Die längst überfällige Bahn-Reform sieht der polnische Premierminister Donald Tusk als ein schwieriges Unterfangen, schwieriger gar, als die doch nicht minder verzwickte Rentenreform. Donald Tusk will den Missständen bei der polnischen Bahn nicht länger zuschauen, zumal das Wutpotenzial bei den polnischen Bürgern wächst und 2011 Parlamentswahlen anstehen.
Das Großreinemachen bei der polnischen Eisenbahn PKP hat schon zum Jahresende begonnen. Die Entlassung des Vorstandsvorsitzenden Andrej Wach war lange gefordert worden und erfolgte zu Silvester. Wach hatte die Bahn seit 2004 geleitet. In ihm hatte die polnische Öffentlichkeit den Hauptverantwortlichen für das Bahn-Chaos in Polen ausgemacht. Der neue, offenbar nicht ordentlich ausgearbeitete Fahrplan in Verbindung mit dem heftigen Wintereinbruch auch in Polen brachte die PKP und an den Rand des Kollaps – tagelang ging so gut wie nichts mehr. Leidtragende waren die polnischen Reisenden und Berufspendler, die darüber zu „Wutbürgern“ wurden. Erste größere Maßnahmen sollen im Frühjahr greifen, versprach Tusk.
Wenige Tage vor dem Bahn-Chef hatte auch der für den Bahnverkehr zuständige polnische Vize-Infrastrukturminister Juliusz Engelhardt seinen Job verloren. Er wurde am 22. Dezember durch Andrzej Massel ersetzt, der mit der Polnischen Bahn PKP seit über 20 Jahren verbunden ist. Er soll bis zum Frühjahr ein ganzheitliches Konzept für die Bahn vorstellen, das funktioniert und für mehr Konkurrenz auf dem Markt sorgt. Bis dahin wird er mit kleinen Maßnahmen den Menschen auf den Bahnsteigen und in den Zügen das Leben etwas erleichtern.