Polen: Keine Auswanderungswelle nach Deutschland erwartet

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Institut für Arbeits- und Berufsforschung

Institut für Arbeits- und Berufsforschung,

Die Schonzeit ist fast vorbei, am 1: Mai 2011 werden auch der deutsche und österreichische Arbeitsmarkt die Arbeitnehmer aus Polen, Litauen, Lettland, Slowenien, Slowakei, Tschechien, Estland und Ungarn geöffnet. Sie alle dürfen dann ohne Beschäftigungs- und Aufenthaltserlaubnis in Deutschland oder Österreich tätig werden.

 

Die Ansichten darüber, was dann passieren wird, gehen zwischen Experten und Laien ziemlich auseinander. Laut einer Umfrage, die das Meinungsforschungsinstitut GfK für die Wochenzeitung „Welt am Sonntag“ durchgeführt hat, fürchten sich drei Viertel der Deutschen davor, dass Arbeitsplätze deutscher Beschäftigter verloren gehen werde. Vor allem die Arbeitsstellen von Geringsqualifizierten sehen 43% der Deutschen in Gefahr. Nur 15 Prozent der Deutschen sehen keinerlei Gefahr für die Arbeitsplätze.

 

In Polen sieht man das als eine weit übertriebene Angst vor Osteuropa an. Dort erwartet man keine neue Auswanderungswelle. Die Polen würden den europäischen Markt nun schon kennen, man erwarte keine Exodus, kommentierte die polnische Arbeitsministerin Jolanta Fedak der polnischen Nachrichtenagentur PAP gegenüber. Sie erwarte eher, dass diejenigen Polen ihren Status legalisieren, die derzeit illegal in Deutschland arbeiten. Zur Zeit arbeiten schätzungsweisen an die 400.000 Polen in Deutschland, vorwiegend auf dem Bau sowie als Erntehelfer und Saisonarbeiter.

Hatte Polen nach dem EU-Beitritt noch einen gewaltigen Aderlass zu verkraften, als mehr als eine Million Polen vorwiegend nach Großbritannien und Irland auswanderten, erwarte die Regierung Tusk nach Öffnung des deutschen Arbeitsmarktes nur eine Miniwelle von maximal 100.000 Arbeitsmigranten nach Deutschland und um die 20.000 nach Österreich.

 

Polen versucht heute alles, vor allem seine Fachkräfte im Land zu halten, vor allem im Gesundheits- und Pflegesektor, denn die Emigrationswelle ganzer Krankenhausbelegschaften nach Großbritannien, Irland und Skandinavien, hatte nicht nur Polen Probleme gemacht. Mittlerweile sind zahlreiche Arbeitsmigranten der Welle nach dem EU-Beitritt Polens wieder zurückgekehrt, denn als der Rest Europas in die Rezession stürzte, blieb Polens Wirtschaft auf Wachstumskurs und die Rückkehrer finden im eigenen Land derzeit gute Jobchancen vor.

 

Die Wirtschaftfachleute aller Länder sind sich einig: Die Forschung habe nun eindeutig und längst belegt, dass Einwanderungsbewegungen sowohl auf die Löhne als auch auf die Beschäftigung im Zielland so gut wie keinen Einfluss hat. Das gelte selbst für dramatische Wanderungsbewegungenm erklärte Thomas Bauer, Vizepräsident des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) in Essen, und nannte als Beispiel die Flüchtlingsströme aus Kuba nach Florida 1980. Dieser Migrantenstrom machte schnell sieben Prozent der erwerbstätigen Bevölkerung Miamis aus. Der Effekt auf den Arbeitsmarkt sei damals aber marginal gewesen.

 

Das Nürnberger Institut für Arbeitsnmarkt und Berufsforschung IAB stellte im Dezember eine Studie vor, in der untersucht wurde, ob die Erwerbslosigkeit durch Zuwanderung steigen würde. Die Ergebnisse waren eindeutig. Bei einer Zuwanderung von 450.000 Osteuropäer würden in Deutschland die Löhne um 0,1% sinken, die Arbeitslosenrate um 0,1% steigen. Erwartet werden aber auch vom IAB maximal 100.000 Arbeitsmigranten aus dem östlichen Europa.

 

Die Experten sehen daher sie Ängste der Deutschen als völlig unbegründet an, vor allem ist bis heute an die Stammtische nicht durchgedrungen, dass die bisher gültigen Schutzfristen Deutschland eher geschadet haben, da man den längst nötigen Zulauf von Fachkräften weitgehend abgeblockt hatte, zum Schaden der deutschen Wirtschaft. Die Experten-Empfehlungen auch aus gewerkschaftsnahen Kreisen gehen daher eher in die Richtung, zum Schutz geringqualifizierter Deutscher einen allgemeinen Mindestlohn festzulegen.

Über Brigitte Jaeger-Dabek 1608 Artikel
Brigitte Jäger-Dabek kennt Polen seit vielen Jahren und ist als freie Journalistin Polen-Expertin. Sie ist Autorin des preisgekrönten Buchs "Länderporträt Polen".