Schlesien: Auf den Spuren von Eichendorff in Lubowice

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Die Ruine von Schloss Lubowitz; Foto: Klaudiusz Tobiasz , CC BY-SA 3.0

„Denkst Du des Schlosses noch auf stiller Höh?“ So fragte Joseph Freiherr von Eichendorff seinen Bruder in einem Gedicht. Die Zeile schmückt eine Ruine und es braucht viel Phantasie, um die kargen Mauerreste zu einem prachtvollen Schloss zu vervollständigen. Auch wenn der frühere Familiensitz der Eichendorffs heute nicht mehr zu erkennen ist, so pflegt man im kleinen Ort Lubowice (Lubowitz) im Süden Polens doch das Andenken an den großen Dichter der Romantik. Einen Flügel des Schlosses möchte man sogar wiederaufbauen.

Eichendorff wurde 1788 auf dem Schloss der Familie in Lubowitz geboren und kehrte später immer wieder dorthin zurück, bis es 1823 wegen finanzieller Nöte zwangsversteigert werden musste. Von dem barocken Schloss blieb nicht viel übrig. Erst wurde es im neogotischen Stil umgestaltet, dann 1945 von Bomben getroffen. Später diente es als Selbstbedienungsladen für Ziegelsteine – bis nur noch Fragmente des ehemaligen Prachtbaus vorhanden waren.

Doch auch ohne Schloss weht der Geist von Eichendorff wieder durch Lubowice, ein 300-Seelen-Dorf unweit von Raciborz (Ratibor) in Oberschlesien, wo man jedes Jahr den Geburts- und Todestag des großen Dichters gebührend feiert. Vor der Ruine wurden im vergangenen Jahr zweisprachige Schilder aufgestellt, auf denen man einige seiner schönsten Verse auf Deutsch und Polnisch lesen kann.

Schon im Jahr 1990 gründete sich ein Eichendorff-Verein, acht Jahre später eine Stiftung, die sich dem Andenken des Dichters widmet. Im Jahr 2000 öffnete ein Kultur- und Begegnungszentrum, das den Namen Eichendorffs trägt. Der Showmaster Thomas Gottschalk, dessen Familie ganz aus der Nähe stammte, hatte 50.000 Mark für die Renovierung gespendet und kam sogar zur Eröffnung. In die ehemalige Schule, die schon von der Mutter des Dichters gegründet worden war, zog 2005 eine Eichendorff-Gedenkstätte ein. Dort werden auch sehenswerte archäologische Funde aus Lubowitz gezeigt, die aus einer Siedlung der Lausitzer Kultur aus dem 9. bis 6. Jahrhundert vor Christus stammen.

Joseph von Eichendorff, Dichter der Romantik, Foto: Franz Kugler, CC-PD-Mark, PD Old

Joseph von Eichendorff, Dichter der Romantik, Foto: Franz Kugler, CC-PD-Mark, PD Old,

Das frühere Schloss des Dichters ging durch Umbauten und Zerstörungen verloren und wird auch nicht wieder neu entstehen. Doch zumindest der Ostflügel der Anlage, der noch am besten erhalten ist, soll nach dem Willen der Eichendorff-Stiftung wiederaufgebaut werden. Baupläne gebe es bereits, betont Paul Ryborz, Geschäftsführer des Eichendorff-Zentrums und Vertreter der deutschen Minderheit in der Region. Die erforderlichen Anträge beim Landratsamt und der Denkmalpflege der Woiwodschaft wurden vor einiger Zeit gestellt. Gibt es von dort grünes Licht, dann will man sich um EU-Mittel bemühen. An dem historischen Ort solle ein „Archiv der oberen Oder“ mit Ausstellungs- und Seminarräumen entstehen, so Ryborz. Dort solle die deutsch-polnisch–tschechisch-schlesische Kultur und Geschichte der Region präsentiert werden.

Das Erbe des Dichters werde heute auch in Polen gepflegt, meint Paul Ryborz. Eichendorff, der in vielen Ländern unterwegs war, mehrere Sprachen sprach und sehr tolerant war, eigne sich als Vorbild für das heutige Europa. Mehrere Schulen in Schlesien tragen heute seinen Namen. So interessieren sich neben deutschen zunehmend auch polnische Bürger für den Romantiker.

Für Besucher, die auf den Spuren des Freiherrn wandeln, bietet sich das Oberschlesische Eichendorff-Zentrum in Lubowitz zum Übernachten an. Die 23 preiswerten Zimmer werden an Individualreisende vermietet, wenn keine Tagungen stattfinden. Von Lubowitz ist es nicht weit nach Nysa (Neiße), wo sich Eichendorffs Grab auf dem Jerusalemer Friedhof befindet. Jenseits der tschechischen Grenze, in Kravare (Deutsch Krawarn) blieb der Stammsitz des schlesischen Zweigs der Familie erhalten. In Brzeznica (Bresnitz), einem Nachbardorf von Lubowitz, wurde erst vor wenigen Jahren eine alte Mühle saniert, die mit dem Dichter verbunden ist. Der Legende nach hat ihn die unglückliche Liebe zur Bresnitzer Müllerstochter zu seinem berühmten Gedicht „In einem kühlen Grunde“ animiert. Allerdings erhebt man auch in Heidelberg den Anspruch darauf, dass sich Eichendorff von einer dortigen Mühle zu seinem Gedicht inspirieren ließ.

Lubowice, das im Ortsschild auch den deutschen Namen Lubowitz trägt, liegt in der Woiwodschaft ?lask (Schlesien), rund zehn Kilometer von Raciborz entfernt. Dort erinnert ein Denkmal an den Dichter der Romantik. Informationen zum Eichendorff-Zentrum in Lubowitz gibt es unter www.eichendorff.pl.

 

Über Brigitte Jaeger-Dabek 1611 Artikel
Brigitte Jäger-Dabek kennt Polen seit vielen Jahren und ist als freie Journalistin Polen-Expertin. Sie ist Autorin des preisgekrönten Buchs "Länderporträt Polen".