Das Revival der Hanfindustrie in Polen

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Hanfanbau

Hanfanbau inPolen Foto: pixabay.com/CC0

Der Anbau von Hanf hat in Polen eine lange Geschichte. Dokumente belegen, dass die Pflanze schon im Mittelalter für die Herstellung von Textilien genutzt wurde und auch in der polnischen Folklore spielt der Hanf eine Rolle. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts experimentierte das Land erstmals mit dem Anbau von Nutzhanf im industriellen Stil. Und nach dem Ende des zweiten Weltkriegs war Polen ein wichtiger Lieferant von Hanffasern für die Sowjetunion. Nach dem Ende des kalten Krieges brach der Markt für Hanf allerdings zusammen und die polnischen Bauern widmeten sich anderen Feldfrüchten. Von einst mehr als 50.000 Hektar Anbaufläche blieb nur ein kleiner Bruchteil zurück. Aktuell feiert die polnische Hanfindustrie allerdings ein Revival. Was ist passiert? 

Steiles Wachstum

Offiziellen Zahlen zufolge wurde 2003 auf 100 Hektar Nutzhanf angebaut. Innerhalb weniger Jahre wuchs dieser Wert um mehr als das Zehnfache an. Schon 2008 waren 1.600 Hektar landwirtschaftliche Fläche in Polen dem Hanfanbau gewidmet, 2019 stieg dieser Wert auf mehr als 3.000 Hektar. Analysten zufolge betrug der Erlös des Anbaus 2019 rund 36 Millionen Zloty. Das ist zwar immer noch weit von den historischen Höchstwerten entfernt. Für die Zukunft rechnet die Hanfindustrie aber mit weiterem Wachstum. Nicht nur der Anbau von Hanf boomt, auch die Weiterverarbeitung findet zu großen Teilen im Inland statt. Unter anderem wird polnischer Hanf als Rohstoff für die Textilherstellung, in Kosmetik und für nachhaltige Baustoffe verwendet.  

Hanf ist nicht gleich Hanf

Dabei dürfen in Polen nur bestimmte Hanfsorten angebaut werden, die von der EU als Nutzhanf zertifiziert sind. Voraussetzung ist unter anderem, dass die Blüten der Pflanzen einen Gehalt des psychoaktiven Inhaltsstoffs THC von 0,2 % nicht überschreiten. Beim Kauf von Saatgut ist daher Sorgfalt geboten, insbesondere weil die Rechtslage sich in anderen EU-Staaten teilweise unterscheidet. Teilweise sind feminisierte Cannabissamen nach Art von Zamnesia erhältlich, die sich unter anderem für den Anbau von medizinischem Cannabis eignen. Diese produzieren nur weibliche Pflanzen, die oft einen besonders hohen THC-Gehalt aufweisen. In Polen ist der Anbau solcher Pflanzen bislang nur in Ausnahmefällen möglich. Das Land deckt seinen Bedarf an medizinischem Cannabis zu 100 % über Importe. Insofern ist das Wachstum der Hanfindustrie durch die aktuelle Gesetzeslage beschränkt. Aber auch ohne den medizinischen Sektor hat der Hanf in Polen noch ein erhebliches Wachstumspotential. 

Einsatzgebiete von polnischem Hanf

Die Blüten sind für polnische Bauern der wertvollste Bestandteil der Pflanze. Sie erzielen damit rund 80 % Prozent ihrer Einnahmen. An zweiter Stelle stehen die Samen, die vor allem zur Herstellung von Hanföl für Kosmetik und Lebensmittel dienen. Sie machen immerhin 13 % der Umsätze aus. Deutlich geringer ist der Wert von Hanffasern und Hanfstroh, die zusammen etwa 5 % der Einnahmen ausmachen. Das könnte sich allerdings in Zukunft ändern. Denn die Nachfrage nach Hanffasern als Alternative zu Kunststoffen steigt immer weiter an. Schon jetzt setzen Autohersteller Hanf als Alternative zu Glasfasern ein und in der Bauindustrie kommt er als Dämmstoff zum Einsatz. Wenn die Preise für Hanffasern auf dem Weltmarkt steigen, könnte das auch die Rentabilität des Hanfanbaus in Polen steigern. Ob die Branche jemals zu ihrer alten Größe zurückfindet, ist zweifelhaft. Aber es scheint ganz so, als ob der Hanf in Polen eine blühende Zukunft vor sich hat. 

Über Brigitte Jaeger-Dabek 1608 Artikel
Brigitte Jäger-Dabek kennt Polen seit vielen Jahren und ist als freie Journalistin Polen-Expertin. Sie ist Autorin des preisgekrönten Buchs "Länderporträt Polen".