Polen: Deportierte fordern Hilfsfonds von Deutscher Bahn

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Die beiden größten Opferverbände, die polnische Deportierte des Naziregimes vertreten, fordern von der Deutschen Bahn AG humanitäre Hilfe und die Einrichtung eines Hilfsfonds für polnische Opfer, die oft so kleine Renten bekommen, dass sie sich weder medizinische Versorgung noch Medikamente leisten können.

Die Deutsche Bahn AG sei Rechtsnachfolgerin der Deutschen Reichsbahn und die habe mit dem Transport der Opfer des Dritten Reichs enorme Profite eingefahren, argumentiert Stanislaw Zalewski, Vorsitzender des „Polnischen Bundes ehemaliger politischer Häftlinge“ am 12. Januar auf einer Pressekonferenz in Warschau. Zalewski betonte dabei, es gehe nicht um eine Entschädigung, sondern um humanitäre Hilfe. Die Deutsche Bahn schicke sich nun an, abermals in Polen Geschäfte zu machen, da sei es nichts weiter als gerecht, wenn ein Teil dieser Einkünfte den damaligen Deportierten zukämen.

Der Bahnkritiker Han-Rüdiger Minow, der Vorsitzende der deutschen Initiative „Zug der Erinnerung“, sprach von 445 Millionen Euro, die seinerzeit die Reichsbahn durch die Deportationen eingenommen hätte. Er verlangte in Warschau von der Deutschen Bahn, sie solle sich der historischen Verantwortung stellen. Die Deutsche Bahn hatte sich an der Entschädigung polnischer Zwangsarbeiter durch Zahlungen der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung, Zukunft“ finanziell beteiligt. Bis 2007 waren rund 979 Millionen Euro aus Bundesmitteln und Beiträgen derjenigen Unternehmen, die sich seinerzeit durch Zwangsarbeit bereichert hatten, an 484.000 polnische Geschädigte ausgezahlt worden. Die Opfer mussten im Gegenzug eine Verzichtserklärung unterzeichnen. Formaljuristisch haben diese polnischen Opfer auf weitere Entschädigungen keinen Anspruch mehr.

Die polnischen Verbandsvertreter betonten jedoch, die Bahn habe wohl Entschädigung für die Zwangsarbeit gezahlt, nicht aber für ihre Beteiligung an den Deportationen ind KZs und andere Haftstätten. Dariusz Pawlos von der Stiftung „Polnisch-Deutsche Aussöhnung“ erklärte, Für Zahlungen aus dem geforderten Hilfsfonds kämen etwa 100.000 polnische Opfer in Frage.

Unterstützt werden die Opferverbände vom Ex-Außenminister Wladyslaw Bartoszewski, dem Deutschlandbeauftragten der polnischen Regierung. Er war selbst von der Reichsbahn von Warschau nach Auschwitz transportiert worden.

Einziger Kommentar der Deutschen Bahn: Die Deutsche Bahn AG ist nicht Rechtsnachfolger der Deutschen Reichsbahn.

Anmerkung: Nach dem Krieg hatten die Deutsche Bundesbahn im Westen und die Deutsche Reichsbahn im Osten jeweils das Schienennetz, den Fuhrpark und das Personal der Reichsbahn übernommen. Darunter waren auch Züge, mit denen Deportierte transportiert wurden und Personal, das in die Deportations-Transporte involviert war. Die Deutsche Bahn AG ist Nachfolgerin der beiden Staatsbetriebe Deutsche Bahn und Deutsche Reichsbahn.

Über Brigitte Jaeger-Dabek 1608 Artikel
Brigitte Jäger-Dabek kennt Polen seit vielen Jahren und ist als freie Journalistin Polen-Expertin. Sie ist Autorin des preisgekrönten Buchs "Länderporträt Polen".