Die polnischen Behörden wollen das Internet stärker dazu nutzen, die jüngere Generation über die Verbrechen des Nazi-Regimes und den Horror des Holocaust aufzuklären. Um dieses Ziel zu erreichen, hat die Verwaltung des ehemaligen Konzentrationslagerkomplexes in Auschwitz nun eine eigene Seite auf dem Online-Community-Portal Facebook http://www.facebook.com eingerichtet.
Dort finden Interessierte zahlreiche Neuigkeiten und Hintergrundinformationen rund um die mittlerweile in ein staatliches polnisches Museum verwandelte Gedenkstätte, die Angaben der polnischen Verwaltung zufolge jährlich von mehreren Mio. Menschen aus der ganzen Welt besucht wird und zu einem Mahnmal der Grausamkeit der NS-Herrschaft während des Zweiten Weltkriegs geworden ist.
„Wir sind stets darum bemüht, neue Wege ausfindig zu machen, um die Menschen zu erreichen. In der heutigen Welt ist das Internet eines der effektivsten Werkzeuge zur Erreichung dieses Ziels“, erklärt Pawel Sawicki, Beamter im Dienst des Museums in Auschwitz, gegenüber der BBC. Nachdem man erst vor wenigen Monaten zusätzlich zur Museums-Homepage einen eigenen Kanal auf der Video-Plattform YouTube gestartet habe, sei nun eben Facebook an der Reihe. „Millionen von Menschen nutzen Facebook. Wenn es unsere Mission ist, die heutige Jugend zu verantwortungsvollen Bürgern der gegenwärtigen Welt zu erziehen, könnte es keinen geeigneteren Ansatz geben, als auf Tools zu setzen, die die Menschen auch selbst gerne verwenden“, fasst Sawicki die Beweggründe für die Errichtung der Auschwitz-Seite auf dem Portal zusammen.
„Die Facebook-Seite wird Interessierten einen Ort zur Diskussion bieten, den es auf der offiziellen Homepage der Gedenkstätte in der Form nicht gibt“, erläutert Sawicki. Dass es dabei auch zu Übergriffen einzelner Nutzer kommen könnte, die diese Möglichkeit dazu missbrauchen, um rassistisches bzw. antisemitisches Gedankengut zu verbreiten, ist man sich bei der Museumsverwaltung durchaus bewusst. „Hier soll zwar ein Ort des Diskurses entstehen. Natürlich werden wir es aber nicht zulassen, dass das Gedenken der Opfer und dieser Stätte in den Schmutz gezogen wird“, betont Sawicki. Bislang sei das Ganze aber noch eher als Experiment einzustufen. „Wir werden sehen, wie die Leute reagieren“, so der Auschwitz-Beamte.