Unsere Mütter, unsere Väter: Produzent Nico Hofmann entschuldigt sich bei den Polen

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Kompanie "Wiklina" der polnischen Untergrundarmee Armia Krajowa, Foto: Wikimedia Commons, Ryszard Kaczoruk

Nico Hofmann, der Produzent des umstrittenen ZDF-Dreiteilers „Unsere Mütter, unsere Väter“ erklärte heute in einem Interview mit Andrzej Dworak von der polnischen Tageszeitung „Polska the Times“, er habe in Deutschland mit jeder Reaktion von Zustimmung bis Ablehnung gerechnet, die Ablehnung und die hefigen Reaktionen aus Polen aber habe ihn erschüttert.

Auf die Frage, was ihn gerade an diesem Thema so fasziniere, antwortete Hofmann, es sei letztlich die Familiengeschichte gewesen. Die erfolgreichsten Filme „Stauffenberg“, „Rommel“, „Die Flucht“ und „Dresden“, seiner Produktionsfirma teamworx hätten sich alle mit diesem Themenkomplex befasst, wie auch der Film „Nicht alle waren Mörder“, der vom Überleben des Dritten Reichs als Jude in Berlin am Beispiel des Schauspielers Michael Degen handelt. Auf die Frage nach der persönlichen Familiengeschichte erklärt Hofmann, seine Mutter sei eine gläubige Anhängerin Hitlers gewesen, die begeistert zum BDM gehörte. Demgegenüber seien die Erzählungen meines heute 88-jährigen Vaters denen des von Volker Bruch gespielten Protagonisten Wilhelm Winter ähnlich. auch er war an der Ostfront im Einsatz und habe dort geschossen und getötet.

Auf die Frage, ob seine Eltern den Film gesehen haben und wie ihre Reaktion gewesen sein, antwortete Hofmann, beide hätten den Film lange nicht sehen wollen, hätten ihn  schließlich aber doch gewesen und seien sehr aufgewühlt gewesen. Seine Mutter habe gemeint, dies sei seit langem der erste deutsche Film gewesen, der die Kriegswirklichkeit zeigt, wie sie war. Der Vater habe sich schon früher geöffnet und habe ausführlich mit ihm über Filmsequenzen gesprochen.

Die Arbeit an dem Film habe inklusive Vorarbeiten und Recherche fünf Jahre gedauert, bemerkt Interviewer Andrzej Dworak und fragt Hofmann, was er heute an dem Film ändern würde. Hofmann antwortet, die heftige Kritik an dem Film aus Polen habe ihn tief getroffen. Er habe mit jeder Art von Reaktion in Deutschland gerechnet,

Nico Hofmann sieht sich eng mit Polen verbunden und kenne das Land durch eigene ausgedehnte Reisen. Auch habe er viele Freunde in Polen und habe auch mit mehreren polnischen Filmemachern bereits zusammengearbeitet. Künstlerisch habe ihn besonders sein Lehrer beeinflusst, der polnische Schauspieler Jan Biczynski, der in seinem ersten großen Film „Land der Väter, Land der Söhne“ mitgespielt habe. Gerade deshalb habe ihn die Kritik aus Polen so getroffen, auch wenn er sie verstehe, fügt Hofmann an.

Deshalb sei die Kritik aus Polen so schmerzhaft für ihn, aber er verstehe sie. Hofmann beteuerte, er garantiere, dass er die Szenen in und über Polen nach all den Diskussionen heute anders drehen würde. Man habe sich auf ein großes Team von allerdings ausschließlich deutschen Historikern und Beratern gestützt. Heute ist Hofmann klar, dass er auch hätte ausländische Berater zur Mitarbeit einladen sollen.

Interviewer Andrzej Dworak konfrontiert Hofmann mit dem Vorwurf, die ganze Sequenz über Polen sei schlampig gemacht, schlampig sei die verwendete polnische Sprache, derer sich die polnischen Protagonisten bedienen, schlampig die polnischen Aufschriften, sogar die Gesichter der Partisanen erschienen den Polen wie aus einer anderen Welt.

Tragisch bei allem sei,  und dem könne er nicht auskommen, dass er das Szenarium zu sehr nach dem Schicksla der Figur des Juden Viktor ausgerichtet habe und der Frage, wie Juden im Ausland überleben konnten. Großer Fhler des Teams sei es gewesen, dazu keine polnischen Historiker befragt zu haben. Man habe es wohl auch zu sehr mit der dramaturgischen Brille gesehen. Am meisten interessierte uns daran, wie ein deutscher Jude in Polen überleben konnte. Das habe dann zu einem Aufhäufen von antisemitischen aussagen und durch die Verallgemeinerung der angewandten Perspektive pars pro toto , die dahingehend interpretiert werden kann, ganz Polen in diesem Licht zu sehen. Hier habe man sich schuldig gemacht, schloss Hofmann, es tue ihm sehr Leid, dass er Manschen verletzt habe.

 

Über Brigitte Jaeger-Dabek 1608 Artikel
Brigitte Jäger-Dabek kennt Polen seit vielen Jahren und ist als freie Journalistin Polen-Expertin. Sie ist Autorin des preisgekrönten Buchs "Länderporträt Polen".