Henryk Gorecki 1993,Studio“ 11/12 1993, S.8,
Der polnische Komponist Henryk Mikolaj Gorecki ist nach langer, schwerer Krankheit im Alter von 76 Jahren in Katowice gestorben. Der 1933 in Czernica bei Rybnik geborenen und in Oberschlesien aufgewachsene Gorecki galt nicht nur als führend in der Neuen Musik Polens, er vereinte symphonische Musik mit Pop, stürmte 1992 mit seiner „Sinfonie der Klagelieder“ die Pop-Charts und hielt sich dort wochenlang. Diese 3. Sinfonie für Sopran und Orchester war sein internationaler Durchbruch.
Er vertonte darin einen Text, der an der Wand einer Zelle des Gestapo-Hauptquartiers von Zakopane gefunden wurde. In der Marienklage beweint eine Mutter ihren toten Sohn. Gorecki hatte diese Sinfonie schon 1976 komponiert, doch erst 1992 landete sie in den Charts und wurde als Schallplatte einer Einspielung mit dem Dirigenten David Zinman und der Sopranistin Dawn Upshaw über eine Million mal verkauft. Einen ähnlichen Erfolg konnten seine späteren Werke nicht wiederholen.
Gorecki wurde nach der Wende 1989 zu einem der bekanntesten Vertreter der polnischen musikalischen Avantgarde und galt gemeinsam mit Krzysztof Penderecki und Tadeusz Baird als führend in der Neuen Musik des Polens. Gorecki lehrte auch an der Musikakademie Katowice als Professor, wo er selbst einst Komposition bei Boleslaw Szabelski studiert hatte.
Einen hervorragenden Artikel über Gorecki hat Point, der deutsch-polnische Kalender veröffentlicht.
