Geburtenrate in Polen und der demographische Wandel

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Geburt Polen

Abnehmende Geburtenrate in Polen, Foto: pixabay.com/CC0

Die polnischen Frauen gebären immer weniger Kinder. Gleichzeitig hält der Migrationsstrom nach Europa unvermindert an. Außerdem hat die Lebenserwartung der polnischen Bevölkerung seit dem Fall des eisernen Vorhanges um 8 Jahre zugenommen. Forscher sehen darin dramatische Anzeichen für ein schnelles Altern der momentan noch jungen polnischen Gesellschaft. Nun ist die Politik gefragt, die sich mit diesen Tatsachen auseindersetzen muß, um diesem demographischen Trend sozialpolitisch entgegenzuwirken. Welche Optionen hat sie?

Rollenbilder und gesellschaftliche Rahmenbedingungen

Seit den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts bis zum Ende des kommunistischen Systems ist die polnische Bevölkerung kontinuierlich gewachsen. Während des Sozialismus war das Rollenbild der Frau geprägt von traditionellen Vorstellungen, die die Frau in erster Linie als Mutter mehrerer Kinder sahen. Es waren in dieser Zeit sowohl ausreichend Krippenplätze vorhanden als auch außerschulische Betreuungsangebote, so dass dieses Konzept nicht hinterfragt werden mußte.

In den 90iger Jahren kam es dann systembedingt zu einem Mentalitätswandel.

Neue Möglichkeiten ließen das herkömmliche Rollenmodell zunehmend als unattraktiv erscheinen, auch weil mit dem Ende des Kommunismus plötzlich weniger Kindertagesstätten zu Verfügung standen. Dies und die heute hohen Lebenshaltungskosten – vor allem in den großen Städten – sind wichtige Gründe für die niedrige Geburtenziffer.

Wichtig ist auch die Tatsache, dass Frauen im gebärfähigen Alter überproportional stark bei den Migranten vertreten sind.

Anhaltende Auswanderung

Länder wie Deutschland sind nach wie vor beliebte Ziele für auswanderungswillige junge Polen. Da die kulturelle Differenz vergleichsweise gering ist (viele polnische Jungennamen sind den deutschen männlichen Vornamen sehr ähnlich), ist die Integration mit wenig psychischem Stress verbunden. Die polnischen Arbeitsimmigranten lassen sich daher oftmals dauerhaft in Deutschland nieder.

Der demographische Wandel wird daher auch für den deutschen Arbeitsmarkt in Zukunft direkte Folgen haben. Zwar hat Polen auch einen Zuzug von Migranten aus der Ukraine oder Weißrussland zu verzeichnen, doch gestaltet sich die Integration da schwerer und ist auch oftmals nur temporär.

Politische Maßnahmen

Um politisch sinnvoll agieren zu können, muss man zunächst das Problem und deren Ursachen benennen können. Das polnische statistische Hauptamt ( GUS) hat errechnet, dass für eine stabile demographische Entwicklung auf 100 Frauen über 210 Geburten kommen müssen, anders ausgedrückt: es müssen in Polen jährlich 400.000 Geburten stattfinden.

Welche Maßnahmen für das Erreichen dieses Zieles wurden initiiert?

  • Es gibt in Polen eine sowohl breit als auch hochwertig aufgestellte demographische Forschung, die auch stark mit der Politik vernetzt ist.
  • Schon als Oppositionspartei schrieb die PiS in ihr Parteiprogramm die Forderung nach Kindergeld. Als Regierungspartei führte sie für ab dem zweiten Kind ein Kindergeld von 500 Zloty ein.
  • Zwar läßt sich das Problem nicht finanziell lösen, doch die so erfahrene Wertschätzung erhöht den Anreiz für Frauen Kinder zu bekommen.

Welche fehlen noch?

  • Die außerschulische Kinderbetreuung ist in Polen immer noch unzureichend, aber gerade sie würde dafür sorgen, dass Frauen sich nicht zwischen Karriere und Kinderwunsch entscheiden müssten, sondern beides vereinbaren könnten.
  • Es reicht nicht, dass man nur an den Patriotismus appelliert, um die Migration von Fachkräften nach Westeuropa zu unterbinden. Bessere berufliche Perspektiven und vielfältige Weiter-und Fortbildungsmöglichkeiten der Arbeitnehmer sind hier gefragt.

 

Ob die schon umgesetzten sozialen Reformen ihre erhoffte Wirkung zeigen, bleibt abzuwarten. Aber Polen ist natürlich keine Insel und so ist das Problem eingebettet in einen größeren Kontext, der sich auch unerwartet verändern kann.

Quelle:

https://www.bpb.de/internationales/europa/polen/286585/analyse-die-demographische-entwicklung-polens-herausforderungen-und-konsequenzen

 

Über Brigitte Jaeger-Dabek 1608 Artikel
Brigitte Jäger-Dabek kennt Polen seit vielen Jahren und ist als freie Journalistin Polen-Expertin. Sie ist Autorin des preisgekrönten Buchs "Länderporträt Polen".