Polen-Russland: EM-Spiel mit Krawalluntermalung

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Jakub Blaszczykowski

Jakub Blaszczykowski; Foto: Roger Gor?czniak,

Es war ein heikler Termin, den die Spielauslosung der EURO 2012 in Warschau für die Begegnung  Polen gegen Russland festgelegt hatte. Der 12. Juni nämlich ist ein russischer Nationalfeiertag. Er soll an die Deklaration der russischen Unabhängigkeit vom 12. Juni 1990 erinnern. Bei dem noch immer angespannten polnisch-russischen Verhältnis war damit zu rechnen, dass dieser Spieltag in Warschau wohl kaum ohne Zusammenstöße gewaltbereiter Fans auskommen würde.

Schon lange vor dem Spiel hatte eine Gruppe von rund 1.000 russischen Fans verkündet, ihres Nationalfeiertags durch einen gemeinsamen Marsch zum Stadion zu gedenken. Entsprechend groß war das Polizeiaufgebot. Die Organisatoren des Marsches mussten sich zuvor bei polnischen Behörden dahin gehend verpflichten, keine Symbole der Sowjetunion und des Kommunismus zu tragen, was in Polen strafbewehrt verboten ist.

Gegen diesen Marsch hatten sich Politiker der oppositinellen nationalkonservativen Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) ausgesprochen, die eine Genehmigung für den russischen Marsch durch die Warschauer Stadtpräsidentin Hanna Gronkiewicz-Waltz einen Skandal nannte. Wie PiS-Parteisprecher Adam Hoffman anfügte, sei das, als ob die Deutschen einen Marsch mit Nazi-Symbolen in Tel-Aviv veranstalten würden.

Ungeachtet des massiven Polizeiaufgebotes versuchten Gruppen von  polnische Hooligans mehrfach, die Russen zu provozieren und anzugreifen. Auch russische Hooligans versuchten aus dem von Polizeikräften umgebenen Block, die polnischen Hooligans anzugreifen. Es flogen Steine und Feuerwerkskörper.

Zweiter neuralgischer Punkt in Warschau war die Fanzone vor dem Warschauer Kulturpalast, in der sich an die 100.000 Fans zum Public Viewing versammelt hatten. Auch dort versuchten gewaltbereite Hooligans sich während des Spiels durch einen Eingang für Techniker Zutritt zu verschaffen,  Steine und Flaschen flogen auf die Polizei, die daraufhin Wasserwerfer einsetzte.

Der gesamte Weg zum Stadion war genauso von Kameras überwachte, wie auch die Fanzone. Polizeikräfte sind nun dabei, die Kamerabilder auszuwerten, um weiterer Straftäter habhaft zu werden.

Auch nach dem Spiel gingen die Auseinandersetzungen in der Stadt bis nach Mitternacht weiter. Nach Polizeiangaben mussten 15 Verletzte im Krankenhaus behandelt werden, von denen aber niemand schwer verletzt sei. Auch ein Deutscher soll darunter sein. Die Polizeikräfte nahmen 138 Gewalttäter fest.

Sportlich stand die polnische Fußballnationalmannschaft bereits nach dem ersten Spiel gegen den vermeintlich schwächsten Gruppengegner Griechenland, das mit 1:1 unentschieden endete, mit dem Rücken zur Wand. Eine Niederlage gegen die beim 4:1 in ihrer ersten Begegnung gegen Tschechien groß aufspielenden Russen hätte das fast sichere „Aus“ für die Polen bedeutet. Doch das kleine Wunder an der Weichsel geschah.

In einer emotionsgeladenen aber weitestgehend friedlichen Atmosphäre des Warschauer Nationalstadions steigerte sich die Mannschaft des polnischen Nationaltrainers Franciszek Smuda um hundert Prozent. Nach der 1:0-Führung durch den russischen Angreifer Alan Dsagojew in der 37. Minute glich der polnische Mittelfeldspieler Jakub Blaszczykowski von Borussia Dortmund in der 57. Minute zum 1:1 aus. Polen hielt das Remis bis zum Schlusspfiff des deutschen Schiedsrichters Wolfgang Stark, der mit seinem Team eine ausgezeichnete Leistung bot.

Polen hat damit die Chancen auf einen Einzug ins Viertelfinale gewahrt, für den ein Sieg im dritten Gruppenspiel der EURO 2012 gegen Tschechien nötig ist. Bis dahin darf die Nation weiter hoffen und träumen.

Hier ein hervorragender Artikel über dieses Spiel und das polnisch-russische Verhältnis:

Polen vs. Russland: Mehr als  ein Fußballspiel

Aktualisierung 14.06.2012:

Die ganze Nacht über kam es zwischen polnischen und russischen Hooligans immer wieder zu Straßenschlachten in der Warschauer Innenstadt und um das Warschauer Nationalstadion herum. Die Polizei setzte Wasserwerfer, Tränengas und Gummigeschosse gegen die Gewalttäter ein. Insgesamt wurden 180 Personen verletzt, darunter auch zehn Polizisten. Bis zum Morgen nahmen rudn 6.000 Sicherehitskräfte 184 mutmaßliche Gewalttäter fest. Nach dem polnischen Schnellverfahrensrecht sollen erste Urteile gegen Hooligans bereits am Freitag gefällt werden, versprach Innenminister Jacek Cichocki. Weitere Festnahmen seien wahrscheinlich hieß es.

Die meisten Festgenommen, nämlich rund 157 seien polnische Hooligans, die teils vermummt waren und mit den verschiedensten Wurfgeschossen, Feuerwerkskörpern und Schlagwaffen auf russische Fans losgingen, erklärte das Innenministerium. Die polnische Sportministerin Joanna Mucha kommentierte die Ereignisse in Warschau mit der Einschätzung, die Gewalttäter seien gewöhnliche Hooligans und fügte an, sie schäme sich für diese Leute.

Inzwischen hat  der russische Präsident Wladimir Putin telefonisch den polnischen Ministerpräsidenten Donald Tusk angerufen . Wie der Pressedienst des Kremls meldet, hat Putin Tusk  an die Verantwortung des Veranstalterlandes für die Sicherheit ausländischer Fans erinnert. Auch habe Putin Tusk gegenüber seine Besorgnis über die Situation russischer Fans bei der EURO 2012 in Polen  ausgedrückt.

Über Brigitte Jaeger-Dabek 1605 Artikel
Brigitte Jäger-Dabek kennt Polen seit vielen Jahren und ist als freie Journalistin Polen-Expertin. Sie ist Autorin des preisgekrönten Buchs "Länderporträt Polen".