Polen erwartet in diesem Chopin- Jahr 2010 Musikliebhaber aus aller Welt. Denn am 1. März 2010 feiert man dort den 200. Geburtstag von Frédéric Chopin. Überall im Land, besonders aber in Warschau erinnert man mit Konzerten und Veranstaltungen an den größten Komponisten Polens. Nicht nur Musikliebhaber werden Warschau auf Chopins Spuren neu kennenlernen.
Als Sohn eines französischen Lehrers und einer polnischen Adeligen wurde Frédéric François, oder auf Polnisch Fryderyk Franciszek am 1. März 1810 in ?elazowa Wola unweit der Hauptstadt Warszawa (Warschau) geboren. Seine ersten Polonaisen komponierte das musikalische Wunderkind schon mit Sieben, ein Jahr später hatte er seinen ersten öffentlichen Auftritt. Chopin, der bereits mit 39 Jahren in Paris starb, hinterließ ein reiches musikalisches Werk aus Walzern, Mazurken, Nocturnes oder Etüden.
Obwohl Chopin seine damals von der politischen Landkarte verschwundene Heimat 1831 verlassen hatte, blieb er ihr bis zu seinem Tod verbunden. Es war sein Wunsch, dass sein Herz in Warschau ruhen sollte. Während sein Leichnam auf dem Pariser Friedhof Pere Lachaise begraben wurde, ruht sein Herz bis heute in einem Pfeiler der Heiligkreuzkirche am Warschauer Königsweg. Es ist heute eine der Stationen von Musikliebhabern, die auf den Spuren Chopins durch Warschau wandeln.
Nicht weit von der Kirche entfernt liegt zwischen Königsweg und Weichselufer das Ostrogski-Schloss. Das ursprünglich von Tylman van Gameren entworfene barocke Gebäude in der Okólnik-Straße ist heute Sitz des Chopin- Museums. Es soll pünktlich zum 200. Geburtstag nach umfangreicher Sanierung mit einer neuen Ausstellung wieder eröffnet werden. Das Chopin-Museum besitzt die größte Sammlung von persönlichen Gegenständen, Dokumenten Handschriften und Porträts des Musikgenies. Unter anderem ist hier auch sein letzte Flügel zu sehen. Die Organisatoren versprechen ab 1. März 2010 eine moderne Ausstellung für alle Sinne zum Leben und Werk des Musikers.
Gleich neben dem Museum befindet sich die nach Chopin benannte Musikhochschule, deren Anfänge bis ins Geburtsjahr Chopins zurückreichen und die einige der bekanntesten Musiker des Landes hervorbrachte. Józef Elsner, der das frühere Konservatorium lange Zeit leitete, war von 1826 bis 1829 auch der Lehrer von Fryderyk Chopin und nannte ihn schon damals ein „musikalisches Genie“.
Nicht weit vom Ostrogski-Schloss entfernt liegt in der Straße Krakowskie Przedmie?cie Nr. 5 die Wohnung, in der der Musiker seine letzten Jahre in Polen verbrachte. Sie gehört heute zum Chopin-Museum und vermittelt einen Eindruck davon, wie die Familie Chopin zur damaligen Zeit lebte. Zu sehen sind dort auch zahlreiche Porträts der Familienmitglieder sowie Grafiken aus dem Warschau des frühen 19. Jahrhunderts.
Folgt man von dort dem Königsweg nach Süden, gelangt man zum ?azienki- Park, einer der schönsten Parkanlage Polens. Dort versammeln sich in den Sommermonaten jeden Sonntag viele Bürger und Besucher der Stadt unter dem Denkmal Chopins, um bei kostenlosen Konzerten seiner Klaviermusik zu lauschen. Das von W?adys?aw Szymanowski entworfene Denkmal wurde 1926 aufgestellt, und während der deutschen Okkupationszeit zerstört. 1958 wurde eine Kopie des Jugendstildenkmals am alten Standort enthüllt.
Klaviermusik erklingt sonntags auch vor dem Geburtshaus von Fryderyk Chopin in ?elazowa Wola. Dorthin verkehren vom Warschauer Zentrum aus regelmäßig Busse. Das von einem Park umgebene Landhaus wurde gerade erst erneuert und um ein Touristenzentrum mit Restaurant, Café und Buchladen ergänzt. Das Haus gehörte zum Besitz der Familie Skarbek, bei der Fryderyks Vater als Hauslehrer arbeitete. Um 1930 wurde es restauriert, um den Park ergänzt und wird seitdem als Museum zum Andenken an Chopin genutzt. Das Innere des Gebäudes wurde im Stil des frühen 19. Jahrhunderts möbliert. Musikfreunde dürfen sich im nächsten Jahr auf zahlreiche Musikereignisse in der Heimat Chopins freuen.
Eine Reihe von Geburtstagskonzerten findet bereits vom 21. Februar bis 1. März 2010 in der Nationalen Philharmonie in Warschau statt. Ein Ständchen gibt dort unter anderem der Komponist Daniel Barenboim. Mit dabei ist auch die weltberühmte argentinische Pianistin Martha Argerich. Das sechste Internationale Musikfestival „Chopin und sein Europa“ wird vom 1. bis 31. August in Warschau veranstaltet. Geplant sind rund 50 Konzerte mit mehr als 1000 Mitwirkenden. Ein weiterer Höhepunkt ist der Chopin gewidmete internationale Pianistenwettbewerb mit zahlreichen öffentlichen Auftritten vom 2. bis 23. Oktober 2010. Der Wettbewerb wird alle fünf Jahre zu Ehren Chopins in Warschau veranstaltet.
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