Bis heute ist das polnische Weihnachtsfest vom katholischen Glauben und alten christlichen Traditionen geprägt und ein großes Familienfest. Noch immer ist die Vorfreude auf das gemeinsame Festmahl groß und wichtiger als der Austausch von Geschenken. Schon lange vor dem Fest wird geplant, eingekauft, vorgekocht, gebraten und gebacken.
Die katholischen Kirchen Polens werden zur Weihnachtszeit mit Weihnachtskrippen geschmückt, deren Figuren oft lebensgroß sind. Sie zeigen Jesus auf Heu in der Krippe gebettet, davor Maria im traditionell blauen Kleid und Josef mit dem Pilgerstab, dazu kniende Hirtenknaben, Ochs und Esel. Am 6. Januar werden noch die Heiligen Drei Könige dazu gestellt.
Eine Besonderheit stellen die Krakauer Weihnachtskrippen dar, sie wurden im Winter von Maurern und Zimmerleuten aus Holz gefertigt. Einst wurden sie von den Jungen im Dorf herumgetragen. Mit der Zeit wurden die Krippen immer prächtiger verziert, immer aufwändiger gestaltet und mit bunter Alufolie beklebt. Traditionell sind die Figuren bei diesen Krippen in eine prunkvolle Kirchenfassade eingepasst, der meist die Krakauer Marienkirche als Vorlage diente.
Zwar ist Polen das Herkunftsland der Weihnachtsgans, aber die gibt es in Polen nicht am Weihnachtsabend. Der gehört nämlich noch zur Adventszeit und die ist in Polen strenge Fastenzeit. Deshalb gibt es in Polen nicht so viele Weihnachtsmärkte wie in Deutschland.
Der katholischen Tradition entsprechend wird am Heiligabend gegen 17 Uhr gefastet. Um diese Zeit geht der erste Stern auf, der den Beginn des Weihnachtsfestes signalisiert. Die Familien versammeln sich um den festlich gedeckten Tisch und beginnen Weihnachten mit dem Brechen der großen Oblate, die oft bunt bedruckt und eckig ist. Die Stücke werden unter den Familienmitgliedern aufgeteilt zum Zeichen, dass alle das Leben miteinander in Liebe teilen wollen, man wünscht sich alles Gute, Gesundheit und frohe Weihnachten.
Nun werden die Kerzen des reichlich geschmückten Weihnachtsbaumes angezündet und die Familien setzen sich an den festlich gedeckten Tisch, auf dem traditionell ein Gedeck mehr aufgelegt ist, um einen unerwarteten Gast bewirten zu können. In Erinnerung an die Herbergssuche der Heiligen Familie soll kein anklopfender Gast draußen vor der Tür bleiben.
Die Kinder warten gespannt darauf, den Teller anheben zu können und nachzuschauen, ob ein Geldstück darunter liegt. Unter dem Tisch liegt nach altem Brauch ein kleiner Ballen Stroh, aus dem sich jeder Anwesende einen Halm zieht, wer den längsten hat, der wird auch am längsten leben. Eigentlich soll dieser Brauch aber an Jesu Geburt auf Stroh erinnern.
Nach altem Brauchtum stehen als Erinnerung an die zwölf Apostel zwölf verschiedene Gerichte auf dem Tisch, alle fleischlos, denn die Fastenzeit endet erst um Mitternacht, weshalb auch auf Wein zum Essen und den geliebten Wodka zur Verdauung verzichtet wird.
Die Festtafeln sind üppig gedeckt, die Tische biegen sich zu diesem Weihnachtsmahl in polnischen Familien. Zur polnischen Weihnachtstafel gehört auch Süßes, besonders Mohnkuchen ist ein absolutes Muss. Genauso unverzichtbar sind Karpfen in Biersauce, auch Borschtsch, Piroggen, Hering in Öl, Bratfisch und Fisch in Aspik gehören ebenso auf die Weihnachtstafel wie Krautgerichte, und polnischer Gemüsesalat.
Nach dem Festessen wird die Geduld der Kinder belohnt. Endlich ist es so weit die Bescherung naht. Strahlende Kinderaugen und glühende Wangen warten auf den Sternenmann und seinen Begleitung, die Sternenjungen Den Weihnachtsmann kennt die polnische Tradition nicht. Wie bei uns der Weihnachtsmann prüft in Polen der Sternenmann die großen und kleinen Kinder. Haben sie ihren Katechismus gelernt? Waren sie brav? Belohnt werden sie mit Geschenken und Leckereien.
Es wird viel gesungen während der wigilia, der Heiligen Nacht in Polen, die polnischen Weihnachtslieder koledy gehören zu den schönsten der Welt. In die Kirche gehen die Familien zur Mitternachtsmesse pasterka, was Hirtenwache bedeutet. Schon der Kirchgang durch die oft sternklare, eiskalte Winternacht über knirschenden Schnee, der feierliche Glockenklang und die von weitem sichtbare festlich erleuchtete Kirche ist ein besonderes Erlebnis nicht nur für die kleinen Familienmitglieder.
Den ersten Weihnachtstag verbringen polnische Familien daheim. Traditionell gehört dieser Tag mit der Familie und nur die in den Tagen vor dem Fest bereits gekochten Speisen werden verzehrt. Am zweiten Feiertag, dem Stefanstag werden nach alter Sitte Verwandtenbesuche gemacht, noch einmal wird aufgefahren, was die Speisekammer noch hergibt, noch einmal biegen sich die Tische.