In der ehemaligen Synagoge von Chmielnik entsteht ein Museum, das an die im Holocaust untergegangene Welt der Schtetl erinnert.
In die Welt der jüdischen Schtetl im Osten Polens führt eine neue Ausstellung in der Kleinstadt Chmielnik in der Woiwodschaft Swietokrzyskie (Heiligkreuz) ein. Dort wird am 15. Juni das Museum und Bildungszentrum „Swietokrzyski Sztetl“ in einer ehemaligen Synagoge eröffnet. Das 1633 im Stil der Renaissance erbaute Gebäude war in den vergangenen Jahren restauriert worden.
Nach dem Jüdischen Museum der Woiwodschaft Masowien in P?ock und dem Museum der Geschichte der Polnischen Juden in Polens Hauptstadt Warszawa (Warschau) ist das Museum in Chmielnik bereits die dritte Einrichtung, die dieses Jahr eröffnet wird und mit der Geschichte der Juden in Polen verknüpft ist. Dies zeigt den hohen Stellenwert, den man im Nachbarland Polen mittlerweile der Beschäftigung mit dem jüdischen Erbe beimisst.
Die südlich von Kielce gelegene Kleinstadt Chmielnik zählte vor dem Zweiten Weltkrieg rund 10.000 Einwohner, von denen etwa 80 Prozent mosaischen Glaubens waren. Unter den heutigen 4.000 Einwohnern gibt es keine Juden mehr. 1941 hatten die Nationalsozialisten ein Getto in Chmielnik errichtet. Ein Jahr später wurden von dort rund 13.000 Juden aus Chmielnik und Umgebung in die Vernichtungslager von Treblinka deportiert. Nur wenige ehemalige Bewohner überlebten den Holocaust.
Bürgermeister Jaros?aw Zatorski hatte schon vor mehr als zehn Jahren die Initiative ergriffen, sich mit der jüdischen Vergangenheit seiner Stadt auseinanderzusetzen. Zum 450. Geburtstag von Chmielnik im Jahr 2001 erinnerte er daran, dass jüdische Bürger die Stadt mit aufgebaut und über Jahrhunderte gemeinsam und friedvoll mit der nichtjüdischen polnischen Bevölkerung gelebt hatten. Damals begann man damit, die Großeltern zu befragen und in Archiven zu suchen, um etwas über die jüdische Geschichte der Stadt zu erfahren. Es entstand ein Buch über die Juden von Chmielnik. Bereits seit 2003 wird jedes Jahr im Juni ein jüdisches Kulturfest in der Kleinstadt veranstaltet, an dem sich die Schulklassen ebenso beteiligen wie der örtliche Pfarrer.
Die ehemalige Synagoge wurde zur Zeit des Nationalsozialismus als Getreidelager genutzt und überstand so den Zweiten Weltkrieg und die Nachkriegszeit. Anfang 2011 begannen Sanierungsarbeiten. Jetzt wird dort in einer multimedialen Ausstellung das Chmielnik der Vorkriegszeit wieder lebendig. Besucher tauchen ein in die Welt eines jüdischen Schtetls, wie es für den Osten Polens einst typisch war. Man erlebt die geschäftige Atmosphäre des früheren Marktes, eine jüdische Schule oder eine Familie bei ihrer Vorbereitung auf das Sabbat-Fest. Das neue Museum wird auch zeigen, welche Rolle die jüdische Bevölkerung in anderen Städten der Woiwodschaft ?wi?tokrzyskie spielte und wie sich das Zusammenleben von Juden und Nichtjuden in der Vergangenheit gestaltete.
Für die Einrichtung des neuen Museums ist die Warschauer Firma Nizio verantwortlich, die bereits mehrere spektakuläre Museumsprojekte in den vergangenen Jahren verantwortete. Das neue Museum wird bei seiner Bildungsarbeit mit der Universität der Woiwodschafts-Hauptstadt Kielce kooperieren.
Zur offiziellen Eröffnung des neuen Museums am 15. Juni werden neben dem polnischen Kulturminister auch der israelische Botschafter in Polen sowie der heute in Israel lebende ehemalige Bürger von Chmielnik, Majer Ma?y, erwartet. Der bekannte galizische Klezmersänger Leopold Koz?owski gibt ein Konzert. Eingebunden ist die Eröffnung in das Treffen mit der jüdischen Kultur, das am 15. und 16. Juni bereits zum elften Mal in Chmielnik stattfinden wird. Neben Musik, Ausstellungen und anderen künstlerischen Darbietungen erwarten die Besucher auch traditionelle jüdische Gerichte. In der Kleinstadt gibt es das einzige jüdische Restaurant der Region.
Informationen über chmielnik:
Chmielnik liegt etwa 30 km südlich der Woiwodschafts-Hauptstadt Kielce und gut 110 km nordöstlich von Kraków (Krakau). Informationen über die Stadt unter www.chmielnik.com In Chmielnik und Umgebung gibt es einige agrotouristische Unterkünfte; zahlreiche Hotels der unterschiedlichen Kategorien sind in Kielce sowie im nahe gelegenen Kurort Busko-Zdrój zu finden. Direkt am Marktplatz befindet sich das Restaurant Cymes, das auf traditionelle jüdische Gerichte spezialisiert ist. Infos unter www.cymeschmielnik.pl Informationen über das neue Museum und Bildungszentrum in Chmielnik unter www.swietokrzyskisztetl.pl
Quelle: Polnisches Fremdenverkahrsamt