Republik.

Der polnische Präsident Bronislaw Komorowski nannte Wislawa Szymborska den „guten Geist Polens“. Außenminister Radoslaw Sikorski betrauerte die tote Dichterin als „unersetzlichen Verlust für die polnische Kultur“.

Der Danziger Schriftsteller und Literaturkritiker Stefan Chwin erklärte, wenn eine so ausgezeichnete Lyrikerin verschwinde, ändere sich auch die ganze Literatur des Landes. Ihn habe immer besonders Szymborska s Fähigkeit beeindruckt, in ihrem Werk das Alltagsleben mit der tiefen Reflexion der menschlichen Existenz zu verbinden, sagte Chwin.

Kulturminister Bogdan Zdrojewski zeigte sich von Szymborskas positive Lebenseinstellung beeindruckt. Sie sei eine sehr fröhliche, spontane und authentische Person gewesen. Das sei eine äußerst seltene Zusammensetzung positiver Eigenschaften, erklärte Zdrojewski. Wislawa Szymborska sei genauso still – nämlich friedlich im Schlaf – gegangen, wie sie gelebt habe erklärte Szymborskas langjähriger Assistent, der Lyriker Michal Rusinek. Sie werde am nächsten Donnerstag in einer nichtreligiösen Feier im Kreis der Familie und Freunde auf dem Krakauer Rakowicki-Friedhof beigesetzt, teilte er mit.

Nun trauert Polen und im Fernsehen hat man auf Schwarz-Weiß geschaltet. Immer wieder laufen Bildern von den letzten öffentlichen Auftritte Szymborskas, immer wieder mit Händeschütteln. Dabei war es genau das, was ihr das Leben als öffentliche Person vergällte. Nun muss sie keine Bücher mehr signieren und auch keine Hände schütteln.

Weitere Informationen über Wislawa Szymborska:

  • Ein Abend zu Ehren von Wislawa Szymborska im Internationalen Haus Nürnberg. Julia Jentsch liest Gedichte der Literaturnobelpreisträgerin.

  • Lesung von Wislawa Szymborsk in der Krakauer Oper

 

Über Brigitte Jaeger-Dabek 1608 Artikel
Brigitte Jäger-Dabek kennt Polen seit vielen Jahren und ist als freie Journalistin Polen-Expertin. Sie ist Autorin des preisgekrönten Buchs "Länderporträt Polen".